Ausstieg aus dem fortwährenden Krisenmodus und Kostendruck: Aber wie?

Mehrstufiges Projekt zur nachhaltig wirtschaftlich tragfähigen Finanzierung der Heilbäder & Kurorte und speziell des Betriebs kurörtlicher Schlüsselinfrastruktur.

Kurorte und Heilbäder stehen insbesondere vor dem Hintergrund der Energiekrise und den damit verbundenen enormen Kostensteigerungen zur Bewirtschaftung ihrer Liegenschaften vor enormen Herausforderungen. Dies betrifft vor allem sog. einnahmeschaffende Schlüsselinfrastrukturen wie Thermen, Bäder und auch Gesundheitszentren. Bei diesen Einrichtungen besteht zur Aufrechterhaltung des Prädikates und zur Gästezufriedenheit v.a. die Notwendigkeit des Vorhaltens einer Mindestwassertemperatur. Die Folgen sind partiell die vorübergehende Schließung dieser Schlüsselinfrastrukturen, um so dem Kostendruck zu entgehen. Dies bedeutet jedoch gleichzeitig einerseits, z.B. das Personal in Kurzarbeit zu schicken oder umzuqualifizieren, anderseits mit Blick auf den Gast die Einschränkung des Angebotes und allgemein eine verminderte touristische Wertschöpfung, da durch das Ausbleiben der Gäste auch die weiteren Leistungsträger wie die Gastgewerbetreibenden betroffen sind. Der Deutsche Heilbäderverband fürchtet in diesem Zusammenhang gar eine Abwärtsspirale, so berichtet in der Süddeutsche Zeitung (17. November 2022).

Schlüsselinfrastrukturen wie das bade:haus Norderney (@Staatsbad Norderney GmbH)  stellen für Heilbäder und Kurorte ein zentrales Profilierungselement dar.

Wie Gespräche mit Orten, Verbänden und Partnern zeigen, bedarf es einer ganzheitlichen Betrachtung und Lösung. Hier gilt es zunächst einen Überblick über die Situation in den Orten zu erhalten und vorhandene Lösungen/Ansätze zu untersuchen und zu bewerten, um diese den Kurorten und Heilbädern an die Hand zu geben. Dabei kann es nicht nur um finanzielle Unterstützungsmaßnahmen gehen, sondern es gilt auch Antworten auf folgende Fragen mit Ihnen gemeinsam zu finden:

  • Wie kann die Finanzierung der Aufgaben der Heilbäder & Kurorte verbessert und langfristig gesichert werden?
  • Wie kann eine möglichst hohe Wertschöpfung aus dem Betrieb der kurörtlichen Einrichtungen erzielt werden?
  • Was sind die konkreten Erfolgsfaktoren für den Betrieb wirtschaftlich tragfähiger kurörtlicher Infrastruktur?
  • Welchen Beitrag sollen und können dabei die Heilbäderverbände leisten?

Dort setzt unser mehrstufig angelegtes Projekt mit einer Online-Befragung der Orte als erste Stufe an. Grundlage der Befragung bildet hierbei das bereits im Markt etablierte und wieder zu aktualisierende Kurorte-Klima. Hierzu erhalten alle Heilbäder & Kurorte noch kurzfristig eine separate Einladung, mit näheren Informationen und Zugangsdaten.

Als zweite Stufe werden die aus der Befragung gewonnenen Erkenntnisse durch ein sogenanntes Experten-Hearing untersetzt. Hierzu ist die Befragung von Key-Playern aus Wissenschaft und Praxis auf Ebene der Kurorte und Heilbäder in Form von Tiefeninterviews geplant. Zur weiteren Untermauerung der gewonnenen Ergebnisse und mit dem Ziel konkrete Empfehlungen auszusprechen ist zu Beginn des 2. Quartals 2023 ein sog. „Expert-Talk“ als hybrides Format mit ausgewählten Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verbänden und Betrieb sowie Ihnen als Verantwortliche in den Orten vorgesehen. Denn einen Erfolgsfaktor können wir schon jetzt benennen: Nur ein gemeinsamer interdisziplinärer Austausch und Blick auf die Branche unter Einbindung möglichst vieler Verantwortlicher kann zur nachhaltigen Bewältigung der Krisen und damit zur Zukunftsfähigkeit der Heilbäder & Kurorte beitragen.


Geschrieben von Detlef Jarosch und Dr. Katja Zielke

Detlef Jarosch

Ich bin Standortleiter München der PROJECT M GmbH und standortübergreifender Bereichs-leiter (gesundheitsorientierte) Infrastruktur. Ich habe mich speziell der Erlebbarmachung des Gesundheitstourismus und dem nachhaltigen Betrieb entsprechender Infrastruktur verschrie- ben und verstehe gesundheitstouristische Einrichtungen als Erlebnisraum. In meiner Zeit als Regionalmanager, Projektmanager und Geschäftsführer in unterschiedlichen Gesundheits- regionen verfolgte ich genau diese Ziele. Das einzigartige PPP-Projekt Oversum Vitalresort Winterberg (NRW), welches ich als verantwortlicher Projektsteuerer mitentwickelte, ist ein geeignetes Beispiel für meine Vorstellung von zeitgemäßer Produktentwicklung im Gesundheitstourismus.


Dr. Katja Zielke

Ich bin Senior-Consultant bei der PROJECT M GmbH, einer Strategieberatung für die Tourismus- und Freizeitwirtschaft, die führend im Gesundheits- und Wellnesstourismus ist. Ich bin seit mehr als 18 Jahren in der Tourismus-, Hotel-, Spa- & Gesundheitsbranche tätig und hier schwerpunktmäßig in der strategischen Entwicklung und Positionierung, sowie Marketing & Vertrieb von neuen und bestehenden Spa-, Wellness- und Gesundheitseinrichtungen. Besonders spannend ist dabei die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Akteuren u.a. aus Hotellerie, Medizin und auch Kurorten und Heilbäderverbänden entlang der gesamten Leistungskette - angefangen von der strategischen Analyse über die Konzeption und Produktentwicklung bis zur zielgruppenspezifischen Vermarktung und zur Umsetzungsbegleitung.


2 Kommentare

  1. Tobias Klöpf sagt:

    Ich bin sehr gespannt auf den “Expert-Talk” und freue mich immer wieder auf eure Updates in diesem spannenden Segment. Danke!

  2. Moin aus dem hohen Norden, der von mir mit dem Europäischen Heilbäderverband durchgeführte Kongress 2011 in Dänemark hat sich bereits mit dem Team befasst.
    Die Zeiten der reinen Kur-und Badeaufenthalte sind passè: Wohlfühlen, Entspannung, Erholung sind heute angesagt. Dazu gehören natürlich die ortsgebunden Heilmittel. Deutschland hat ein Problem mit dem Gesundheitstourismus. Der Aufruf, dem ortsgebunden Heilmittel eine stärkere Beachtung zu schenken, offen an die neuen fundierten , wissenschaftlichen Erkenntnisse im Kur- und Heilwesen heranzutreten erfordern ein Umdenken. Die Kurorte ( Beispiel Bad Schmiedeberg) haben keine Zukunft „ von allem Etwas“ ein Aldi Konzept jedoch hier ohne Nutzungskonzept. Herr Jarosch hat bereits vor Jahren durch mich an Kongressen in Euro teilnehmen können. Das Bernstein med. auf Usedom ( kneipp für mich) hat gezeigt wie es geht. Der Kurdirektor war mit unserem Konzept am 5.12.2022 auf der Fachtsgung Tourismus im Einklang mit den Einheimischen vor Ort möglich machen als Sprecher dabei . Ja auch Norderney war vertreten mit Thalasso des Norden ein Projekt aus unserer Arbeit 2005 Arbeitskreis Deutschland-Holland-Dänemark. Hier wurden die Schubladen geöffnet. Es besteht heute Handlungsbedarf. Wir nehmen wie folgt Teil:
    Und hier könntet ihr ein Teil sein : Region-Destination- Entwicklungen. 1. Politiker 2. Gewerbe 3. Bürger 4.Vereine.
    Ideenwerkstatt aus den gesammelten Daten. Vorort entwickeln und betreiben. So entsteht ein neues authentisches Bild aus Traditionen- Kultur und Geschichte den Bedürfnissen der Menschen in der heutigen Zeit verpflichtet. Nun im Alter von 74 Jahren kann ich zurückblicken um in die Zukunft zu Planen. Es gibt noch viel zu tun . Herzliche Nordlicht Grüße reiner der freiRaumdenker.

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