Kurorte-Klima 1. Quartal 2024: Mittelmäßige Geschäftslage und eher verhaltene Erwartungen für die nächsten 3 Monate in der Kurortelandschaft in Deutschland

Wie angekündigt werden wir auch 2024 ein Bild über die touristische Entwicklung der mehr als 350 prädikatisierten Orte in Deutschland aufzeigen und Ergebnisse liefern, wie die aktuelle Geschäftslage und -erwartungen in den kommenden Monaten in den Orten eingeschätzt wird. Hierzu werden wir Sie in diesem Jahr 3 Befragungen durchführen und freuen uns, dass bereits in der 1. Runde 2024 bundesweit 62 Orte teilgenommen haben. Immer zum Jahresstart werden wir künftig auch Fragen zu Handlungsoptionen zur Nachfragesteigerung und auch Kostensenkung in den Orten wiederholend stellen und  den Vorjahresergebnissen gegenüberstellen. So auch dieses Mal im Vergleich zum 1. Quartal 2023.

Die nun durchgeführte Befragung mit 62 Beantwortungen verteilt auf 10 Bundesländer und einer Quote von knapp 20% zeigt eine überdurchschnittliche Teilnahme und damit gute, repräsentative Ergebnisse. Nachfolgend die zusammenfassende Darstellung zum Kurorte-Klima:

Abbildung 1: Kurorte-Klima (PROJECT M 2024)

Von den 62 teilgenommen Orten schätzt der überwiegende Teil von ca. 74% die gegenwärtige Geschäftslage in ihrem Ort als befriedigend und damitdurchschnittlich ein. Immerhin rund 21% bewerten die Geschäftslage als gut, und nur knapp 5% der Heilbäder und Kurorte bewerten die eigene Geschäftslage als schlecht. Im Vergeich dazu haben im Herbst letzten Jahres noch 33% die Geschäftslage als gut bewertet. Damit zeigt sich ein Rückgang in der Entwicklung von 12%.

Mit Blick auf die Einschätzung der Nachfrageentwicklung zeigt sich, dass  etwa 56% der befragten Heilbäder und Kurorte die Nachfrage in den ersten Wochen des Jahres 2024 auf einem vergleichbaren Niveau zu 2023 und auch nur 11% die Nachfrageentwicklung als positiver als noch im vergangenen Jahr bewerten. Interessant ist, dass im Abgleich mit dem eigenen Kurort sowohl die Geschäftslage der Heilbäder und Kurorte in Deutschland in den Ausprägungen eher gut (27,4%) und schlecht (ca. 15%) bewertet wird, wohingegen der Anteil der befriedigenden Nennungen 58% gegenüber 74% Nennungen bei dem eigenen Kurort liegen.

Insgesamt bewerten 95% die Geschäftserwartung als nur befriedigend oder gar negativ, gleichzeitig erwarten auch nur 15% eine Besserung in den nächsten 3 Monaten.

Als mögliche Gründe für die zurückhaltende Nachfrage kristallisieren sich die Auswirkung der Inflation (fast 90% der Angaben), gefolgt von den Unsicherheiten aufgrund der fortwährenden unsicheren gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Corona spielt trotz im Winter steigender Infektionszahlen mit 5% keine wirkliche Rolle mehr.

Attraktivierung und Modernisierung der gesundheitstour. Schlüsselinfrastrukturen als wichtigste Handlungsmaßnahme zur Steigerung der Nachfrage – Bestätigung der Ergebnisse aus 2023

Mit Blick auf mögliche Handlungsoptionen zur Steigerung der Nachfrage in den Kurorten und Heilbädern wird auch im aktuellen Kurorte-Klima an erster Stelle die Attraktivierung und Modernisierung der wellness- und gesundheitstouristischen Einrichtungen, wie Thermen und Bäder genannt. Lag die Zahl der Nennungen im Herbst noch bei 65 %, werten nunmehr 71 % der Orte diese Handlungsoption als Schlüssel zur Steigerung der Nachfrage.

Gefolgt wird diese Handlungsoption von einer Entwicklung eines breiteren touristischen Angebotes in den Orten sowie der Ausweitung der Zielgruppen auf genuss- und erlebnisorientierte Gäste.

Abbildung 2: TOP 3 Handlungsoptionen zur Steigerung der Nachfrage in den Heilbädern und Kuroren

Zu den bereits durchgeführten Maßnahmen werden an erster Stelle Provisionen aus eigener Vermittlung von Unterkünften bzw. Tickets für Veranstaltungen genannt, gefolgt von einer Erhöhung der Eintrittspreise bei eintrittspreispflichtigen Einrichtungen und verstärkten Marketing Aktivitäten bzw. Zielgruppenansprache. Die Durchführung von Investitionen in die Modernisierung der Schlüsselinfrastruktur konnte hingegen nicht in dem Umfang wie noch Anfang 2023 geplant umgesetzt werden, doch mehr als die Hälfte plant Investitionsmaßnahmen in 2024.   

Abbildung 3: Top 3 der bereits durchgeführten Maßnahmen

Einnahmesituation: Investition in die Modernisierung der touristischen Infrastruktur zur Steigerung der Einnahmesituation; Verstärkte Nutzung von Fördermitteln mit der höchsten Relevanz zur Senkung der Kosten in den Heilbädern und Kurorten

Im Rahmen unserer Befragung sind wir darüber hinaus der Frage auf den Grund gegangen, über welche Maßnahmen die Wirtschaftlichkeit der Heilbäder und Kurorte verbessert werden kann. Hierzu haben wir einerseits die Relevanz zur Steigerung der Einnahmesituation-, sowie die Relevanz der Maßnahmen zur Senkung der Kosten in den Heilbädern und Kurorten abgefragt.

Im Hinblick auf die Maßnahmen zur Steigerung der Einnahmesituation der Heilbäder und Kurorte werden die Investition in die Modernisierung der touristischen Infrastruktur sowie die Schärfung der Profilierung als wichtigste Maßnahmen genannt.

Abbildung 4: Relevanz der Maßnahmen zur Steigerung der Einnahmesituation in den Heilbädern und Kurorten

Demgegenüber werden die verstärkte Nutzung der Fördermittel sowie die Automatisierung und Digitalisierung der Prozesse als wichtigste Maßnahmen genannt, um die Kosten in den Heilbädern und Kurorten zu senken. Diese aktuellen Ergebnisse  sind vergleichbar hinsichtlich der Bewertungen  mit den Anfang 2023 erfassten Ergebnissen unserer groß angelegten Kurorte-Studie mit damals 102 teilnehmenden Orten und bestätigt diese.

Key-Results:

  • Geschäftslage und -bewertung in Heilbädern und Kurorten aktuell eher nur befriedigend
  • TOP-Maßnahmen:
    • zur Steigerung der Nachfrage: Attraktivierung und Modernisierung der gesundheitstour. Schlüsselinfrastrukturen
    • zur Steigerung der Einnahmesituation: Investition in die Modernisierung der touristischen Infrastruktur
    • zur Senkung der Kosten: Verstärkte Nutzung von Fördermitteln

Auch in den kommenden Wochen werden wir Sie mitunserem Kurorte-Klimas informiert halten.

Wir würden uns freuen, wenn sich neben den treuen Teilnehmenden auch noch weitere Orte an der wieder im Mai 2024 geplanten nächsten Runde beteiligen würden. Die bisherigen Ergebnisse finden Sie auf unserem Blog unter https://gesundheit-tourismus-blog.com/kurorte-klima/. Die Teilnahme ist dann nach Aufruf wieder möglich unter: https://de.research.net/r/Kurorte-Klima-2024

Wir bedanken uns schon jetzt für Ihre Zeit und Ihre Teilnahme an der Befragung! Weitere und aktualisierte Ergebnisse folgen in Kürze. Bleiben Sie dran!


Geschrieben von Dr. Katja Zielke und Detlef Jarosch

Dr. Katja Zielke

Ich bin Senior-Consultant bei der PROJECT M GmbH, einer Strategieberatung für die Tourismus- und Freizeitwirtschaft, die führend im Gesundheits- und Wellnesstourismus ist. Ich bin seit mehr als 18 Jahren in der Tourismus-, Hotel-, Spa- & Gesundheitsbranche tätig und hier schwerpunktmäßig in der strategischen Entwicklung und Positionierung, sowie Marketing & Vertrieb von neuen und bestehenden Spa-, Wellness- und Gesundheitseinrichtungen. Besonders spannend ist dabei die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Akteuren u.a. aus Hotellerie, Medizin und auch Kurorten und Heilbäderverbänden entlang der gesamten Leistungskette - angefangen von der strategischen Analyse über die Konzeption und Produktentwicklung bis zur zielgruppenspezifischen Vermarktung und zur Umsetzungsbegleitung.


Detlef Jarosch

Ich bin Standortleiter München der PROJECT M GmbH und standortübergreifender Bereichs-leiter (gesundheitsorientierte) Infrastruktur. Ich habe mich speziell der Erlebbarmachung des Gesundheitstourismus und dem nachhaltigen Betrieb entsprechender Infrastruktur verschrie- ben und verstehe gesundheitstouristische Einrichtungen als Erlebnisraum. In meiner Zeit als Regionalmanager, Projektmanager und Geschäftsführer in unterschiedlichen Gesundheits- regionen verfolgte ich genau diese Ziele. Das einzigartige PPP-Projekt Oversum Vitalresort Winterberg (NRW), welches ich als verantwortlicher Projektsteuerer mitentwickelte, ist ein geeignetes Beispiel für meine Vorstellung von zeitgemäßer Produktentwicklung im Gesundheitstourismus.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert