Kurorte-Klima

Unsicherheiten im Markt und steigende Inflation bedingen eher zurückhaltende Einschätzung in der Nachfrageentwicklung – Einsparungspotenziale, Profilschärfung und Investition als erste Reaktion

Mehr als zwei Jahre Corona-Pandemie haben die Tourismusbranche stark geprägt. Hinzu kommen aktuelle gesellschaftspolitische Ereignisse wie der Ukraine-Krieg und auch die Klimakrise. Im Ergebnis führen diese Faktoren zu tiefgreifenden Veränderungen und Rahmenbedingungen, die u.a. auch Einfluss auf die Entwicklung der touristischen Nachfrage hatten und haben. Diese Veränderungen zeigen sich auch und insbesondere in den Kur- und Heilbädern. Eine Rückkehr zum Vorkrisenniveau aus 2019 steht für zahlreiche der Kur- und Heilbäder nach unseren Informationen (noch) aus.

Vor diesem Hintergrund, haben wir unsere Kurorte-Klima Befragung genutzt und Anfang Juli 2022 erneut durchgeführt, um eine realistische Einschätzung der aktuellen Geschäftslage, der Geschäfteerwartung und der Nachfrageentwicklung in den Kurorten und Heilbädern in Deutschland zu erhalten.

Im Hinblick  auf die Bewertung der aktuellen Geschäftslage zeigt sich, dass ein Großteil der teilnehmenden Kurorte und Heilbäder sowohl die Lage im eigenen Kurort (66,7%) als auch der Heilbäder und Kurorte deutschlandweit (75,0%) als befriedigend bewertet. Dem Gegenüber bewerten nur 12,5% die Lage im eigenen Kurort und 18,8% die der Heilbäder und Kurorte in Deutschland als gut.

Für den eigenen Kurort erwarten 62,5% für die nächsten drei Monate eine gleichbleibende Geschäftserwartung, etwa ein Fünftel (20,8%) erwartet eine Verbesserung der individuellen Geschäftslage.

Zwei Drittel geben darüber hinaus an, dass die Nachfrage im eigenen Kurort in diesem Jahr 2022 niedriger ausfällt als noch im Jahr 2019. Etwa ein Viertel schätzt die Nachfrage auf ein ähnliches Niveau zu 2019 ein, während nur rund 7% eine höhere Nachfrage im eigenen Kurort verzeichnet.

Die Gründe für die im Vergleich zu 2019 geringere Nachfrage werden insbesondere in den Auswirkungen der Inflation gesehen. Auch die Corona-Pandemie ist nach wie vor ein hemmender Faktor in der Nachfrage in den Kurorten. 80% der Kurorte und Heilbäder geben an, dass die bestehende Unsicherheit auf Gästeseiten aufgrund von Corona die Nachfrage im eigenen Kurort zurückhält. Mehr als jeder Zweite konstatiert außerdem die gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen als Grund, dass sich die Nachfrage in diesem Jahr bisweilen noch zurückhaltend darstellt. Bei den weiteren Gründen, die nicht durch die Antwortoptionen vorgeschlagen waren, sticht insbesondere ein Argument hervor: Die Möglichkeit wieder ins Ausland reisen zu können, sorgt dafür, dass die Nachfrage im eigenen Kurort zurückgeht.

Kurorte-Klima Infografik (Stand: Juli 2022)

Mit Blick auf mögliche Handlungsoptionen zur Steigerung der Nachfrage in den Kurorten und Heilbädern wird an erster Stelle die Attraktivierung und Modernisierung der wellness- und gesundheitstouristischen Einrichtungen, wie Thermen und Bäder genannt. Gefolgt von einer notwendigen Steigerung der Aktivitäten im Bereich Marketing sowie der Entwicklung eines breiteren touristischen Angebotes in den Kurorten und Heilbädern.

Die vier meist genannten Maßnahmen zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit, die mit etwas Abstand gegenüber den anderen Optionen genannt wurden, sind die Einsparung von Energiekosten, Erhöhung der Preise sowie Investitionen in die Modernisierung der Infrastruktur, nebst Schärfung der Profilierung.

Kurorte-Klima Infografik (Stand Juli 2022)

Auch weiterhin sind wir sehr gespannt und werden nachhalten, wie sich die touristische Nachfrage in den Kurorten und Heilbädern in den nächsten Wochen entwickeln wird. Wir freuen uns, wenn Sie hierzu Ihren Beitrag leisten und wir Ihr Interesse an einer Teilnahme geweckt haben. Nehmen Sie gern Kontakt mit uns auf; sprechen Sie uns an.


Geschrieben von Detlef Jarosch und Dr. Katja Zielke

Detlef Jarosch

Ich bin Standortleiter München der PROJECT M GmbH und standortübergreifender Bereichs-leiter (gesundheitsorientierte) Infrastruktur. Ich habe mich speziell der Erlebbarmachung des Gesundheitstourismus und dem nachhaltigen Betrieb entsprechender Infrastruktur verschrie- ben und verstehe gesundheitstouristische Einrichtungen als Erlebnisraum. In meiner Zeit als Regionalmanager, Projektmanager und Geschäftsführer in unterschiedlichen Gesundheits- regionen verfolgte ich genau diese Ziele. Das einzigartige PPP-Projekt Oversum Vitalresort Winterberg (NRW), welches ich als verantwortlicher Projektsteuerer mitentwickelte, ist ein geeignetes Beispiel für meine Vorstellung von zeitgemäßer Produktentwicklung im Gesundheitstourismus.


Dr. Katja Zielke

Ich bin Senior-Consultant bei der PROJECT M GmbH, einer Strategieberatung für die Tourismus- und Freizeitwirtschaft, die führend im Gesundheits- und Wellnesstourismus ist. Ich bin seit mehr als 18 Jahren in der Tourismus-, Hotel-, Spa- & Gesundheitsbranche tätig und hier schwerpunktmäßig in der strategischen Entwicklung und Positionierung, sowie Marketing & Vertrieb von neuen und bestehenden Spa-, Wellness- und Gesundheitseinrichtungen. Besonders spannend ist dabei die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Akteuren u.a. aus Hotellerie, Medizin und auch Kurorten und Heilbäderverbänden entlang der gesamten Leistungskette - angefangen von der strategischen Analyse über die Konzeption und Produktentwicklung bis zur zielgruppenspezifischen Vermarktung und zur Umsetzungsbegleitung.


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