Author: Isabell Decker

Umfrage – Kurorte-Klima: Überblick über die aktuelle Geschäftslage und Auswirkungen auf Heilbäder und Kurorte – Die 5. Woche.

Am 15. April hat die Bundeskanzlerin, Angela Merkel, gemeinsam mit den Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder den Beschluss erster Lockerungen der Beschränkungen des öffentlichen Lebens zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie beschlossen. Kleinere Geschäfte, Kfz- und Fahrradhändler, Buchläden u.ä. dürfen unter der Einhaltung von Auflagen wieder öffnen. Auch die Prüfungen der Abschlussklasse in den Schulungen werden durchgeführt und ab dem 4. Mai nehmen die Schulen und Hochschulen den Betrieb schrittweise wieder auf. Nichtsdestotrotz bleiben die vorhergehenden Beschlüsse und Entscheidungen des Corona-Kabinetts gültig und die getroffene Verfügung wird bis zum 3. Mai verlängert. Restaurants, Bars, Kneipen, Hotels, Dienstleistungsbetriebe bei denen körperliche Nähe unabdingbar ist bleiben weiterhin geschlossen. Großveranstaltungen sind bis Ende August nicht erlaubt und private Reisen und Besuche auch von Verwandten sind weiterhin nicht gestattet.

Bisher keine Erholung – die Geschäftslage bleibt weiterhin schlecht. Aber: Zuversicht für die nächsten Monate steigt.

Die Geschäftslage bleibt auch weiterhin schlecht – kein Wunder, denn auch weiterhin greifen die Verbote und Beschränkungen für den Freizeit- und Tourismussektor. Die im letzten Kurorte-Klima (07.04.2020) beschriebenen Lichtblicke wachsen. Es ist ein leichter, aber aus unserer Sicht realistischer Optimismus erkennbar. Der „Bodensatz“ wurde vor den Osterfeiertagen erreicht. Nun heißt es: Zeit nach vorne zu schauen, denn es wird für den Tourismus die Zeit nach Corona kommen.

Deutlich werden die Lichtblicke in Form von Zukunftshoffnung. Auch wenn immer noch der Großteil die Geschäftserwartung für die nächsten drei Monate als gleichbleibend (ca. 42 bis 44%) oder auch als schlechter (40 bis 42%) bewertet. Die Geschäftserwartungen generell fallen deutlich positiver aus. Im Vergleich zu unserem ersten Kurorte-Klima (24.03.2020) steigt die Zuversicht für eine bessere Geschäftserwartung für die nächsten drei Monate um 13,7 Prozentpunkte (eigener Kurorte & Heilbäder und Kurorte Deutschland insgesamt).

Dies spiegeln auch die Ergebnisse der Neubuchungen und Rückgänge wider. Die Lage wird klarer, Neubuchungen finden nur vereinzelt statt. Die Zahlen des ersten Quartals liegen vor und sind eindeutig: ca. 58% der Teilnehmer verzeichnen Rückgänge von bis zu 50%. Ein Drittel der Teilnehmer erfasst Rückgänge über 75%. Die Erwartungen für das zweite und die folgenden Quartale sind im Vergleich zu den vorhergehenden Ergebnissen auch etwas optimistischer, aber weiterhin vorsichtig. Auch wenn heute noch nicht klar ist wann – für die Tourismus- und Freizeitwirtschaft wird es ebenfalls Lockerungen geben werden und müssen.

Neustart – Die Zeit für den Tourismus nach Corona wird kommen!

Die Erwartungen der Nachfrageentwicklung nach möglichen Lockerungen sind zurückhaltend zugleich aber auch hoffnungsvoll. Knapp die Hälfte der Teilnehmer schätzt die Nachfrageentwicklung im Vergleich zum Vorjahr schlechter ein. Hingegen schätzen 28% die Entwicklung als gleichbleibend, weitere 23% als besser ein. Wir gehen davon aus, dass sich das Reisegeschehen nach der Corona-Krise zunächst in die deutschen Reiseziele verlagert. Hiervon könnten insbesondere solche Destinationen profitieren, die den Bedürfnissen nach Sicherheit und Gesundheit in besonderem Maße entsprechen – die Heilbäder und Kurorte in Deutschland. Der Blick nach vorne ist wichtig und umfassende Vorbereitungsmaßnahmen das A und O. Der Neustart sollte vorbereitet sein. Schlüsselmaßnahmen in den Handlungsfeldern Infrastruktur & Anbieter, Marketing & Kommunikation sowie Organisation & Personal werden von den Teilnehmern werden als entscheidend bewertet. Dazu gehören neben der Einhaltung von Abstandsregeln und Hygienevorschriften auch die Attraktivierung der Einrichtungen. Im Bereich Kommunikation stehen insbesondere Aspekte wie Flexibilität, Zielgruppenorientierung und die Werte Sicherheit und Vertrauen im Vordergrund. Im dritten Handlungsfeld „Organisation & Personal“ dreht sich alles um die Themen Digitalisierung und Neuorganisation.

TOP-Maßnahmen: Verschiebung von Ersatz-/Neuinvestitionen, Kürzung (Marketing-) Budget & Kurzarbeit.

Auch die möglichen Maßnahmen zur Kostenreduzierung zeigen weiterhin ein eindeutiges Bild. Auch heute noch zählen sowohl die Verschiebungen von Ersatz-/Neuinvestitionen, (Marketing-) Budgetkürzungen als auch die Nutzung von Kurzarbeit zu den wichtigsten Maßnahmen und Instrumenten. Insbesondere die flächendeckende Nutzung der Möglichkeit von Kurzarbeit erfreut uns sehr, denn Unternehmen und Mitarbeiter sollten nicht nur während der Krise gesund und widerstandsfähig bleiben, sondern auch gemeinsam den Weg aus der Krise zurück in den Tourismus finden. 

Der Blick in die Heilbäder und Kurorte bestätigt sich: Der Ruf nach staatlichen Hilfen wird immer lauter.

Unsere Zusatzfragen im Kurorte-Klima der letzten zwei Wochen bestätigen unseren Eindruck aus den Heilbädern und Kurorten. Gefordert sind gezielte staatliche Unterstützungsleistungen und Hilfspakete in unterschiedlichster Form wie beispielsweise Kurzarbeitergeld für Mitarbeiter in kommunalen Einrichtungen, zinslose Kredite, Senkungen von Abgaben und Förderungen ohne Rückzahlungen. Zusätzlich werden Aspekte wie Bürokratie, Sicherheit, Image und die Anerkennung des Tourismus als wichtiger Wirtschaftssektor angesprochen. Massive finanzielle Ausfälle durch geschlossene Betriebe, ausbleibende Übernachtungs- und Tagesgäste, fehlende Kurbeiträge und weitere Einnahmen sowie zusätzlicher Aufwand, wie die Umsetzung der Sicherheitsmaßnahmen, Sperrungen, Instandhaltung, etc. fordern die Heilbäder und Kurorte stark. Sicherlich kann der Staat nicht alle Ausfälle und Rückgänge kompensieren, aber das Überleben von Betrieben und Einrichtungen, die auch vor der Krise wirtschaftlich gesund waren, muss gewährleistet sein.

Auch weiterhin möchten wir auf unserem Blog und im Rahmen unserer Veranstaltungs-Reihe „Digitale Kurorte-Konferenz“ mit Ihnen gemeinsam Herausforderungen und Perspektiven diskutieren und uns über Learnings, Erfolgsfaktoren und Best Practices austauschen. Daher möchten wir Sie heute schon bitten, sich an der Befragung auch in den kommenden Wochen zu beteiligen. Das Kurorte-Klima wird im Zwei-Wochen-Rhythmus bleiben und Sie weiterhin über die aktuelle Lage informieren. Wir bleiben flexibel: Bei möglichen Lageänderungen bspw. Lockerungen für die Tourismus- und Freizeitbranche werden wir den Rhythmus anpassen, um auch sensible Veränderungen zu dokumentieren. Haben Sie Rückfragen? Sprechen Sie uns an.

1. Digitale Kurorte-Konferenz: Die Zeit für den Tourismus nach Corona wird kommen – Noch 10 Restplätze verfügbar!

Trotz der weiterhin anhaltenden Beschränkungen und Verbote im Freizeit- und Tourismussektor sollten und müssen wir uns heute schon auf einen Neustart vorbereitet, denn es wird auf für die Freizeit- und Tourismuswirtschaft eine Zeit nach Corona geben.

Die Corona-Krise stellt auch die Heilbäder und Kurorte in Deutschland aktuell vor größte Herausforderungen. Auch wenn beim Blick in die Zukunft angesichts der erheblichen Risiken und Unsicherheiten nach wie vor Vorsicht geboten ist, treten doch mit zunehmender Dauer der Krise auch die Chancen ins Blickfeld. Der Gesundheitstourismus in den Heilbädern und Kurorten könnte zu den touristischen Marktsegmenten gehören, die von der Krise profitieren: Reisen ins Ausland könnten auf kurze und mittlere Sicht angesichts des gesteigerten Sicherheitsbedürfnisses der Reisenden und der weiter bestehenden Einschränkungen gegen das Corona-Virus weniger gefragt sein. man kann davon ausgehen, dass sich das Reisegeschehen nach der Corona-Krise zunächst in die deutschen Reiseziele verlagert. Hiervon könnten solche Destinationen profitieren, die den Bedürfnissen nach Sicherheit und Gesundheit in besonderem Maße entsprechen – die Heilbäder und Kurorte in Deutschland.

Neustart im Tourismus – Vorbereitung ist das A und O.

Der Neustart sollte vorbereitet sein. Deshalb diskutieren wir gemeinsam mit Vertretern der Heilbäder und Kurorten sowie weiteren Interessierten im Rahmen einer virtuellen Podiumsdiskussion sowie Workshopsequenzen folgende Fragestellungen:

  • Wann und unter welchen Voraussetzungen glauben Sie wird es einen schrittweisen Neustart von Gesundheit und Tourismus in Heilbäder und Kurorte geben?
  • Wie organisiert und managet man den Neustart von Gesundheit und Tourismus in den Heilbädern und Kurorten?
  • Wie ist der Neustart aus gesundheitlicher und virologischer Sicht in den Heilbädern und Kurorten zu bewerten und zu gestalten? Worauf kommt an? Welche Lösungen gibt es?
  • Welche Herausforderungen und Probleme entstehen dabei in den Heilbädern und Kurorten?
  • Was ist für die Organisation und Management des Neustarts zu beachten?
  • Worauf kommt es bei Kommunikation, Information gegenüber Gästen, Einheimischen und Leistungsträgern in Heilbädern und Kurorten an?

Experten mit unterschiedlichen Blickwinkeln stehen Frage und Antwort.

Seien Sie gespannt und begrüßen Sie gemeinsam mit uns Experten aus der Branche:

  • Stefan Krieger, Geschäftsführer Staatsbad Salzuflen GmbH
  • Thomas Jahn, Geschäftsführer AIB-KUR GmbH & Co. KG & Marketingbeirat Bayerischer Heilbäderverband e.V.
  • Dr. Maik Fischer, Kurdirektor Staatsbad Pyrmont & Vorstandsmitglied Heilbäderverband Niedersachsen e.V.
  • Dr. Andreas Keck, Geschäftsführer KECK MEDICAL & Syte Institute

Die Moderation und Leitung der Workshops übernehmen unsere Gesundheitstourismus-Experten Cornelius Obier, Detlef Jarosch, Dr. Andreas Keck und Isabell Decker. Ihre Vorschläge und Ihr Engagement für den gemeinsamen Weg für den Neustart sind herzlich willkommen!

Tipp: Aktuell stehen noch 10 Restplätze für unsere 1. Kurorte-Konferenz zur Verfügung! Seien Sie schnell – die Plätze werden nach dem „first come – first serve“-Prinzip vergeben. Nutzen Sie den Anmeldungslink!

Zusätzlich möchten wir auch heute schon auf den zweiten Teil der Kurorte-Konferenz aufmerksam machen. Diese findet am 6. Mai um 15:00 Uhr statt. Die Registrierung ist ab Donnerstag, dem 23. April HIER möglich. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!

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Umfrage – Kurorte-Klima: Überblick über die aktuelle Geschäftslage und Auswirkungen auf Heilbäder und Kurorte – Die 3. Woche.

Der 19. April, der Tag an dem Bundes- und Landesregierungen mögliche Lockerungen der Schutzmaßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie umsetzen könnten, rückt immer näher. Nichtsdestotrotz verzeichnen wir weltweit über 1.407.000 Infektionsfälle durch das Coronavirus (COVID-19). Mehr als 106.700 der Infektionsfälle werden in Deutschland gemeldet (Johns Hopkins University, Stand: 07.04.2020, 20:25 Uhr). Die Zahlen der Corona-Virusinfektionen steigen weiterhin. Aber: Die Ausbreitung verlangsamt sich gemessen an der Verdoppelungszeit. Diese gibt an wie schnell sich das Virus verbreitet. In Deutschland verzeichnen wir aktuell eine Verdoppelung innerhalb von 11,8 Tagen (Johns-Hopkins-Universität CSSE/Landesbehörden/SZ), Tendenz steigend. Die Hoffnung auf Lockerung besteht von vielen Seiten und wird herbeigesehnt.

Unser Nachbarland Österreich kann heute eine Verdoppelungszeit von 25,1 Tage verzeichnen. Nicht zuletzt haben strenge Schutzmaßnahmen, Ausgangssperren und Quarantäne-Verordnungen dazu beigetragen die Pandemie zum Abflauen zu bringen. Entsprechend stellte Bundeskanzler Kurz gestern einen Stufenplan mit besonderen Sicherheitsvorschriften für schrittweise Geschäftsöffnungen vor.

Hoffnung und positivere Annahmen für die Geschäftserwartung.

Auch in unserer Kurzbefragung zeigen sich in dieser Woche Hoffnung und positive Erwartungen. Ein vorsichtiger Blick in Richtung „Wiederaufbau“ und erste Gedanken zu möglichen Lockerungen sind erkennbar. Die Geschäftserwartungen für die nächsten drei Monate sind zunehmend positiv. Die Spitze der Belastung, der „Bodensatz“, scheint erreicht zu sein. Nichtsdestotrotz, die Geschäftslage zeigt aktuell keine Veränderung.

Dies spiegelt sich auch in den Rückgängen und Neubuchungen wider. Die Zahlen des ersten Quartals liegen vor und zeigen einen rapiden Rückgang gegenüber dem Vorjahr. Über 60% der Teilnehmer geben an im ersten Quartal maximal 50% ihrer prognostizierten Gästezahlen realisiert zu haben. Der Rückgang ist größer als erwartet. Auch das zweite Quartal sieht im Vergleich zur letzten Befragungswoche schlechter aus. Die Rückgänge von über 75% steigen um 14,7 Prozentpunkte auf einen Anteil von 57,1% an. Die Bewertungen und die Zurückhaltung der Teilnehmer sind nachvollziehbar, denn die aktuelle Situation und die Zukunft sind heute noch unklar. Die Neubuchungen sind im Vergleich zur letzten Befragungswoche nahezu unverändert, aber es gibt kleine Lichtblicke. Auch hier fördern vereinzelte Neubuchungen die Hoffnung und Erwartungen auf Besserung. Ein klares Bild ist bisher nicht erkennbar.

Instrument Kurzarbeit greift und sichert Arbeitsplätze

Die Maßnahmen zur Kostenreduzierung sind hingegen eindeutig: Die Verschiebung von Ersatz-/ und Neuinvestitionen sowie die Kürzung des (Markting-) Budgets sind weiterhin Schlüsselwerkzeuge. Hinzu kommt das Instrument Kurzarbeit, welches flächendeckend genutzt wird, um einerseits in Unternehmen die Personalkosten zu senken und damit die Unternehmen wirtschaftlich zu entlasten und andererseits, um viele Arbeitnehmer vor dem Absturz in die Arbeitslosigkeit zu bewahren. Auch diese Aussagen der Teilnehmer zeigen einen eher positiven Blick in die Zukunft, denn die Anzahl der Entlassungen ist marginal.

Ein Blick in die Heilbäder und Kurorte: Ruf nach speziellen staatlichen Hilfen für die Orte wird lauter.

Der Ruf nach speziellen staatlichen Hilfen für Heilbäder & Kurorte zur Aufrechterhaltung der Versorgungs- und Kompetenzträgerfunktion, z.B. für den Betrieb von Thermen & Bädern, Kurmittelhäusern, Kurhäusern o.ä., wird auch aufgrund der Notwendigkeit der Schließung derselben und damit verbundener enormer Einnahmeausfälle immer lauter. Bisherige staatliche Unterstützungen und Fördermaßnahmen auf Bundes- und Landesebene sind wie bekannt v.a. auf die (kurzfristige) Liquiditätssicherung privater Unternehmen ausgerichtet und berücksichtigen dabei nicht unbedingt die spezielle Situation in den Heilbädern & Kurorten, mit den prädikatsbezogenen Verpflichtungen, die die Orte erfüllen müssen. Viele Kurdirektoren finden heute keine Antwort auf die Frage: „Wie kann bei meist stark beanspruchten kommunalen Haushalten eine Kompensation von weggefallenen Kurbeiträgen durch Einbruch bei Übernachtungs- und auch Tagesgästen mit Kurkarte erfolgen?“ Die Mittel werden auch für Unterhalt und Pflege der Einrichtungen, aber auch zur Finanzierung des Kur- und Tourismusbetriebes allgemein verwendet. Sie beschäftigen deshalb jetzt schon die Fragen: „Wo müssen notfalls auch nach einer möglichen Lockerung beim Betrieb der kurörtlichen Infrastruktur Einsparungen vorgenommen werden, ohne die Funktion aufgeben zu müssen?“ und „Welche gezielten Unterstützungen der Reha-Kliniken sind möglich, die v.a. für die Corona-Nachsorge und auch als medizinisch-therapeutische Kompetenzträger in den Orten gebraucht werden?“ Klar ist, Heilbäder und Kurorte, denen große Chancen für die Zukunft prognostiziert werden, können ihre Potenziale nur nutzen, wenn sie die jetzige Extremsituation mit Erhalt der wesentlichen Strukturen überstehen.

Diese und weitere Fragen möchten wir gerne mit Ihnen in Erweiterung unserer Umfrage zum Kurorte-Klima und in einer speziellen digitalen Kurorte-Konferenz am 22. April 2020 diskutieren. Noch sind für die Kurorte-Konferenz ein paar Anmeldeplätze vorhanden. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!

Gerne möchten wir Sie heute schon bitten, sich an der Befragung auch in den kommenden Wochen zu beteiligen. Über die Osterfeiertage werden wir das Kurorte-Klima in einen Zwei-Wochen-Rhythmus bringen. Das nächste Kurorte-Klima wird am 21.04.2020 veröffentlicht. Haben Sie Rückfragen? Sprechen Sie uns gerne an.

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Umfrage – Kurorte-Klima: Überblick über die aktuelle Geschäftslage und Auswirkungen auf Heilbäder und Kurorte.

Auch weiterhin ist die Lage dramatisch. Inzwischen verzeichnen wir weltweit über 838.000 Infektionsfälle durch das Coronavirus (COVID-19). Mehr als 68.000 der Infektionsfälle werden in Deutschland gemeldet (Johns Hopkins University, Stand: 31.03.2020, 20:38 Uhr). Die Zahlen der Corona-Virusinfektionen steigen weiterhin. Allerdings verlangsamt sich der Anstieg der Fallzahlen stetig. Das Ausmaß der Pandemie ist jedoch bis heute unklar. Forscher versuchen einen Blick in die Zukunft zu wagen und spielen mehrere Szenarien durch, um die Auswirkungen und Folgen der Pandemie zu bewerten.

Um Transparenz und klare Fakten zur Lage in den Heilbädern und Kurorten zu schaffen, führen wir seit dem 17.03.2020 wöchentlich die Kurzbefragung „Kurorte-Klima“ durch. Heute ziehen wir nach 14 Tagen eine erste Zwischenbilanz und stellen Ihnen die Ergebnisse der ersten und zweiten Befragungswoche vor:

Geschäftslage und Geschäftserwartungen zeigen: Besserung ist absehbar nicht in Sicht.

Viele Akteure im Tourismus befinden sich seit einigen Wochen in der ersten Phase der Corona-Krise. Diese ist von Reiseverboten, Quarantäne, Ausgangsbeschränkungen und wirtschaftlichen Problemen geprägt. Insbesondere die sozialen und ökonomischen Auswirkungen der Krise sind bis heute nicht absehbar. Untersuchungen und Analysen unterschiedlichster Forscher veröffentlichen nach und nach Einschätzungen und Bewertungen der Situation, sodass wir immer mehr Informationen erhalten. Diese Informationen verunsichern insbesondere die Nachfrageseite. Ob eine Reise in diesem Sommer möglich ist? Diese Frage kann heute niemand beantworten. Die Verlängerung der Ausgangsbeschränkungen und die Kontaktverringerungen zeigen, dass keine Entwarnung in Sicht ist. Die flächendeckenden Schließungen von Einrichtungen aller Art führen zu existenziellen Problemen, Insolvenzen speziell auch im Gastgewerbe, u.ä. – Wer weiß wie viele Einrichtungen den Weg aus der Krise finden? Das Ergebnis der Befragung ist somit keine Überraschung: Die gegenwärtige Geschäftslage wird in der zweiten Befragungswoche (24.03. bis 31.03.2020) noch schlechter eingeschätzt als vor einer Woche. Dementsprechend wird auch die Geschäftserwartung für die nächsten drei Monate gleichbleibend schlecht bewertet. Einige wenige Optimisten blicken positiv in die nahe Zukunft. Hingegen bewerten knapp zwei Drittel der Teilnehmer die Zukunft noch schlechter als die Gegenwart. Ist die Spitze der Belastung noch nicht erreicht? Kann es noch schlechter werden?

Sparmaßnahmen bestimmen im Moment das Handeln der Orte

Die Ergebnisse aus dem Bereich „Rückgänge und Neubuchungen“ zeigen: Es hat alle getroffen – touristische Aktivitäten gibt es gegenwärtig nicht. Wenn es einige wenige Neubuchungen gibt, liegen diese in Relation zu den Vorjahren unter 25%. Aber: Es zeigen sich auch gleichzeitig optimistischere Sichtweisen. Im zweiten Quartal des Jahres werden Buchungen erwartet. Die Hoffnung ist vorhanden. Einige fordern heute schon die strengen Corona-Maßnahmen wieder zu lockern. Antworten auf die Fragen „Wie lange werden die Ausgangsbeschränkungen noch anhalten?“ und „Wann wird das Reiseverbot gelockert oder gar aufgehoben?“ sind im Moment reine Spekulation.

Die Lage ist ungewiss und gleichzeitig gegenwärtig eindeutig. Entsprechend haben auch die Heilbäder und Kurorte erste Maßnahmen zur Kostenreduzierung eingeleitet. Dabei stehen die Kürzung von (Marketing-) Budgets und auch die Verschiebung von Ersatz- und Neuinvestitionen in beiden Wochen an erster Stelle. Zusätzlich war die erste Woche geprägt von Maßnahmen wie Überstunden- und Urlaubsabbau, Verlagerungen der Mitarbeiter, u.ä. Die zweite Woche zeigt, dass diese Maßnahmen nicht ausreichen. Drastischere Maßnahmen wurden ergriffen – der Ernst der Lage ist angekommen. Dazu gehören unter anderem Haushaltssperren aber auch Kürzungen bei Dienstleistern.

Chancen für Heilbäder & Kurorte als gesundheitliche Kompetenz- und Versorgungszentren am Horizont

Nichtsdestotrotz: Wir möchten den Heilbädern und Kurorten Mut machen, denn es wird einen „Wiederstart“ und einen „Wiederaufbau“ geben. Die Heilbäder und Kurorte sind gesundheitliche Kompetenz- und Versorgungszentren und verfügen über spezielle Indikationen. Mit der heute schon bestehenden Infrastruktur von Kur- und Rehabilitationsärzten, spezialisierten Kur- und Fachkliniken und weiteren kurörtlichen Einrichtungen (Kurpark, Kurmittelhaus, etc.) sind diese rund 350 Heilbäder und Kurorte heute schon auf einige Folgen der Corona-Krise vorbereitet. Welche Folgen und Perspektiven für die Heilbäder und Kurorte bestehen, werden wir Ihnen in einem der folgenden Blogbeitrage erläutern.

Gerne möchten wir Sie heute schon bitten, sich an der Befragung auch in dieser Woche zu beteiligen. Auch weiterhin werden wir Ihnen in regelmäßigen Zeitabständen Auswertungen vorstellen. Haben Sie Rückfragen? Sprechen Sie uns gerne an!

Tourismus-Experten schätzen die Lage ein …

Thomas Jahn, Geschäftsführer der AIB-Kur GmbH und Vorsitzender des Marketingausschusses des Bayerischen Heilbäder-Verband e.V. und Stefan Krieger, Geschäftsführer der Staatsbad Salzuflen GmbH schätzen die Lage ein. Zusätzlich konnten wir mit dem Heilbäderverband Baden-Württemberg e.V. (HBV BW) sprechen und erste Einschätzungen für Baden-Württemberg erhalten:

Wie bewerten Sie die gegenwärtige Geschäftslage der Heilbäder und Kurorte, wie die Geschäftserwartungen der Heilbäder und Kurorte für die nächsten 3 Monate?

Jahn: Es ist davon auszugehen, dass die Umsätze dramatisch einbrechen werden. Tatsache ist, dass sowohl die Gastgeber als auch Gastronomie und Einzelhandel mehr oder weniger komplett still-stehen. Je nach Dauer der jetzt durchgesetzten Maßnahmen rechnen wir mit einem Einbruch von 40% und mehr.

Krieger: Was kommt, wird sich zeigen. Das Coronavirus hat den Tourismus, die Hotellerie und Gastronomie hart getroffen und wird in der Branche Spuren hinterlassen. Gebot der Stunde ist es, nach Vorgabe der Politik Maßnahmenkataloge zu erlassen, die vor allem ein Ziel haben müssen: Gäste, Einwohner, Mitarbeiter und Patienten zu schützen und die Epidemie zeitlich und räumlich zu verlangsamen. Zugleich müssen wir bei der Akutversorgung helfen, wo wir helfen können. Das Staatsbad Salzuflen wird dies aktiv tun und in Absprache mit der im Staatsbad Vitalzentrum unter-gebrachten internistischen Praxis ein Corona-Schnelltest-Zentrum einrichten. Zudem sind wir im Gespräch mit Hotels, die Betten zur Behandlung von Corona-Patienten zur Verfügung stellen wollen.

HBV BW: Die wirtschaftlichen Auswirkungen durch Covid-19 sind für die Heilbäder und Kurorte in Baden-Württemberg, wie für den gesamten Tourismus, massiv. So bemüht sich ein Großteil der Einrichtungen aktuell um Kurzarbeitergeld. Die Folgen sind abschließend nicht absehbar. Wir gehen aktuell von einem massiven Verlust von Fachkräften aus. Darüber hinaus gehen wir davon aus, dass in den kommenden Monaten ein Großteil an finanziellen Rücklagen aufgebraucht sein wird und dies auf mehrere Jahre negative Auswirkungen auf die Innovationsentwicklung haben könnte.

Welche sind die größten Herausforderungen hinsichtlich COVID-19 für die Heilbäder und Kurorte?

Krieger: Wir müssen uns intensive Gedanken darüber machen, welches Angebot zur Langzeit-versorgung von Patienten wir aus der Krise heraus formulieren können. Ich gehe davon aus, dass die Allergien, Lungen- und Atemwegserkrankungen infolge von Corona in den kommenden Jahren stark zunehmen werden. Das ist eine große Chance für Heilbäder und Kurorte ihre Stärken auszuspielen und/oder sich neu zu positionieren.

Jahn: Neben den Gastgebern und der Gastronomie betrifft diese Krise auch die gesamte Leistungskette der Gesundheitsbranche. Die Reha-Kliniken minimieren die Ankünfte oder bereiten sich auf Schließungen vor, die Fachkliniken reduzieren Patienten und auch im ambulanten Bereich fallen fast alle Termine aus. Insofern müssen wir für alle Leistungsträger in unseren Orten Lösungen finden, wie sie diese Zeit überstehen.

Welche Maßnahmen müssen aus Ihrer Sicht als erstes ergriffen werden?

Jahn: Wir müssen dafür sorgen, dass die Betriebe ausreichend Liquidität zur Verfügung haben. Für uns in Bayern ist es eine große Hilfe, dass wir das Sofort-Programm für die Unternehmen bekommen haben. Ein ganz wichtiger Schritt, da ausgedehnt die Ausfallzeiten länger werden. Dazu braucht es klare Ansagen und Perspektiven, damit die Unternehmen planen können.

HBV BW:  Kurzfristig sind aus Sicht unserer Mitglieder Handreichungen (Bsp.: Tipps für Leistungsträger, wie man mit der aktuellen Situation umgehen kann/soll, Rechtsauskünfte und Handlungsempfehlungen), eine klare Organisation der Abläufe (Zuständigkeiten, Ansprechpartner/innen) und finanzielle Unterstützungen ohne hohen bürokratischen Aufwand (Liquiditätshilfen, finanzieller Ausgleich für entgangene Einnahmen, kurzfristige (zinslose) Kredite etc.) von Nöten. Darüber hinaus muss die Versorgung der Rehabilitationspatientinnen und -patienten sichergestellt werden. Auf mittel- und langfristige Sicht sind unserer Mitgliederbefragung zufolge Zuschüsse für Marketing- und Konjunkturprogramme, Fördermaßnahmen, Steuererlass sowie Senkung der MWSt. bspw. auf Essen, Getränke, Thermen- und Saunaeintritt erforderlich. Eine schnelle Bereitstellung der angekündigten Geldmittel zur Liquiditätssicherung ist dabei die Grundvoraussetzung.   

Wir bedanken uns herzlichst bei unseren Interviewpartnern:

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Umfrage – Kurorte-Klima: Überblick über die aktuelle Geschäftslage und Auswirkungen in Heilbädern und Kurorten.

Die Lage ist dramatisch. Inzwischen sind weltweit in 166 Ländern über 207.000 Infektionsfälle durch den  Coronavirus (COVID-19) bestätigt worden (Weltgesundheitsorganisation, https://www.who.int/). Knapp 11.000 der Infektionsfälle werden in Deutschland gemeldet (Robert-Koch-Institut, www.rki.de/covid-19-fallzahlen). Die Zahl der Corona-Virusinfektionen steigt weiter, sodass Bund und Länder zu drastischen Maßnahmen greifen. Ganz massiv betroffen ist der Tourismus – darunter auch rund 350 Heilbäder und Kurorte in Deutschland. Um Transparenz und klare Fakten zur Lage in den Heilbädern und Kurorten zu schaffen, führen wir eine Kurzbefragung „Kurorte-Klima“ durch, zu der wir Ihnen in regelmäßigen Zeitabständen Auswertungen vorstellen werden. Gerne möchten wir Sie heute schon bitten, sich an dieser Befragung auch weiterhin zu beteiligen.

In der folgenden Infografik haben wir die ersten Ergebnisse und Tendenzen (Stand: 18.03.2020, 00:00 Uhr) unsere Umfrage „Kurort-Klima“ für Sie zusammengestellt:

Umfrage – Kurort-Klima: Überblick über die aktuelle Geschäftslage und Auswirkungen in Heilbädern und Kurorten.

COVID-19 belastet die Wirtschaft. Vor allem die Tourismuswirtschaft leidet extrem unter den Folgen der Pandemie. Für viele Unternehmen der Tourismusbranche sind die Auswirkungen existenzbedrohend, die aktuelle Geschäftslage alarmierend. Gegenwärtig existiert noch kein Überblick zu den Auswirkungen der Krise auf die Heilbäder und Kurorte.

Um Transparenz und klare Fakten zur Lage in den Heilbädern und Kurorten zu schaffen und Sie optimal zu unterstützen, führen wir nebenstehend eine Kurzbefragung durch. Gerne möchten wir Sie bitten, sich an dieser Befragung zu beteiligen.

Die Ergebnisse der Befragung sowie weitere Informationen und Empfehlungen werden wöchentlich über unseren Blog veröffentlicht.

Hier gelangen Sie zu Umfrage: Kurorte-Klima

Wir bedanken uns im Voraus für Ihre Zeit und Ihre Teilnahme! Wir wünschen Ihnen allen in dieser herausfordernden Zeit viel Kraft sowie Mut und Weitblick für wichtige Entscheidungen.

COVID-19: Heilbäder und Kurorte vor großen Herausforderungen – Ansätze zum Umgang mit der Krise.

Inzwischen sind über 6.000 Infektionsfälle durch den  Coronavirus (COVID-19) in Deutschland bestätigt worden (Robert-Koch-Institut, www.rki.de/covid-19-fallzahlen).  Der Ausbruch hat bereits die Wirtschaft empfindlich getroffen. Vor allem die Tourismuswirtschaft leidet extrem unter den Folgen der Pandemie. In ganz Deutschland ist die touristische Nachfrage nahezu zum Erliegen gekommen. Die Dynamik der Ereignisse lässt weder eine abschließende Beurteilung der Folgen insgesamt zu, noch können die Folgen für die Heilbäder und Kurorte auch nur annähernd eingeschätzt werden.

Informationen zu den Auswirkungen auf den Tourismus

Um die Lage übersichtlich und transparent zu machen, veröffentlichen sowohl das Robert-Koch-Institut (RKI) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO), als auch Ministerien, Verbände, Organisationen und Einrichtungen aktuelle Entwicklungen. Das von PROJECT M im Auftrag des BMWi betriebene  Kompetenzzentrum Tourismus des Bundes bietet der Tourismuswirtschaft den Zugang zu aktuellen Nachrichten und Wissen, ordnet die aktuellen Entwicklungen neutral ein. Die von uns betriebene Seite ist ein Informationsangebot, nicht zuletzt mit Hinweisen für Fördermöglichkeiten exklusiv für die Tourismuswirtschaft: https://corona-navigator.de/.


Infobox: Allgemeine und tourismusspezifische Informationen zur Corona-Krise

Informationen zum Tourismus (Auswahl)

Allgemeine Informationen (Auswahl)


Ansätze und Perspektiven in Heilbädern und Kurorten

Was können Heilbäder und Kurorte in der aktuellen Krise tun, was wird von Ihnen erwartet? Wir haben eine erste Checkliste aufgebaut, die den Verantwortlichen in Heilbädern und Kurorten Hinweise geben können:

  • Informationen: Sammeln und bewerten Sie alle relevanten Informationen um Auswirkungen von COVID-19 zu identifizieren und um über operative und kommunikative Maßnahmen zu entscheiden. Vertrauen Sie nur etablierten, vertrauenswürdigen Quellen.
  • Kommunikation: Kommunizieren Sie aktiv, regelmäßig und authentisch nach innen: Informieren Sie Ihre Mitarbeiter, Partner, Kunden und Leistungsträger regelmäßig über die aktuelle Lage vor Ort und relevante Maßnahmen.
  • Beratung und Unterstützung der Betriebe: Unterstützen Sie die Betriebe vor Ort nach Kräften. Organisieren Sie Beratungstermine für staatliche Hilfen und Fördermittel, coachen Sie Ihre Betriebe bei der Abwicklung.
  • Monitoring: Erfassen Sie systematisch die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Betriebe der Tourismus- und Gesundheitswirtschaft in Ihrem Ort. Vergleichen Sie die Entwicklung in Ihrem Ort mit der in anderen Orten. Organisieren Sie hierzu den erforderlichen Erfahrungsaustausch.
  • Digitale Workflows: Nutzen Sie die Möglichkeit des flexiblen Arbeitens von Zuhause und der Digitalisierung. Unterstützen Sie Ihre Mitarbeiter im Fall eines „Kaltstarts“. Verlagern Sie persönliche Meetings ins Digitale. Nutzen Sie Telefon- und Videokonferenzen, Webinare,  Cloud-Lösungen usw.
  • Maßnahmenjustierung: Nehmen Sie eine umfassende Nachjustierung von Strategien und Maßnahmenplänen, der Marketing- und Mediaplanung u.a.m. vor. Verändern Sie den Schwerpunkt Ihrer Marketingaktivitäten von der Außenkommunikation auf die Binnenkommunikation. Beginnen Sie sich jedoch mit Ihrer Maßnahmenplanung auch für die Zeit nach der Corona-Krise vor.

Diese Ansätze werden fortlaufend aktualisiert.

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„In Zeiten ständiger Erreichbarkeit und einem Zuviel an Informationen neue Perspektive schaffen: digitale Balance.“

Jannis Wlachojiannis ist Geschäftsführer und Digital Coach für die Betriebliche Suchtprävention Miehle GmbH/OFFLINES – einem innovativen Beratungsunternehmen mit dem Fokus auf die Reflexion des eigenen Medienverhaltens. Er beschäftigte sich vor allem damit, wie sich exzessive Mediennutzung und Internetabhängigkeit auf die Lebensqualität auswirken. Das Ziel seiner Arbeit bei OFFLINES ist es, dabei zu helfen die digitale Balance in Alltag und Berufsleben wiederherzustellen.

Du hast langjährige Erfahrung im Bereich Suchthilfe und Suchtprävention. Was zeichnet Deine Arbeit aus und wo siehst Du Verbindungen zum Tourismus?

Seit 2006 arbeite ich in der Suchtberatung und Suchtprävention. Das waren vordergründig Menschen, die mit legalen und illegalen Drogen Schwierigkeiten hatten oder Ihre Zeit und Geld mit zu viel Internetkonsum oder Glücksspielen verschwenden. Vordergründig ging es bei meiner Arbeit darum Menschen zu begleiten und zu stärken in ihrer Veränderungsmotivation. Das Ziel war für viele meiner Klienten suchtmittelfrei zu leben und sich wieder anderen Dingen wie Freundschaften, Hobbies oder einer geregelten Arbeit widmen. Die Herausforderung oder faszinierende an der Tätigkeit als Suchtberater oder Suchttherapeut ist, die Ressourcen des jeden einzelnen zu erkennen und diese sichtbar zu machen und zu stärken. Zum Thema Tourismus kam ich eher zufällig: Ich hatte immer wieder Klienten, die berichteten, dass sie im Zuge einer zunehmenden Digitalisierung ihr Arbeitsverhalten veränderte. Arbeit geriet zunehmend in Lebensbereiche wie Familie, Freizeitverhalten hinein, was Stress und Probleme aufwarf. Klienten formulierten schon vor ein paar Jahren Sätze wie: „Ich sehne mich nach einem Ort der Ruhe und digitalen Enthaltsamkeit“, sowie „kennen Sie sowas wie Offline-Urlaub?“. Daraus entstand letztendlich unsere Projektidee „OFFLINES“ und die Zusammenarbeit mit PROJECT M.

Was ist Deine Meinung zu den „neuen“ Trends zu mehr Achtsamkeit und Entschleunigung?

Ich denke das Thema digitale balance ist ein Trendthema. Nach den Vorbehalten und Hype zu den Vorteilen der Digitalisierung möchten immer mehr Menschen selbstbestimmter und enthaltsamer auch Ihre Freizeit füllen. Die Rückmeldung bekomme ich aus vielen Bereichen. Einer meiner Kollegen arbeitet mit Schulen zum Thema Mediennutzung, Chancen und Risiken. Fernab von klugen Ratschlägen von Eltern und Pädagogen berichten immer mehr junge Menschen, dass sie die dauerhafte Erreichbarkeit und Verfügbarkeit stresst. Das sollten wir ernst nehmen und schon frühzeitig alternative Angebote schaffen. Was die „Erwachsenenwelt“ betrifft, gibt es durch die vielen Vorzüge wie „Homeoffice“ und immer mehr flexibles Arbeiten in der Arbeitswelt eine Chance jetzt zu schauen, wie man touristische Angebote schaffen kann fernab von Diskussionen wie dem Ausbau des flächendeckenden Internets. Die Menschen, die eine Anfälligkeit haben wie Stress und eine niedrigere psychische Belastbarkeit vorweisen, können in medienfreien Oasen und offline Urlaub auftanken und sich vor Ort Gedanken machen, wie sie zukünftig mit ihrem eigen Medienverhalten umgehen möchten.

Was sind aus Deiner Sicht wichtige Bestandteile für touristische Produkte mit Schwerpunkt Achtsamkeit?

Ich denke das Spektrum von achtsamkeitsbasierten Angeboten ist sehr wirkungsvoll. Ich habe bei Workshops großartige Erfahrungen mit Themen wie „Waldbaden“ oder Achtsamkeitsspaziergänge machen können. Rituale, die im Urlaub erlernt und in den Alltag übertragen werden können geben Struktur und führen nachhaltig zu mehr Achtsamkeit. Die Mischung mit aktivierenden Elementen wie Walking oder Laufeinheiten finde ich sinnvoll, um den Körper auf verschiedene Arten zu spüren und neue Erfahrungen zu machen was individuell guttut.

Welche Rolle wird Mentale Gesundheit zukünftig im Gesundheitstourismus spielen? Und welche Bedeutung werden Reisen zu mehr Achtsamkeit und zu sich selbst zukünftig haben?

Die Gesellschaft spricht aus meiner Sicht immer mehr die High-Performer an. Besser Studium als Ausbildung, schnell fertig werden und in Arbeit gehen. Der Alltag ist sehr getacktet, gerade für junge Menschen, was die Entwicklung bei dem Thema Ganztagsschulen betrifft. Aus meinen Erfahrungen in der Arbeit in einem großen Wohlfahrtsverband in Bewerbungsgesprächen mache ich aber mit Berufsanfänger*innen ganz andere Erfahrungen. Da steht als Mehrwert häufiger die vielen Urlaubstage oder die Möglichkeit die Homeoffices vor Gehaltsfragen. Aus meiner Sichtsehe ich da eine Entwicklung, dass immer mehr jüngere Menschen sich Entschleunigung und Ruhe sowie Selbstbestimmung für ihren Alltag sowie Freizeit wünschen. Den Transfer und die Entwicklung würde ich auch für den Tourismus als Chance sehen und auf Angebote mit Achtsamkeit und (digitaler) Entschleunigung setzen.

Welche Potenziale und welche Herausforderungen siehst Du für den Tourismus in Bezug auf mentale Gesundheit?

Es gibt Regionen in Deutschland wo es genau das gibt, was sich beispielweise Städter wünschen und durch das Arbeitsleben und die enge Taktung eine geringe Rolle spielen: Natur, Entschleunigung, Zeit fürs Auftanken und wenig Reize. Die zunehmende Digitalisierung mit all den Vorteilen verursacht bei vielen Menschen aber auch zusätzlichen Stress. Bei einem Leidensdruck und Veränderungsmotivation hilft oft ein Ortswechsel wo sich die Zielgruppe in einer anderen Umgebung darüber gezielt und strukturiert Gedanken machen soll: Wie möchte ich zukünftig arbeiten? Wie sieht mein Verhalten aus in Bezug auf die Mediennutzung? Bin ich ein gutes Vorbild gegenüber meinem Mitarbeiter*innen und/oder Kindern?, Was tut mir gut? Wie kann ich auftanken und vor allem wie kann ich ein Teil davon wieder in meinem (beruflichen) Alltag umsetzen?

Jannis Wlachojiannis beschäftigt sich aktuell mit dem Thema “Digitale Balance in Zeiten einer zunehmenden Digitalisierung”. Welche Chancen und Perspektiven es für den Tourismus gibt, werden wir in einem nächsten Beitrag erfahren.

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Wo ist die Zeit geblieben? Leben im Hier und Jetzt – mehr leben, mehr genießen, mehr entschleunigen!

Die GrimmHeimat Nordhessen ist im August diesen Jahres offiziell und bundesweit als Entschleunigungsregion ausgerufen worden. Am 31. August findet erstmalig der „Tag der Entschleunigung“ statt.

Entschleunigung – die Grundidee der Achtsamkeit: Entspannen im Hier und Jetzt, dem Alltagstrott entfliehen, Stress erkennen und entgegenwirken, innere Gelassenheit entwickeln, sich selbst und die Welt bewusst wahrnehmen. Gerade in der heutigen Zeit, in der wir so viel Zeit – genauer gesagt Lebenszeit – haben, wie vorab noch nie, leiden wir unter Zeitmangel, Zeitdruck und bereits junge Menschen zeigen Erschöpfung- und Stresssymptome. Entsprechend ist das Verlangen und der Wunsch nach mehr „Aus- und Ich-Zeiten“ und Balance sowie die Suche nach Glücklichsein im Hier und Jetzt groß.

Ein genauer Blick in das Thema „Mindfulness“ (dt. Achtsamkeit), welches heute als Trend, als Zeitgeistthema und als Lösung vieler unserer Probleme gilt, zeigt: Achtsamkeit ist keine neuartige Veränderungsbewegung oder Entwicklung. Der Ursprung der Achtsamkeit kommt aus dem Buddhismus, welcher eine lange Tradition hat und auf vier Grundlagen (Achtsamkeit auf den ganzen Körper, die Gefühle/Empfindungen, den Geist und die Geistesobjekte) aufbaut.

Viele unserer Urlaubsdestinationen, wie unsere Heilbäder und Kurorte, die Kompetenzzentren für Gesundheit, aber auch Regionen wie die GrimmHeimat Nordhessen, gehen auf das Thema ein und bieten Ihren Gästen Auszeiten, Zeit für sich, Entspannung im Hier und Jetzt und Momente des Glücks. Auch einige Länder haben sich das Thema Achtsamkeit auf die Fahne geschrieben, wie beispielsweise Bayern, die mit der Marke „stade zeiten®“ Erholungsurlaub in der bayerischen Natur mit Langzeitwirkung anbieten.  

Angebote und Produkte sind vermeintlich schnell entwickelt: Spaziergang im Park, Besuch in der Therme – damit steht sicherlich ein für den Gast scheinbar gutes und kompetentes Produkt: „Erholungsurlaub“. Für Menschen mit Stress- und Erschöpfungssymptomen, die sich bewusst für einen Gesundheitsurlaub entschieden haben, geht es aber um viel mehr als fünf Tage Entspannung. Im Fokus stehen Prävention, das Vorbeugen von Erschöpfungszuständen und Krankheiten, das Erlernen Verhaltensmuster zu ändern und zu durchbrechen, Achtsamkeit in den Alltag zu übertragen, u.ä. Hierzu ist medizinisch-therapeutische Kompetenz und die Zusammenarbeit zwischen Gesundheitswirtschaft und Tourismus essenziell. Die GrimmHeimat Nordhessen hat beispielsweise Ihre Angebote und Produkte gemeinsam mit Akteuren aus Tourismus, Gesundheit, Informations- und Kommunikationstechnik sowie Kultur- und Kreativwirtschaft entwickelt, um ein aus touristischer und gesundheitlicher Sicht kompetentes und nachweislich wirkungsvolles Produkt zu gewährleisten.

Die GrimmHeimat nutzt Bausteine wie Waldbaden, Yoga und Meditation für Ihre Produkte, um Gäste und Besucher für neue Perspektiven zu öffnen. Es werden Methoden und Wege aufgezeigt, um mit sich selbst in Kontakt zu kommen, das Leben im Hier und Jetzt im Alltag zu verankern und den Momenten mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Das Ziel ist dabei immer zu berücksichtigen: Gedankenkarusselle stoppen und mehr Gelassenheit entwickeln.

Einer der wohl wichtigsten Punkte der Produktentwicklung ist die Nachbereitung. Hier helfen beispielsweise positive Erinnerungen an den Aufenthalt, aber auch das Aufzeigen von Impulsen, die Gäste und Besucher in Ihren Alltag integrieren können. Aus eigener Erfahrung können wir das Erlernen von Ritualen als eine Anregung mitgeben. Diese können schon in die Produktkonfiguration aufgenommen und so leicht in den Tagesablauf eingebunden werden. Egal ob morgens, im Verlauf des Tages oder abends vor dem Zubettgehen: Rituale am Morgen schaffen einen klaren Kopf und einen angenehmen Start in den Tag. Rituale im Lauf des Tages schaffen Zeit zum Durchatmen und zum bewussten Lenken der Aufmerksamkeit in den gegenwärtigen Moment und auf eine Sache oder einen Gedanken. Abends schaffen sie einen gedanklichen Tagesabschluss und ein Loslassen.

Machen Sie einen Produktcheck – haben Sie nach die Nachbereitung in Ihren Angeboten und Produkten berücksichtigt? Welche Impulse geben Sie Ihren Gästen mit?