Nachhaltigkeit und nachhaltig aufgestellte Orte und Betriebe als Wegweiser für eine erfolgreiche Zukunft im Gesundheitstourismus

Über die Entwicklung von Kur zu Care und die damit verbundenen Potenziale für Kurorte und deren Schlüsselbetriebe, wie Spa-, Thermen oder auch Bäder-Einrichtungen, haben wir in unserem letzten Blog-Artikel berichtet. Nur ein Ergebnis unserer Kurorte-Konferenz 2023 mit Zukunftsblick im Bereich Gesundheits- und Wellness-Tourismus.

Ausschlaggebend für diese Entwicklung sind verschiedene gesellschaftliche Veränderungen und die so genannten Mega-Trends, welche die Kurorte und Heilbäder heute maßgeblich beeinflussen. Stichwort: Neo-Ökologie. Im Mittelpunkt steht hier das (zwangsweise) wachsende Umwelt- und Verantwortungsbewusstsein der Menschen.

Ziel ist die notwendige Transformation von der reinen Wachstums- zur Nachhaltigkeitsgesellschaft („Blaue Ökologie“). Es kommt zur Versöhnung von Ökonomie und Ökologie. Der Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen wird immer wichtiger, die Achtsamkeit mit der Natur und den Menschen ebenso.

Politikwissenschaftler und Zukunftsforscher Dr. Daniel Dettling erläuterte im Rahmen der Konferenz hierzu den Wandel von der grünen zur blauen Ökologie: Wird der („bisherige“) Begriff der Ökologie, die „grüne Ökologie“, mit negativen Begriffen, wie Verlust, Verzicht oder auch Knappheit assoziiert, ist die „blaue Ökologie“ im Unterschied zur grünen keine Verzichts-Ökologie, so Dr. Dettling. Das Bewusstsein der Menschen gilt es in die Richtung eines neuen Ökologie-Begriffs zu lenken, der für Fülle, Kreativität, Technik, Schönheit oder auch Achtsamkeit steht.

Nachhaltigkeit ist Pflicht und Zukunft zugleich

Auch hier können und müssen Heilbäder und Kurorte thematisch anknüpfen. Im Mittelpunkt stehen hier Aspekte wie Nachhaltigkeit, Erlebnis und auch Inszenierung.

Eine Handlungsebene ist damit die Notwendigkeit der gezielten Weiterentwicklung / Zukunftssicherung von gesundheitsfördernden Einrichtungen und Betrieben, wie Thermen und Bädern zu einer ganzheitlich verstandenen Nachhaltigkeit, als wesentlicher Bestandteil zukunftsgerichteter Kurorte.

Was bedeutet Nachhaltigkeit in Einrichtungen dabei genau? Nachhaltigkeit fußt bekanntlich auf drei Säulen: ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit. Drei Säulen, die sich gegenseitig beeinflussen und langfristig in einem Gleichgewicht zueinander stehen müssen. Nachhaltigkeit ist damit nicht nur Ressourceneffizienz bzw. der Einsatz von ressourcenschonenden Materialien, sondern beinhaltet auch Aspekte wie Qualität, Regionalität und die bereits angeführte Mobilität und auch die Verantwortlichkeit gegenüber den Mitarbeitenden und der Region (aus Betriebssicht) als zwei Facetten der sozialen Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit ist somit ganzheitlich zu betrachten. Entscheidend ist darüber hinaus, dass Nachhaltigkeit als Gemeinschaftsaufgabe von Orten, Verbänden, Betrieben und Leistungsträger: innen verstanden wird.

Auch im Rahmen der von uns durchgeführten Studie zur „Zukunftsfähigkeit der Heilbäder und Kurorte“ haben wir den Blick auf die aktuelle Situation und hier die nachhaltige Ausrichtung von und in der Thermen-, Spa- und Bäderlandschaft gelegt; mit folgendem Ergebnis: Nachhaltigkeit ist in den kurörtlichen Schlüsselinfrastrukturen ein relevantes Thema; insbesondere vor dem Hintergrund der damit verbundenen langfristigen Kostenoptimierung. Wesentliche Stellschrauben zur Kosteneinsparung im operativen Betrieb sind für 80% der Befragten das Energiemanagement, Investition in effizientere Technologien, speziell regenerative Energien. Entsprechend planen ca. 60% der Einrichtungen Maßnahmen in 2023.

Quelle: PROJECT M 2023

Nachhaltigkeit in der Umsetzung muss messbar und nachweisbar dokumentiert sein

Nachhaltigkeit bringt Zukunft und Erfolg. Sich entsprechend zu positionieren, Angebote und Produkte und Betriebe darauf auszurichten, wird in Zukunft kein Wettbewerbsvorteil oder eine Marketingstrategie, sondern eine Verpflichtung an Mensch und Umwelt sein.

Gerade in Sachen nachhaltige Mobilität haben nahezu alle Städte und noch stärker die ländlichen Regionen einen enormen Entwicklungsbedarf, denen sie entsprechend begegnen müssen, um den gesellschaftlichen Veränderungen Stand zu halten.

Nachhaltigkeit ist insofern auch Pflicht. Denn Nachhaltigkeit ist immer stärker gesetzlich verankert, der Schlüssel zu finanziellen Zuwendungen und nachhaltig zu handeln, ist zunehmend mit der Einhaltung von ganz speziellen Nachhaltigkeitskriterien verknüpft. Die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung ist seit geraumer Zeit auch Leitprinzip in der Politik. In der Keynote „Gesundheit und Nachhaltigkeit – Kür oder Pflicht“ gab Peter Bachmann vom Sentinel Haus Institut einen tieferen Einblick in die Rahmenbedingungen nachhaltiger Entwicklung.

Quelle: Sentinel Haus Institut 2023, Peter Bachmann

Richtlinien, wie der European Green Deal oder das Lieferkettengesetz müssen berücksichtigt, Nachweise und Nachhaltigkeitsberichte angefertigt werden. Im Rahmen der Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen werden Unternehmen verpflichtet, detaillierte Informationen zu Nachhaltigkeitsaspekten zu veröffentlichen.

Darauf müssen sich die Heilbäder und Kurorte einstellen, denn an einer nachhaltigen Entwicklung führt künftig kein Weg mehr vorbei. Kurorte, welche sich in Bezug auf die Nachhaltigkeit entsprechend positionieren und handeln, werden in Zukunft erfolgreicher sein. Wollt Ihr mehr zum Thema Nachhaltigkeit erfahren, dann hört gern in unseren Podcast mit Suzann Heinemann von Green Sign Institut rein. https://on.soundcloud.com/qafwz

Mehr Ergebnisse und Erkenntnisse sowie Lösungsansätze für eine erfolgreiche Zukunft der Heilbäder und Kurorte und der Betriebe folgen demnächst. Bleibt dran.

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Key-Learnings aus der Kurorte Konferenz 2023: Gemeinsam und miteinander von Kur zu Care – Kurorte mit großem Potenzial zum so genannten „dritten Ort“

Die digitale Kurorte Konferenz 2023 „Zukunft gestalten – Heilbäder und Kurorte im Fokus“ am 10.05.2023 mit über 110 Entscheidern und Interessierten brachte spannende Einblicke in die aktuelle Situation und Zukunft der Orte und insbesondere der Betriebe und Verbände.

Die aktuelle Situation in den Heilbädern und Kurorten:  Geschäftslage und -erwartungen überwiegend größtenteils nur befriedigend

Die von uns durchgeführte und im Rahmen der Kurorte Konferenz präsentierten ausgewählten Ergebnisse unserer deutschlandweit durchgeführten Studie zur (wirtschaftlichen) Zukunftsfähigkeit der Heilbäder und Kurorte, an der sich 112 Kurorte und Heilbäder aus Deutschland beteiligten, zeigt deutlich: Die gegenwärtige Geschäftslage im Ort wird als nur befriedigend eingeschätzt (58%). Die Geschäftserwartung zeigt ein ähnliches Bild: Ca 68 % bewerten die Geschäftserwartung für den eigenen Kurort für die nächsten drei Monate als lediglich gleichbleibend. Darüber hinaus wird die Geschäftserwartung tendenziell schlechter eingeschätzt als noch in 2022 – insbesondere für den eigenen Ort.

Kurorte im Wandel der gesellschaftlichen und politischen Veränderungsprozesse

Der Diskurs im Rahmen der Konferenz hat vor allem nochmals verdeutlicht, dass die Kurortelandschaft enorm von gesellschaftlichen Veränderungen und Trends maßgeblich beeinflusst wird. Krieg in der Ukraine, Inflation, Energiekrise, ein zunehmender Populismus, Corona, Klimawandel – die sogenannte Omni-Krise ist in vollem Gange und ist zunehmend im Alltag der Menschen angekommen mit Einflüssen auf das Ausgabeverhalten und Reiseentscheidungen.

Dies wird auch durch die durchgeführte Studie zur Zukunftsfähigkeit bestätigt: Energie-Krise und Inflation gehören aus Sicht der Heilbäder und Kurorte zu den Top 3 der gesellschaftlichen Rahmenbedingen mit dem größten Einfluss auf die Zukunft dieser Orte in den nächsten drei Jahren. Top 1 stellt der Arbeitskräftebedarf dar. 86 % der 112 befragten Orte sehen in diesem Faktor den stärksten Einfluss hinsichtlich ihrer Zukunftsfähigkeit. Damit bestätigt sich die am Markt bestehende Tendenz: nicht mehr nur der Mangel an Fachkräften, sondern ein genereller Mitarbeitendenmangel ist das aktuell größte Problem, auch und gerade im (gesundheits-) touristischen Umfeld.

Quelle: PROJECT M 2023

Post-Covid Syndrom und die Megatrends als Treiber für die Zukunft der Kurorte und Heilbäder

Mit diesen sich verändernden Rahmenbedingungen und Herausforderungen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gehen Veränderungen einher, die über unterschiedliche Bereiche des gesellschaftlichen Lebens hinweg sichtbar werden. Zukunftsforscher Dr. Dettling spricht in diesem Zusammenhang in seiner Keynote in der Kurorte Konferenz vom Post-Covid Syndrom, welches sich u.a. darin zeigt, dass im erwerbsfähigen Alter ca. 32% ein Sabbatical (Quelle: Initiative Chefsache) planen und die selbstgeschätzte Burn-Out Rate bei ca. 59 % liegt. (STADA Health Report 2022). Mit Blick auf die Heilbäder und Kurorte ist eine Veränderung deutlich zu sehen und betätigt das Potenzial  dieser Orte:  Kuren und hier insbesondere Eltern-Kind-Kuren, verzeichnen nach der Pandemie eine Steigerung in der Nachfrage von 50 %. (Quelle: Müttergenesungswerk)

Jede Krise ist und bietet auch eine Chance und bringt Wandel mit sich. Megatrends sind die zentralen Treiber dieses Wandels. Dr. Dettling benennt sie „Lawinen in Zeitlupen“. „Sie bewegen sich sehr langsam, haben aber eine unheimlich starke Wirkung und formen ganze Wirtschaftszweige und Gesellschaften um.“, so Dettling.

Für die Heilbäder und Kurorte und hier die Zukunft der ambulanten Badekur betrachtend, sind die Megatrends Gesundheit, Neo-Ökologie, Urbanisierung/Globalisierung, Silver Society, New Work und Individualisierung die größten Treiber.

Quelle: Zukunftsinstitut 2023, Dr. Dettling, www.zukunftsinstitut.de

In der Gesellschaft wächst verbunden mit den unsicheren Rahmenbedingungen das Bedürfnis nach Sinn und Selbstbestimmtheit. Stichwort Resonanz. Die Menschen haben Sehnsucht nach innerem Wachstum und Beziehungen. Resonanz als Grundbedürfnis vieler Menschen. Dies eröffnet der Tourismusbranche neue Handlungs- und Wertschöpfungsmöglichkeiten und fordert sie zugleich.  Dettling zeigt auf, dass touristische Leistungsanbieter in Resonanzen denken müssen; nicht mehr nur in Produkten, Angeboten und Verkäufen. Die „Kur“ beispielsweise muss sich als Teil des wachsenden Resonanz-Marktes sehen und dementsprechend auch lifestyle-orientierter positionieren. Kurorte müssen sich als Lebensorte verstehen und ausrichten. Der Kurort erfährt damit einen Bedeutungswandel und -zuwachs gleichermaßen hin zu einem Dritten Ort, welcher über die Kur bzw. den Erholungs- oder Gesundheitsaufenthalt hinaus und neben seiner Funktion als zuhause und Arbeitsort auch die Funktion als Manager, Gastgeber und Coach auf der Gesundheitsreise wahrnimmt. Aus Kur-Orten werden damit „Care-Cities“, so Dettling in der Kurorte-Konferenz.

Kurörtliche Infrastrukturentwicklung und nachhaltige und gesundheitsfördernder Einrichtungen und gut aufgestellte privatwirtschaftliche Betriebe als wesentlicher Erfolgsgarant zukunftsgerichteter Kurorte

Um diesen Entwicklungen und Zukunftspotenzialen als Ort Rechnung zu tragen, um einen Kurort zukünftig erfolgreich als Lebensort sowie „dritten Ort“ zu positionieren, bedarf es insofern der Umsetzung einer Reihe von Faktoren und Anforderungen. Im Mittelpunkt stehen: Positionierung, Inszenierung, Qualifizierung und Infrastruktur. Und dies sowohl auf Orts- als auch Betriebsebene.

Daraus lassen sich ein paar erfolgskritische Handlungsfelder für die zukunftsgerichtete Entwicklung der Heilbäder und Kurorte ableiten. Einige sind nachfolgend aufgeführt und gilt es individuell auf die jeweiligen Orte und Betriebe ausgerichtet umzusetzen:

  • Definition eines klaren Profils als Markenversprechen nach innen und außen zur Inszenierung des Ortes und der einnahmeschaffenden Einrichtungen sowie zur optimalen Zielgruppenansprache
  • Touristische Aufwertung der Kurorte durch Investitionen in die Schlüsseleinrichtungen, insbesondere einnahmeschaffende Angebote wie Thermen/Bäder, Gesundheitszentren etc. aber auch in Basisangebote wie digitale Versorgung, Serviceeinrichtungen, Wander- und Radwegenetz etc.
  • Motivation privater Leistungsträger:innen zur Modernisierung, Positionierung und Inwertsetzung ihres jeweiligen Betriebes, entsprechend der Gästeanforderungen und passend zum Ortsprofil

Wenn Ihr mehr darüber erfahren möchtet, welche Entwicklungsfaktoren und Handlungsfelder die Konferenz noch hervor gebracht hat und wie diese im Abgleich mit der aktuellen Situation in den Orten und Betrieben zu bewerten sind, bleibt dran. Gern halten wir Euch hier weiter informiert, wenn sich auch beim nächsten Mal alles um die Zukunftsfähigkeit der Heilbäder und Kurorte dreht.

Weitere spannende Erkenntnisse und Ableitungen aus der Kurorte Konferenz reflektieren wir in Kürze auch in unserer vierten Folge unseres Podcast „Im Dialog mit PROJECT M”.


Euer PROJECT M Team

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Kurorte Konferenz 2023 – bewährtes Format mit zukunftsorientierten Impulsen und Ergebnissen der Studie “Zukunftsfähigkeit der Heilbäder & Kurorte”

Die Welt ist weiterhin im fortwährenden Krisenmodus: Omni-Krisen prägen und verändern die Tourismuswirtschaft. Insbesondere die Heilbäder & Kurorte in Deutschland mit verpflichtend vorzuhaltenden Leistungen und Einrichtungen sehen sich vor enorme Herausforderungen gestellt. Anhaltend steigender Kostendruck schmälert das Betriebsergebnis und gefährdet die Angebotsstrukturen dieser Orte und führt damit mittel- und langfristig zu einer verminderten touristischen Wertschöpfung insgesamt.

Jede Krise ist auch eine Chance. Hier möchten wir ansetzen und Ihnen, zusammen mit ausgewählten Expert:innen, Wege zur nachhaltigen Zukunftssicherung aufzeigen und mit Ihnen gemeinsam in die Diskussion und den Austausch im Rahmen einer Kurorte Konferenz 2023 am 10. Mai 2023 gehen.  

Im Rahmen dieser Veranstaltung werden wir Ihnen die Ergebnisse unserer deutschlandweit durchgeführten und derzeit in Auswertung befindlichen Studie zur (wirtschaftlichen) Zukunftsfähigkeit der Heilbäder & Kurorte präsentieren und mit Ihnen diskutieren.

Im Blickpunkt – Kurorte Klima 2023 als erstes Ergebnis aus der deutschlandweiten Befragung der Heilbäder & Kurorte mit 112 teilgenommenen Orten

Etwa zwei Drittel schätzen die Geschäftslage derzeit als befriedigend und die Geschäftserwartung als gleichbleibend ein.

Die in den Heilbädern und Kurorten bis Mitte Februar diesen Jahres durchgeführte Online-Befragung zur Zukunftsfähigkeit der Orte zeigt mit eine Rücklaufquote von ca. 31 % einen hohen Zuspruch und gleichzeitig die Relevanz der Thematik für diese Orte.

Erste Ergebnisse zeigen, dass von den 112 teilgenommen Orten ca. 58 % die gegenwärtige Geschäftslage in Ihrem Ort als nur befriedigend einschätzen. Mit Blick auf die Geschäftserwartung zeigt sich ein ähnliches Bild: Ca 68 % bewerten die Geschäftserwartung für den eigenen Kurort für die nächsten drei Monate als lediglich gleichbleibend.

40 % der 112 Orte geben zusätzlich an, dass die Nachfrage im eigenen Kurort in diesem Jahr 2023 niedriger ausfällt als noch im Jahr 2019. Etwa ein Drittel schätzt die Nachfrage auf ein ähnliches Niveau zu 2019 ein, während nur rund 9 % eine höhere Nachfrage im eigenen Kurort verzeichnet.

Kurorte-Klima Infografik 2023 (Stand März 2023)

Die Gründe für die eher zurückhaltende Nachfrage sehen 84 % der Kurorte  in den Auswirkungen der Inflation, gefolgt von Unsicherheiten aufgrund gesellschaftspolitischer Rahmenbedingungen mit 59 %. Auch die Energie-Krise ist ein hemmender Faktor in der Nachfrage in den Kurorten. Fast 46 % der Kurorte und Heilbäder geben an, dass das kurörtliche Angebot aufgrund der Energiekrise eingeschränkt ist.

Im Vergleich von 2022 zu 2023 wird sowohl die eigene gegenwärtige Geschäftslage als auch die aller Heilbäder und Kurorte Deutschlands insgesamt als schlechter bewertet. Hinsichtlich der Geschäftserwartung für die nächsten drei Monate zeigt sich im Vergleich von 2022 zu 2023 ein beinahe unverändertes Bild.

Kurorte-Klima Infografik 2023 (Stand März 2023)

Mit Blick auf mögliche Handlungsoptionen zur Steigerung der Nachfrage in den Kurorten und Heilbädern wird auch im aktuellen Kurorte-Klima an erster Stelle die Attraktivierung und Modernisierung der wellness- und gesundheitstouristischen Einrichtungen, wie Thermen und Bäder genannt. Gefolgt von einer Entwicklung eines breiteren touristischen Angebotes in den Orten.

Kurorte-Klima Infografik (Stand März 2023)

Blickt man im Detail auf die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Entwicklungen und hier der Frage, welche die Zukunft der Orte in den nächsten drei Jahren am stärksten beeinflussen wird, zeigt sich im Ergebnis, dass der Arbeitskräftebedarf mit 59 % die bedeutendste Rahmenbedingung für die Kurortentwicklung darstellt.

Kurorte-Klima Infografik (Stand März 2023)

Bleiben Sie dran und informiert: Mit unserer neu aufgelegten Podcast-Reihe

Auch hier dreht sich alles um das Thema Zukunft gestalten – Heilbäder und Kurorte im Fokus Gestartet sind wir Ende März mit unserem Podcast, in dem wir in den Dialog mit Entscheidenden und Insidern aus der Tourismus- und Freizeitwirtschaft gehen. Als Startschuss geben wir in der ersten Podcast-Folge einen Einblick in unsere Tätigkeit und weitere Ergebnisse in die deutschlandweite Befragung der Heilbäder & Kurorte. Hören Sie gern rein in unsere ersten Episode: ttps://bit.ly/3TZOd5p

Podcast Episode #1 (Stand: März 2023)Link im Bild

Und, bleiben Sie dran und im Dialog mit uns: In den kommenden Wochen folgen weitere spannende Gespräche mit Expert:Innen aus der Branche.

Anmeldung zur Kurorte Konferenz 2023

Ein vollumfängliches Bild zu den Ergebnissen der Online-Befragung der Heilbäder und Kurorte ergänzt um zukunftsorientierte Keynotes und Impuls-Vorträge ausgewählter Branchen-Experten liefert Ihnen die digitale Kurorte Konferenz am 10. Mai 2023. Seien Sie dabei: Anmeldung unter: https://forms.gle/18iEx68ASFSGkpiv9

Kurorte-Konferenz (Save-the-date: 10. Mai 2023)
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Ausstieg aus dem fortwährenden Krisenmodus und Kostendruck: Aber wie?

Mehrstufiges Projekt zur nachhaltig wirtschaftlich tragfähigen Finanzierung der Heilbäder & Kurorte und speziell des Betriebs kurörtlicher Schlüsselinfrastruktur.

Kurorte und Heilbäder stehen insbesondere vor dem Hintergrund der Energiekrise und den damit verbundenen enormen Kostensteigerungen zur Bewirtschaftung ihrer Liegenschaften vor enormen Herausforderungen. Dies betrifft vor allem sog. einnahmeschaffende Schlüsselinfrastrukturen wie Thermen, Bäder und auch Gesundheitszentren. Bei diesen Einrichtungen besteht zur Aufrechterhaltung des Prädikates und zur Gästezufriedenheit v.a. die Notwendigkeit des Vorhaltens einer Mindestwassertemperatur. Die Folgen sind partiell die vorübergehende Schließung dieser Schlüsselinfrastrukturen, um so dem Kostendruck zu entgehen. Dies bedeutet jedoch gleichzeitig einerseits, z.B. das Personal in Kurzarbeit zu schicken oder umzuqualifizieren, anderseits mit Blick auf den Gast die Einschränkung des Angebotes und allgemein eine verminderte touristische Wertschöpfung, da durch das Ausbleiben der Gäste auch die weiteren Leistungsträger wie die Gastgewerbetreibenden betroffen sind. Der Deutsche Heilbäderverband fürchtet in diesem Zusammenhang gar eine Abwärtsspirale, so berichtet in der Süddeutsche Zeitung (17. November 2022).

Schlüsselinfrastrukturen wie das bade:haus Norderney (@Staatsbad Norderney GmbH)  stellen für Heilbäder und Kurorte ein zentrales Profilierungselement dar.

Wie Gespräche mit Orten, Verbänden und Partnern zeigen, bedarf es einer ganzheitlichen Betrachtung und Lösung. Hier gilt es zunächst einen Überblick über die Situation in den Orten zu erhalten und vorhandene Lösungen/Ansätze zu untersuchen und zu bewerten, um diese den Kurorten und Heilbädern an die Hand zu geben. Dabei kann es nicht nur um finanzielle Unterstützungsmaßnahmen gehen, sondern es gilt auch Antworten auf folgende Fragen mit Ihnen gemeinsam zu finden:

  • Wie kann die Finanzierung der Aufgaben der Heilbäder & Kurorte verbessert und langfristig gesichert werden?
  • Wie kann eine möglichst hohe Wertschöpfung aus dem Betrieb der kurörtlichen Einrichtungen erzielt werden?
  • Was sind die konkreten Erfolgsfaktoren für den Betrieb wirtschaftlich tragfähiger kurörtlicher Infrastruktur?
  • Welchen Beitrag sollen und können dabei die Heilbäderverbände leisten?

Dort setzt unser mehrstufig angelegtes Projekt mit einer Online-Befragung der Orte als erste Stufe an. Grundlage der Befragung bildet hierbei das bereits im Markt etablierte und wieder zu aktualisierende Kurorte-Klima. Hierzu erhalten alle Heilbäder & Kurorte noch kurzfristig eine separate Einladung, mit näheren Informationen und Zugangsdaten.

Als zweite Stufe werden die aus der Befragung gewonnenen Erkenntnisse durch ein sogenanntes Experten-Hearing untersetzt. Hierzu ist die Befragung von Key-Playern aus Wissenschaft und Praxis auf Ebene der Kurorte und Heilbäder in Form von Tiefeninterviews geplant. Zur weiteren Untermauerung der gewonnenen Ergebnisse und mit dem Ziel konkrete Empfehlungen auszusprechen ist zu Beginn des 2. Quartals 2023 ein sog. „Expert-Talk“ als hybrides Format mit ausgewählten Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verbänden und Betrieb sowie Ihnen als Verantwortliche in den Orten vorgesehen. Denn einen Erfolgsfaktor können wir schon jetzt benennen: Nur ein gemeinsamer interdisziplinärer Austausch und Blick auf die Branche unter Einbindung möglichst vieler Verantwortlicher kann zur nachhaltigen Bewältigung der Krisen und damit zur Zukunftsfähigkeit der Heilbäder & Kurorte beitragen.

Fortsetzung der Studienreihe „Kompetenzanalyse Heilbäder und Kurorte“ mit Schwerpunkt Wirtschaftlichkeit von einnahmeschaffenden Schlüsselinfrastrukturen

Anhaltend steigender Kostendruck bedingt durch globale Krisen schmälert das Betriebsergebnis und gefährdet die Angebotsstrukturen der Heilbäder und Kurorte

Bereits vor der Pandemie standen die Heilbäder und Kurorte mit ihren kurörtlichen Infrastruktureinrichtungen vor großen Herausforderungen, wie u.a. hoher Investitionsstau, Sanierungs- und Modernisierungsbedarfe und wachsende Defizite im Betrieb sowie fehlende Rücklagen für dringende Erhaltungs- oder/und Attraktivierungsinvestitionen. Corona-bedingte Besucherrückgänge und damit verbundene Einnahmeausfälle, bei dennoch anfallenden notwendigen Betriebskosten, haben die Situation in den Heilbädern und Kurorten weiter verschärft. Hinzu kommt ein sich immer schneller veränderndes Gäste- und Konsumentenverhalten in Form von weiterhin steigenden Anforderungen an Qualität, Service und insbesondere Sicherheit und Digitalisierung sowohl im Ort selbst als auch in den Einrichtungen. Aktuell kommen einerseits durch die Auswirkungen des Ukraine-Krieges exorbitant steigende Energiekosten und andererseits durch bereits bestehende und sich weiter veränderte gesellschaftspolitische Rahmenbedingungen steigende Bau- und Instandhaltungskosten sowie absehbar steigende Personalkosten hinzu. Außerdem steht zu befürchten, dass es die neuen EU-Förderrichtlinien ab 2023 noch deutlich schwieriger machen, öffentliche Mittel für Investitionen in (gesundheits-)touristische Infrastruktur zu erhalten.

Die Corona Pandemie und der Personalmangel, wie in der Bali-Therme Bad Oeynhausen, führten in vielen Bädern zu zeitweisen Schließungen. (Foto: © Thorsten Gödecker)

Schlüsselrolle der einnahmeschaffenden kurörtlichen Infrastrukturen wie Bäder & Thermen, Kurmittelhäuser & Gesundheitszentren sowie Veranstaltungseinrichtungen

Die einzelnen Kurorte und Heilbäder werden diesen Rahmenbedingungen, die Herausforderungen aber zugleich auch Chancen darstellen, in unterschiedlichem Maße durch eine Weiterentwicklung der Infrastruktur und innovativer Angebotsgestaltung begegnen müssen, um sich am Markt zukunftsfähig aufzustellen und zu behaupten. Die seit 2020 (weiter) entstandenen Defizite und das Zurückstellen von notwendigen Investitionen, wie unser jüngster Kurorte-Monitor gezeigt hat (siehe Kurorte-Klima Juli), können nun nicht allein durch die seit diesem Jahr wieder steigende Nachfrage in den Orten kompensiert werden. Vielmehr ist es notwendig, neben adäquaten Beherbergungsangeboten, einem stimmigen Ortsbild, attraktiven öffentlichen Angeboten, insbesondere die Wirtschaftlichkeit speziell der einnahmeschaffenden Schlüsselinfrastrukturen, wie z.B. Bäder und Therme, auch betriebsseitig deutlich zu verbessern. Zusätzlich bedarf es einer klaren Profilierung sowie Optimierung auf der Angebotsseite, um eine höhere Gästeabschöpfung zu erreichen.

Nach der im Jahr 2016 durch die PROJECT M mit KECK medical deutschlandweit durchgeführten Studie „Health Infra“, mit einer detaillierten Aufarbeitung der damaligen Situation, der Entwicklungen und Perspektiven kurörtlicher Infrastrukturen, einer Repräsentativbefragung der Bevölkerung zum Thema Gesundheitstourismus sowie aufbauend auf der in 2022 veröffentlichten Trendstudie „TourismusPerspektive – Trends Cases und Erfolgsfaktoren“ (siehe TourismusPerspektive) soll in diesem Jahr eine aktuelle Erfassung der Situation sowie die Ableitung von konkreten Handlungsempfehlungen auf Basis von Best Practices erfolgen.

Imageprägende Infrastrukturen wie die die Therme Bad Aibling (@ 2022 Therme Bad Aibling) und das bade:haus Norderney (@Staatsbad Norderney GmbH)  stellen für  Heilbäder und Kurorte ein zentrales Profilierungselement dar.

Studie zur Optimierung der kurörtlichen Infrastruktur aus betriebswirtschaftlicher Sicht und unter dem Blickwinkel deutlich veränderter Rahmenbedingungen

Aus unserer Sicht und aus Gesprächen mit zahlreichen unserer Kunden bedarf es insofern eines Zukunftskonzeptes für die Schlüsselinfrastrukturen in den Kurorten und Heilbädern. Auch, um idealerweise ein Umdenken in der Förderpolitik zu erreichen, und die Notwendigkeit gezielter Unterstützungsmaßnahmen auch in Zukunft für die Heilbäder & Kurorte aufzuzeigen. Im Ergebnis soll dieses Zukunftskonzept Antworten auf folgende (Forschungs-)Fragen liefern:

  • Wie sieht die aktuelle Situation in den Heilbädern und Kurorten aus? Welche Entwicklungen zeichnen sich ab?
  • Was ist die adäquate Reaktion auf die gravierenden Marktveränderungen?
  • Was sind die Erfolgsfaktoren für eine wirtschaftlich tragfähige kurörtliche Infrastruktur?
  • Wie müssen sich Einrichtungen wie Thermen und Bäder, Gesundheits- und auch Veranstaltungseinrichtungen zukünftig entwickeln und / oder umorientieren, um Defizite auszugleichen und die kommunale Infrastruktur zu finanzieren (sog. Umkehrrentabilität)?
  • Und wie kann die Optimierung touristischer Infrastruktur finanziert werden, um langfristig die Angebotsstruktur zu erhalten, diese marktgerecht zu positionieren und, um Defizite deutlich zu reduzieren bzw. eine möglichst hohe Wertschöpfung zu generieren?

Geplant ist hierzu eine Befragung in den Kurorten und Heilbädern für Ende des 3., Anfang des 4. Quartals 2022. Parallel werden diese Daten schon jetzt um die bereits kürzlich aktualisierte und seit Anfang der Pandemie im Markt etablierte Kurorte-Klima Studie über diesen Blog ergänzt. Des Weiteren werden in das Zukunftskonzept Daten und Fakten aus dem DestinationQuality-Index für Heilbäder & Kurorte (https://destinationquality.de/) mit einfließen. So wird sichergestellt, dass sämtliche Aspekte und Interessenslagen (Kommune, Tourismus, Gast, Einheimische, Unternehmen) in dem Zukunftsmodell Berücksichtigung finden und profunde Aussagen generiert werden, die langfristig die Schärfung der Positionierung, eine Verbesserung der Zielgruppenansprache sowie eine zukunftsorientierte, nachhaltige Aufstellung der (einnahmeschaffenden) Einrichtungen in Kurorten und Heilbädern ermöglichen.

Verstärkung des Teams Gesundheitstourismus sowie Heilbäder und Kurorte am Standort Hamburg durch die sehr erfahrene Dr. Katja Zielke

Das Projekt-Team, dass sich für die Umsetzung dieser Zukunftsaufgabe verantwortlich zeichnet, setzt sich aus dem erfahrenen Experten im Bereich der (gesundheits-)touristischen Infrastrukturentwicklung, Detlef Jarosch (Mitglied der Geschäftsleitung bei PROJECT M), sowie Dr. Katja Zielke, die PROJECT M zu April 2022 als Senior Consultant an Bord geholt hat, und Markus M. Bloching, ebenfalls Senior Consultant mit weit über 20-jähriger Erfahrung im Betrieb und der Optimierung gesundheitstouristischer Infrastrukturen, zusammen.

Frau Dr. Katja Zielke verfügt über mehr als 18 Jahre Berufserfahrung in der Tourismus-, Hotel-, Spa- und Gesundheitsbranche. In 2004 startete sie ihre touristische Karriere bei der Deutsche Seereederei GmbH, u.a. mit dem Aufbau der Marke A-ROSA. Seit 2006 war sie in leitender Funktion bei der Premedion GmbH, verantwortlich für die strategische Entwicklung und Positionierung, Konzeptionierung, Marken- und Produktentwicklung sowie Marketing & Vertrieb von neuen und bestehenden SPA-, Wellness-, Gesundheits- und Fitnesseinrichtungen. Dabei war sie sowohl für unternehmenseigene Projekte als auch u.a. für die verschiedenen Häuser der DSR Hotel Holding im Bereich Spa, Wellness und Gesundheit sowie für externe Hotelketten und private Investoren tätig. Sowohl mit Dr. Zielke als auch mit M. Bloching stehen damit diesem Projekt, ergänzend zur bereits vorhandenen Expertise, zwei praxiserfahrene Berater für die Bereiche Wellness- und Gesundheitstourismus, Infrastrukturentwicklung und Destinationsmanagement zur Seite.

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Kurorte-Klima

Unsicherheiten im Markt und steigende Inflation bedingen eher zurückhaltende Einschätzung in der Nachfrageentwicklung – Einsparungspotenziale, Profilschärfung und Investition als erste Reaktion

Mehr als zwei Jahre Corona-Pandemie haben die Tourismusbranche stark geprägt. Hinzu kommen aktuelle gesellschaftspolitische Ereignisse wie der Ukraine-Krieg und auch die Klimakrise. Im Ergebnis führen diese Faktoren zu tiefgreifenden Veränderungen und Rahmenbedingungen, die u.a. auch Einfluss auf die Entwicklung der touristischen Nachfrage hatten und haben. Diese Veränderungen zeigen sich auch und insbesondere in den Kur- und Heilbädern. Eine Rückkehr zum Vorkrisenniveau aus 2019 steht für zahlreiche der Kur- und Heilbäder nach unseren Informationen (noch) aus.

Vor diesem Hintergrund, haben wir unsere Kurorte-Klima Befragung genutzt und Anfang Juli 2022 erneut durchgeführt, um eine realistische Einschätzung der aktuellen Geschäftslage, der Geschäfteerwartung und der Nachfrageentwicklung in den Kurorten und Heilbädern in Deutschland zu erhalten.

Im Hinblick  auf die Bewertung der aktuellen Geschäftslage zeigt sich, dass ein Großteil der teilnehmenden Kurorte und Heilbäder sowohl die Lage im eigenen Kurort (66,7%) als auch der Heilbäder und Kurorte deutschlandweit (75,0%) als befriedigend bewertet. Dem Gegenüber bewerten nur 12,5% die Lage im eigenen Kurort und 18,8% die der Heilbäder und Kurorte in Deutschland als gut.

Für den eigenen Kurort erwarten 62,5% für die nächsten drei Monate eine gleichbleibende Geschäftserwartung, etwa ein Fünftel (20,8%) erwartet eine Verbesserung der individuellen Geschäftslage.

Zwei Drittel geben darüber hinaus an, dass die Nachfrage im eigenen Kurort in diesem Jahr 2022 niedriger ausfällt als noch im Jahr 2019. Etwa ein Viertel schätzt die Nachfrage auf ein ähnliches Niveau zu 2019 ein, während nur rund 7% eine höhere Nachfrage im eigenen Kurort verzeichnet.

Die Gründe für die im Vergleich zu 2019 geringere Nachfrage werden insbesondere in den Auswirkungen der Inflation gesehen. Auch die Corona-Pandemie ist nach wie vor ein hemmender Faktor in der Nachfrage in den Kurorten. 80% der Kurorte und Heilbäder geben an, dass die bestehende Unsicherheit auf Gästeseiten aufgrund von Corona die Nachfrage im eigenen Kurort zurückhält. Mehr als jeder Zweite konstatiert außerdem die gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen als Grund, dass sich die Nachfrage in diesem Jahr bisweilen noch zurückhaltend darstellt. Bei den weiteren Gründen, die nicht durch die Antwortoptionen vorgeschlagen waren, sticht insbesondere ein Argument hervor: Die Möglichkeit wieder ins Ausland reisen zu können, sorgt dafür, dass die Nachfrage im eigenen Kurort zurückgeht.

Kurorte-Klima Infografik (Stand: Juli 2022)

Mit Blick auf mögliche Handlungsoptionen zur Steigerung der Nachfrage in den Kurorten und Heilbädern wird an erster Stelle die Attraktivierung und Modernisierung der wellness- und gesundheitstouristischen Einrichtungen, wie Thermen und Bäder genannt. Gefolgt von einer notwendigen Steigerung der Aktivitäten im Bereich Marketing sowie der Entwicklung eines breiteren touristischen Angebotes in den Kurorten und Heilbädern.

Die vier meist genannten Maßnahmen zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit, die mit etwas Abstand gegenüber den anderen Optionen genannt wurden, sind die Einsparung von Energiekosten, Erhöhung der Preise sowie Investitionen in die Modernisierung der Infrastruktur, nebst Schärfung der Profilierung.

Kurorte-Klima Infografik (Stand Juli 2022)

Auch weiterhin sind wir sehr gespannt und werden nachhalten, wie sich die touristische Nachfrage in den Kurorten und Heilbädern in den nächsten Wochen entwickeln wird. Wir freuen uns, wenn Sie hierzu Ihren Beitrag leisten und wir Ihr Interesse an einer Teilnahme geweckt haben. Nehmen Sie gern Kontakt mit uns auf; sprechen Sie uns an.

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Einladung zum ersten digitalen “TalkTourism” am 20.10.2021 mit internationalen Talkgästen und Top-Beispielen

Heilbäder und Kurorte im Wandel – Folgerungen und Perspektiven für die (kurörtliche) touristische Infrastruktur

Veränderte Rahmenbedingungen, wie das neue GVWG aus dem Sommer (ambulante Badekur als Pflichtleistung), verändertes Konsum- und Gästeverhalten in der Post-Coronazeit sowie die Prozesse der Digitalisierung bieten Chancen aber zugleich auch Herausforderungen für die zukunftsfähige Aufstellung von Heilbädern und Kurorten. Neben der medizinisch-therapeutischen Infrastruktur sind adäquate Beherbergungsangebote, ein stimmiges Ortsbild sowie attraktive öffentliche Angebote wie Grünanlagen, Thermen und Bäder Schlüsselfaktoren.

Doch wie kann langfristig die Angebotsstruktur erhalten und marktgerecht positioniert sein? Welche Megatrends gilt es unbedingt zu beachten? Was ist die adäquate Reaktion auf die Veränderungen? Gibt es bereits erfolgreiche Beispiele an denen man sich orientieren kann? Und was sind die Erfolgsfaktoren für einen wirtschaftlich tragfähigen Kur- und Tourismusbetrieb?

Architektur als profilierendes Element im modernen Gesundheitstourismus © AQUA DOME – Tirol Therme Längenfeld © Therme Bad Aibling (v.l.)

Zur Beantwortung dieser und weiterer Fragen veranstalten wir gemeinsam mit Saint Elmo’s Tourismusmarketing und Prodinger Tourismusberatung aus Österreich am 20.10.2021 den 1. TalkTourism im Hangar 7 in Salzburg.

Der TalkTourism befasst sich jedoch nicht nur mit dem Themengebiet Gesundheitstourismus, sondern beleuchtet ergänzend dazu die Kernthemen Hospitality und Active Sports. Teilnehmende können sich auf spannende Einblicke in die Zukunft touristischer Infrastrukturen, Einschätzungen aus der Praxis, weitreichende Expertenmeinungen und Trendmonitorings freuen. Wir konnten dazu einen herausragenden Kreis an Key Note-Speakern und Talkgästen gewinnen: Persönlichkeiten wie Dr. Bertram Barth (INTEGRAL Markt- und Meinungsforschungsges.m.b.), Dr. David Bosshart (GDI Gottlieb Duttweiler Institute), Oliver Schwarz (Ötztal Tourismus), Erich Bernard (BWM Architekten), Dr. Andreas Keck (KECK Medical),Thomas Jahn (Geschäftsführer AIB Kur und Bayerischer Heilbäderverband),  Bärbel Frey (AQUA DOME – Tirol Therme Längenfeld GmbH & Co KG), Thomas Nußmüller (Red Bull GmbH), Mag. Mathias Schattleitner (Schladming-Dachstein Tourismusmarketing GmbH), Catherine Wilson (Mountainbiketourismus-Expertin Schottland) und einige weitere bekannte Gesichter werden vertreten sein.

© Red Bull Hangar-7 GmbH

Seien Sie bei diesem zukunftsgerichteten Austausch digital dabei und melden Sie sich beim TalkTourism an. Wir freuen uns auf Sie!

Jetzt hier anmelden zum Talk Tourism am 20. Oktober 2021!

Den Link zur Anmeldung finden Sie hier: https://us06web.zoom.us/webinar/register/WN_yMHKLN_EQbKY4A6RAn5f5Q

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Umfrage – Kurorte-Klima: Überblick über die aktuelle Geschäftslage und Auswirkungen auf Heilbäder und Kurorte – Die 27. Woche.

Seit Anfang April 2021 ergänzen die niedergelassenen Ärzte neben den Impfzentren als zweite Säule die Impfstrategie und tragen damit zur Eindämmung der Pandemie bei. Bis zum 04.07. wurden in Deutschland rund 77.300.000 Impfdosen verabreicht. Damit sind nun rund 32.360.000 Personen (38,9 % der Gesamtbevölkerung) vollständig geimpft. Insgesamt haben über 46.970.000 Personen (56,5 %) mindestens eine Impf­dosis erhalten (Bundesministerium für Gesundheit, Stand 04.07.2021).

Mit den Lockerungen des öffentlichen Lebens öffnen allmählich auch die Einrichtungen in den Heilbädern und Kurorten Ihre Tore. Zuletzt zeichnet sich jedoch eine verstärkte Verbreitung der Delta-Variante des Coronavirus in Deutschland ab, welche das kontinuierliche Senken der Corona-Zahlen vorläufig gestoppt hat.

Tourismus läuft wieder an. Geschäftslage und Erwartungen verbessern sich deutlich.

Wegen der stark gesunkenen Zahlen wurden in nahezu allen Regionen Deutschlands Lockerungen der Corona-Maßnahmen umgesetzt beziehungsweise sind in Planung für eine baldige Umsetzung. Die bundesweite Notbremse, die ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 100 deutschlandweit einheitliche Regelungen vorgab, ist zum 30. Juni 2021 ausgelaufen. Dieser Nachricht erfreuen sich damit auch die Heilbäder und Kurorte in Deutschland. Nach fast sechsmonatiger Zwangspause konnten im Mai auch viele Anbieter der Heilbäder und Kurorte, darunter Thermal- und Schwimmbäder, schrittweise und unter Auflagen wieder eröffnen.

Die jüngsten Entwicklungen spiegeln sich auch in der Bewertung der Geschäftslage wider. Heute bewerten knapp drei Viertel der Teilnehmer die gegenwärtige Geschäftslage in Ihrem Kurort als befriedigend (60,87%) oder gut (11,59%). Gegenüber dem letzten Kurorte-Klima (19.01.2021), zu welchem 85% der Beteiligten die gegenwärtige Geschäftslage in ihrem Ort als schlecht bewerteten, zeichnet sich heute ein weitaus positiveres Bild ab. Die Geschäftserwartungen werden von den Teilnehmern heute ebenfalls wesentlich besser bewertet als noch zu Jahresbeginn. Heute bewerten 60,9% der Teilnehmer die Geschäftserwartungen für die nächsten drei Monate als besser, weitere 37,7% erwarten eine gleichbleibende Geschäftslage, nur 1,4% der Teilnehmer bewerten die Situation in den nächsten drei Monaten schlechter als zum heutigen Zeitpunkt.

Deutschland und Europa rücken als Reiseziele in den Vordergrund.

Auch die Nachfrageentwicklung zeigt im Vergleich zum letzten Kurorte-Klima einen deutlichen Fortschritt. Rund zwei Drittel der Teilnehmenden erwarten im 3. Quartal 2021eine steigende Nachfrage im eigenen Heilbad oder Kurort. Eine neueste Studie des Marktforschungsinstituts GIM research „Reisen 2021 – GIM-Studie zu aktuellen Reiseabsichten der Deutschen“ untermauert die positiven Tendenzen des Kurorte-Klimas. Danach planen 48% der Befragten einen Haupt-Urlaub im In- oder Ausland für das Jahr 2021, darunter geben 44% Europa als Reiseziel an, 37% der Befragten planen eine Haupt-Urlaubsreise im Inland. Nur 15% der Befragten geben eine Destination außerhalb Europas als Reiseziel an.  Gründe für die verzögerten Reiseplanungen sind laut GIM-Studie eine weiter zu unsichere Lage aufgrund von Corona, zu viele Urlaubsländer, die als unsicher gelten oder auch die Unsicherheit zu fliegen.

Die Effekte der Massen-Impfung werden zum aktuellen Zeitpunkt von den Teilnehmern perspektivisch positiv bewerten. Im dritten Quartal gehen die Teilnehmer noch von vorsichtigen Effekten aus. Über 60% der Befragten erwarten entweder keinen oder nur einen Anstieg von bis zu 25% der Nachfrage. Ab dem vierten Quartal diesen Jahres erhoffen die Teilnehmenden auch die Effekte der Impfung leicht in den Gästezahlen zu bemerken. Noch deutlicher wird es ab dem ersten Quartal des neuen Jahres 2022. Hier erhofft sich mehr ein Viertel der Teilnehmer eine Steigerung der Nachfrage von mehr als 50 (16,36 %) und 75 (9,09 %) Prozent.

Die Reiselust der Menschen und eine verstärkte Nachfrage nach inländischen Reisen als wesentliche Nachfragetreiber für den kurörtlichen Tourismus.

Die Hoffnung auf eine positive Nachfrage ruhen insbesondere auf drei Faktoren: Einerseits wird von mehr als 85% der Befragten eine Reiselust der Menschen nach den coronabedingten Reisebeschränkungen erwartet. Hinzu erhoffen über 67% der Befragten ein neues Interesse und eine verstärkte Nachfrage nach inländischen Reisen, worin sich die Kurorte-Umfrage auch mit den Ergebnissen des Marktforschungsinstituts GIM deckt. Rund die Hälfte der Befragten sieht den zunehmenden Impffortschritt als wichtigen Nachfragetreiber für den kurörtlichen Tourismus, je 44% respektive 42% entfallen auf das zunehmende Gesundheitsbewusstsein der Menschen sowie die Reiseerleichterungen durch den digitalen Gesundheitspass. Stärkere Angebote im Bereich der Prävention und Gesundheitsförderung sehen rund 10% der Teilnehmer als Nachfragetreiber für den Tourismus in den Heilbädern und Kurorten.

Weiteren Aufschwung nach der Corona-Durststrecke bringt hoffentlich der jüngst gefasste Beschluss des Gesundheitsausschusses des deutschen Bundestages mit sich, die Kur wieder als kassenfinanzierte Pflichtleistung für die Versicherten einzuführen. Durch das Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetz (GVWG) werden ambulante und stationäre Vorsorgeleistungen in anerkannten Kurorten von Ermessens- zu Pflichtleistungen der gesetzlichen Krankenkassen. Mit diesem Thema und den damit verbundenen Chancen und Anforderungen für die Heilbäder und Kurorte werden wir uns im Herbst im Rahmen einer weiteren digitalen Kurorte-Konferenz im Herbst befassen. Näheres folgt in Bälde.

Auch weiterhin sind wir sehr gespannt wie Sie als Experten vor Ort die Lage in den nächsten Wochen bewerten werden und möchten Sie auch heute schon bitten, sich an der Befragung auch in den kommenden Wochen zu beteiligen. Haben Sie Rückfragen? Sprechen Sie uns an.

Tourismusförderung vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie – Förderquoten wurden deutlich erhöht und Zugänge speziell für Investitionsvorhaben in die touristische Infrastruktur vereinfacht

Heilbäder und Kurorte verzeichneten für das Jahr 2020, das – wie allgemein bekannt – ganz im Zeichen von Corona stand, schwerwiegende Einbußen in so gut wie allen Bereichen. Wie in unserem Blog-Artikel Neue Umfrageergebnisse – Kurorte-Klima: Rückblick auf 2020, Überblick über die aktuelle Geschäftslage und erste Abschätzungen zur Geschäftserwartung in den Heilbädern und Kurorten vom 19.01.2021 bereits dargelegt, ist aufgrund der aktuellen Entwicklungen auch für 2021 kein abruptes und befriedigendes Abklingen in Aussicht.

Das Ausbleiben der Gäste, die Schließung der Kureinrichtungen und die dadurch entstandenen Umsatzeinbußen bringen die Verantwortlichen immer mehr in Bedrängnis. Instandhaltung und Wartung werden auf ein Minimum reduziert, an Investitionen in Modernisierung ist oft nicht zu denken. Bereits vor Corona waren vielerorts Einrichtungen wie Bäder & Thermen, Kurmittelhäuser, Kurparks etc. stark sanierungsbedürftig. Gelder sind in den Kommunen bereits vor dem drastischen Ausbleiben von Gewerbesteuern und Kurtaxen oft nicht vorhanden gewesen. Die Corona-Zeit wirkt zudem nun wie eine Kapsel, in der die Zeit der Visionen und Entwicklungsideen, allen voran aber der tatsächlichen Umsetzung von Maßnahmen stehengeblieben scheint. Die Lage spitzt sich immer weiter zu: Wie sollen zentrale und für die Kurorte überlebensnotwendige Einrichtungen am Laufen gehalten, geschweige denn für den „Neustart“ attraktiviert und für die Zukunft nachhaltig weiterentwickelt werden?

Ein Lichtblick: Tourismusförderprogramme in vielen Bundesländern mit überdurchschnittlichen Förderquoten ausgestattet und vereinfachten Zugängen

In der Gesellschaft ist längst angekommen, dass das Gastgewerbe am schlimmsten von den Auswirkungen der Pandemie betroffen ist. Aber wie sollen Einrichtungen, in denen zwischenmenschliche Interaktion und Kontakt zum Menschen das Produkt an sich ist, während des Lock-Downs ein Alternativangebot auf die Beine stellen? Der Lichtblick: Die jüngsten Entwicklungen in der Förderlandschaft zeigen, dass auch die Landesregierungen diese Situation erkannt und im Rahmen ihrer Möglichkeiten reagiert haben – Die Fördersätze für kommunale (gesundheits-)touristische Einrichtungen wurden teilweise deutlich erhöht, der Weg zu den Fördertöpfen teils stark vereinfacht. Beispiele aus dem Saarland, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen zeigen teilweise Förderquoten von bis zu 95 % für kommunale Investitionsvorhaben, sofern die deutlichen Einbußen durch die Pandemie stichhaltig durch den Antragsteller nachgewiesen werden. Dies ist sicherlich auch dem Umstand geschuldet, dass im vergangenen Jahr einige Maßnahmen aufgrund der Unsicherheit und knapper öffentlicher Kassen zurückgestellt wurden und damit noch aus der laufenden Förderperiode Gelder zur Verfügung stehen. Aber nicht unbegrenzt.

Erlebnisraumkonzept Sole & Kneipp, Außenpavillon Sole (c) Staatsbad Salzuflen GmbH

Voraussetzung: Die Maßnahmen müssen konzeptionell einwandfrei und schlüssig sein, die Ziele der regionalen und landesspezifischen Strategien klar fokussieren und die Notwendigkeit des Impulses und seiner Effekte klar herausgearbeitet werden. Zudem müssen alle Interessensgruppen aktiv und vollumfänglich beteiligt werden sowie eine enge Abstimmung mit den Förderstellen und Ministerien erfolgen. Der Weg ist sicher nicht trivial – das Ergebnis legitimiert diesen Aufwand jedoch.

Nachstehend eine kurze Zusammenfassung wichtiger Schritte auf dem Weg zur Fördermittelakquise vereinfacht als eine Art Check-Liste aus der langjährigen erfolgreichen Praxis der Begleitung:

  1. PROJEKTIDEE: Relevante Grundlagen und Rahmenbedingungen für das künftige Projekt, je konkreter, desto besser. Darauf aufbauend erfolgt die gezielte Fördermittelrecherche (z.B. über https://www.foerderwegweiser-tourismus.de/)
  2. PROJEKTQUALIFIZIERUNG: Hier gilt es alle Auflagen genauestens zu erfüllen und sich sehr eng bis zur endgültigen Einreichung mit den zuständigen Förderstellen abzustimmen. Beachten Sie: Man spielt in einem Team! Entscheidend für den Erfolg sind die Menschen, die im Projekt und in der Antragstellung involviert sind – Es gilt die Förderstelle mit ins Boot zu nehmen und als Team zu agieren
  3. ANTRAGSSTELLUNG: Die qualitativ hochwertige, präzise und gezielte Erarbeitung der Dokumente entscheidet über den Erfolg und v.a. die Förderquote. Die Erfahrung lehrt: Wer auf der Zuwendungsliste oben stehen will, braucht neben dem persönlichen Draht in erster Linie optimal erarbeitete Unterlagen und eindeutige Argumentationslinien!
  4. REALISIERUNG: „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel!“ Der Spatenstich stellt NICHT den Abschluss der Abstimmung mit der Förderstelle dar! Professionelle Projektsteuerung und -management sowie regelmäßige Abstimmung mit der Förderstelle bis zur Abgabe des abschließenden Verwendungsnachweises sind das A & O.

Die Auflagen und Anforderungen an die Fördermittelakquise können unterschiedlicher nicht sein. Es gibt kein Patentrezept. Sowohl zwischen den einzelnen europäischen Förderprogrammen wie LEADER, INTERREG oder Förderungen der „Gemeinschaftsaufgabe -Förderung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW), als auch zwischen den einzelnen Bundesländern unterscheidet sich der Aufwand teilweise stark. In jedem Fall ist jedoch festzuhalten, dass es sich lohnt, bei jeder Investition die Möglichkeiten auf Förderung genauestens zu prüfen und ggf. das Projekt entsprechend der Förderrichtlinien weiter zu entwickeln.

Fakt ist: Aktuell ist der ideale Zeitpunkt, um sich nicht nur mental und strategisch, sondern auch infrastrukturell für die Zukunft aufzustellen, Impulse zu setzen und zentrale Ankereinrichtungen neu zu positionieren bzw. Neuinvestitionen zur Impulssetzung anzugehen. In jüngerer Zeit konnten wir an mehreren Standorten erfolgreich bei der Sicherung von Mitteln für Thermen & Bäder in der Rhön und im Harz und im Kreis Lippe für ein Erlebnisraumkonzept Sole & Kneipp unterstützen. Auf den Weg gebracht wurden seit Jahresbeginn nach Vorabklärung Anträge für ein Gesundheitszentrum auf einer Insel in Niedersachsen und aktuell wiederum für ein weiteres Bad im Harz.

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Ambulante und stationäre Vorsorgemaßnahmen in anerkannten Heilbädern und Kurorten werden wieder Pflichtleistungen – Chance und Aufgabe zur Zukunftssicherung

Mit dem voraussichtlich im Sommer 2021 Inkrafttreten des Gesetzes zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung (Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetz – GVWG) besteht für eine Vielzahl der Heilbäder & Kurorte in Deutschland, die ihre medizinisch-therapeutische Qualität gehalten bzw. ausgebaut haben, endlich die Chance sowohl ambulante als auch stationäre Vorsorgemaßnahmen wieder als Kassenleistung anzubieten. Möglich wird es dadurch, dass diese Leitungen nun wieder Pflichtleistungen der gesetzlichen Krankenkassen werden.

Quelle: © kudla / Shutterstock

Damit geht zum einen eine Forderung des Deutschen Heilbäderverband e.V. und verschiedenster Landesverbände in Erfüllung. Zum anderen werden aber auch die Heilbäder & Kurorte in ihrer Funktion als Gesundheitskompetenzzentren für Patienten, Gäste und Einheimische gestärkt. Gleichzeitig entspricht diese Entscheidung dem wachsenden Bedürfnis und der Bereitschaft in der Gesellschaft aktiv etwas für die Gesundheit zu tun sowie der wachsenden Nachfrage nach natürlichen bzw. naturnahen Heilmitteln. Gesundheit ist nur aufgrund von COVID 19 in nahezu allen Gesellschaftsschichten und Generationen das höchste Gut, sondern auch das zentrale Lebensziel und Synonym für ein gutes Leben. Eine klare Win-win-Situation sowohl für die Versicherten als auch die Heilbäder und Kurorte. Jetzt gilt es die richtigen Schritte zur Vorbereitung zu gehen und Vorbereitungsmaßnahmen konsequent umzusetzen. Aus unserer Sicht und Erfahrung wichtige TOP 8 Maßnahmen sind dabei:

  1. Profilierung – Thematische/heilmittelbezogene bzw. indikationsbezogene (Neu)Positionierung und Markenentwicklung des Ortes sowie der relevanten Angebote
  2. Produktoptimierung – Prüfung und Nachqualifizierung kurörtlicher Angebote auf Qualität und gegenwärtige Gästebedürfnisse
  3. Produktentwicklung – Entwicklung und Anerkennung von „neuen (Kompakt)Kurangeboten“ zu Schlüsselthemen wie Stressmanagement, Erschöpfung, Atemwege, Resilienz etc.
  4. Erlebnisraumentwicklung – Attraktivierung und stärkere Thematisierung der kurörtlichen Infrastruktur auf Basis einer Zukunftskonzeption für den Erlebnisraum – Basis- (z.B. TI, Kurpark, Wege, …), Supra- (z.B. Beherbergung, Gastronomie, Kliniken) und Aktivitätsinfrastruktur (Thermen, Themenwege, …)
  5. Innenmarketing – Gezielte Bewusstseinsbildung zur Bedeutung und Chance des Themas Gesundheitstourismus
  6. Netzwerkmanagement – Aufbau bzw. Weiterentwicklung (thematischer) Anbieternetzwerk zur Schaffung von verlässlichen Zusammenarbeitsstrukturen und -mechanismen, Entwicklung attraktiver Angebotsbündel, Rahmenprogramme, Impulsgebung, Kontaktvermittlung, etc.
  7. Marketing & Vertrieb – ortsbezogene Marketing- und Kommunikationsstrategie, Content-Erstellung und Kommunikationsfahrplan
  8. Marketing & Vertrieb überörtlich: konsequentes Zuweisermarketing und Vermarktungsoffensiven

Neben dem enormen Potenzial durch das Inkrafttreten des GVWG stellt auch die weiterhin anhaltende Corona-Pandemie mit Ihren Auswirkungen und Folgen zusätzliches Potenzial für die Heilbäder und Kurorte als Kompetenz- und Versorgungszentren für Gesundheit, Prävention und Rehabilitation dar. Natürlich belastet die Pandemie mit zahlreichen Infizierten und unterschiedlichsten Krankheitsverläufen unser Gesundheitssystem, denn auch heute, knapp ein Jahr nach dem der erste Infizierte in Deutschland gemeldet wurde, ist unklar wie sich das Coronavirus selbst und die Pandemie weiterentwickeln.

Gleichzeitig stärkt die Pandemie aber eben auch das Gesundheitswesen: Effekte wie beispielsweise die von der Gesellschaft verstärke Abwägung von notwendigen Terminen bei Ärzten oder gar in der Notaufnahme, entlastet medizinisches Personal und Rettungsstellen, die Entbürokratisierung von Behörden, Verwaltungen und Institutionen durch erleichterte Abrechnung und reduzierte Kontrollen sowie das Vorantreiben der Digitalisierung und damit der Ausbau von Telemedizin und die Beschleunigung der Einführung papierloser Rezepte aufgrund geltender Schutzmaßnahmen wie Abstandsregeln zahlen eindeutig auf das gegenwärtig bestehende Gesundheitswesen ein.


Zum Hintergrund: Mit der Gesundheitsreform in den 90er Jahren wurden die Pflichtleistungen gestrichen. Die Folgen: Die Heilbäder und Kurorte verloren zahlreiche Gäste und damit verschlechterte sich auch die wirtschaftliche Situation der Kommunen und Leistungsträger (sinkende Einnahmen durch Kurbeiträge, geringere lokale Wertschöpfung). Zugleich stiegen die Zahlen der Erkrankten beispielsweise durch Arbeitsunfälle und die Länge der Krankenstände, da notwendige Auszeiten zur Prävention und Stärkung von Körper, Geist und Seele fehlten.

Im Dezember 2020 wurde im Deutschen Bundestag das Gesetz zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung (Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetz – GVWG) beschlossen. Das Gesundheitsministerium (BMG) nutzt die Pandemie, um richtige Schritte zur Weiterentwicklung des zukunftsfähiges Gesundheitssystem zu gehen. Es soll mehr Qualität, mehr Transparenz, bessere Leistungen und verstärkte Vernetzung in der Versorgung sicherstellen: Für die Krankenhäuser soll eine umfassende Qualitätsoffensive gestartet werden und die Versicherten sollen von verbesserten Leistungen profitieren.

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