Author: Detlef Jarosch

Tourismusförderung vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie – Förderquoten wurden deutlich erhöht und Zugänge speziell für Investitionsvorhaben in die touristische Infrastruktur vereinfacht

Heilbäder und Kurorte verzeichneten für das Jahr 2020, das – wie allgemein bekannt – ganz im Zeichen von Corona stand, schwerwiegende Einbußen in so gut wie allen Bereichen. Wie in unserem Blog-Artikel Neue Umfrageergebnisse – Kurorte-Klima: Rückblick auf 2020, Überblick über die aktuelle Geschäftslage und erste Abschätzungen zur Geschäftserwartung in den Heilbädern und Kurorten vom 19.01.2021 bereits dargelegt, ist aufgrund der aktuellen Entwicklungen auch für 2021 kein abruptes und befriedigendes Abklingen in Aussicht.

Das Ausbleiben der Gäste, die Schließung der Kureinrichtungen und die dadurch entstandenen Umsatzeinbußen bringen die Verantwortlichen immer mehr in Bedrängnis. Instandhaltung und Wartung werden auf ein Minimum reduziert, an Investitionen in Modernisierung ist oft nicht zu denken. Bereits vor Corona waren vielerorts Einrichtungen wie Bäder & Thermen, Kurmittelhäuser, Kurparks etc. stark sanierungsbedürftig. Gelder sind in den Kommunen bereits vor dem drastischen Ausbleiben von Gewerbesteuern und Kurtaxen oft nicht vorhanden gewesen. Die Corona-Zeit wirkt zudem nun wie eine Kapsel, in der die Zeit der Visionen und Entwicklungsideen, allen voran aber der tatsächlichen Umsetzung von Maßnahmen stehengeblieben scheint. Die Lage spitzt sich immer weiter zu: Wie sollen zentrale und für die Kurorte überlebensnotwendige Einrichtungen am Laufen gehalten, geschweige denn für den „Neustart“ attraktiviert und für die Zukunft nachhaltig weiterentwickelt werden?

Ein Lichtblick: Tourismusförderprogramme in vielen Bundesländern mit überdurchschnittlichen Förderquoten ausgestattet und vereinfachten Zugängen

In der Gesellschaft ist längst angekommen, dass das Gastgewerbe am schlimmsten von den Auswirkungen der Pandemie betroffen ist. Aber wie sollen Einrichtungen, in denen zwischenmenschliche Interaktion und Kontakt zum Menschen das Produkt an sich ist, während des Lock-Downs ein Alternativangebot auf die Beine stellen? Der Lichtblick: Die jüngsten Entwicklungen in der Förderlandschaft zeigen, dass auch die Landesregierungen diese Situation erkannt und im Rahmen ihrer Möglichkeiten reagiert haben – Die Fördersätze für kommunale (gesundheits-)touristische Einrichtungen wurden teilweise deutlich erhöht, der Weg zu den Fördertöpfen teils stark vereinfacht. Beispiele aus dem Saarland, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen zeigen teilweise Förderquoten von bis zu 95 % für kommunale Investitionsvorhaben, sofern die deutlichen Einbußen durch die Pandemie stichhaltig durch den Antragsteller nachgewiesen werden. Dies ist sicherlich auch dem Umstand geschuldet, dass im vergangenen Jahr einige Maßnahmen aufgrund der Unsicherheit und knapper öffentlicher Kassen zurückgestellt wurden und damit noch aus der laufenden Förderperiode Gelder zur Verfügung stehen. Aber nicht unbegrenzt.

Erlebnisraumkonzept Sole & Kneipp, Außenpavillon Sole (c) Staatsbad Salzuflen GmbH

Voraussetzung: Die Maßnahmen müssen konzeptionell einwandfrei und schlüssig sein, die Ziele der regionalen und landesspezifischen Strategien klar fokussieren und die Notwendigkeit des Impulses und seiner Effekte klar herausgearbeitet werden. Zudem müssen alle Interessensgruppen aktiv und vollumfänglich beteiligt werden sowie eine enge Abstimmung mit den Förderstellen und Ministerien erfolgen. Der Weg ist sicher nicht trivial – das Ergebnis legitimiert diesen Aufwand jedoch.

Nachstehend eine kurze Zusammenfassung wichtiger Schritte auf dem Weg zur Fördermittelakquise vereinfacht als eine Art Check-Liste aus der langjährigen erfolgreichen Praxis der Begleitung:

  1. PROJEKTIDEE: Relevante Grundlagen und Rahmenbedingungen für das künftige Projekt, je konkreter, desto besser. Darauf aufbauend erfolgt die gezielte Fördermittelrecherche (z.B. über https://www.foerderwegweiser-tourismus.de/)
  2. PROJEKTQUALIFIZIERUNG: Hier gilt es alle Auflagen genauestens zu erfüllen und sich sehr eng bis zur endgültigen Einreichung mit den zuständigen Förderstellen abzustimmen. Beachten Sie: Man spielt in einem Team! Entscheidend für den Erfolg sind die Menschen, die im Projekt und in der Antragstellung involviert sind – Es gilt die Förderstelle mit ins Boot zu nehmen und als Team zu agieren
  3. ANTRAGSSTELLUNG: Die qualitativ hochwertige, präzise und gezielte Erarbeitung der Dokumente entscheidet über den Erfolg und v.a. die Förderquote. Die Erfahrung lehrt: Wer auf der Zuwendungsliste oben stehen will, braucht neben dem persönlichen Draht in erster Linie optimal erarbeitete Unterlagen und eindeutige Argumentationslinien!
  4. REALISIERUNG: „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel!“ Der Spatenstich stellt NICHT den Abschluss der Abstimmung mit der Förderstelle dar! Professionelle Projektsteuerung und -management sowie regelmäßige Abstimmung mit der Förderstelle bis zur Abgabe des abschließenden Verwendungsnachweises sind das A & O.

Die Auflagen und Anforderungen an die Fördermittelakquise können unterschiedlicher nicht sein. Es gibt kein Patentrezept. Sowohl zwischen den einzelnen europäischen Förderprogrammen wie LEADER, INTERREG oder Förderungen der „Gemeinschaftsaufgabe -Förderung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW), als auch zwischen den einzelnen Bundesländern unterscheidet sich der Aufwand teilweise stark. In jedem Fall ist jedoch festzuhalten, dass es sich lohnt, bei jeder Investition die Möglichkeiten auf Förderung genauestens zu prüfen und ggf. das Projekt entsprechend der Förderrichtlinien weiter zu entwickeln.

Fakt ist: Aktuell ist der ideale Zeitpunkt, um sich nicht nur mental und strategisch, sondern auch infrastrukturell für die Zukunft aufzustellen, Impulse zu setzen und zentrale Ankereinrichtungen neu zu positionieren bzw. Neuinvestitionen zur Impulssetzung anzugehen. In jüngerer Zeit konnten wir an mehreren Standorten erfolgreich bei der Sicherung von Mitteln für Thermen & Bäder in der Rhön und im Harz und im Kreis Lippe für ein Erlebnisraumkonzept Sole & Kneipp unterstützen. Auf den Weg gebracht wurden seit Jahresbeginn nach Vorabklärung Anträge für ein Gesundheitszentrum auf einer Insel in Niedersachsen und aktuell wiederum für ein weiteres Bad im Harz.

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Ambulante und stationäre Vorsorgemaßnahmen in anerkannten Heilbädern und Kurorten werden wieder Pflichtleistungen – Chance und Aufgabe zur Zukunftssicherung

Mit dem voraussichtlich im Sommer 2021 Inkrafttreten des Gesetzes zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung (Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetz – GVWG) besteht für eine Vielzahl der Heilbäder & Kurorte in Deutschland, die ihre medizinisch-therapeutische Qualität gehalten bzw. ausgebaut haben, endlich die Chance sowohl ambulante als auch stationäre Vorsorgemaßnahmen wieder als Kassenleistung anzubieten. Möglich wird es dadurch, dass diese Leitungen nun wieder Pflichtleistungen der gesetzlichen Krankenkassen werden.

Quelle: © kudla / Shutterstock

Damit geht zum einen eine Forderung des Deutschen Heilbäderverband e.V. und verschiedenster Landesverbände in Erfüllung. Zum anderen werden aber auch die Heilbäder & Kurorte in ihrer Funktion als Gesundheitskompetenzzentren für Patienten, Gäste und Einheimische gestärkt. Gleichzeitig entspricht diese Entscheidung dem wachsenden Bedürfnis und der Bereitschaft in der Gesellschaft aktiv etwas für die Gesundheit zu tun sowie der wachsenden Nachfrage nach natürlichen bzw. naturnahen Heilmitteln. Gesundheit ist nur aufgrund von COVID 19 in nahezu allen Gesellschaftsschichten und Generationen das höchste Gut, sondern auch das zentrale Lebensziel und Synonym für ein gutes Leben. Eine klare Win-win-Situation sowohl für die Versicherten als auch die Heilbäder und Kurorte. Jetzt gilt es die richtigen Schritte zur Vorbereitung zu gehen und Vorbereitungsmaßnahmen konsequent umzusetzen. Aus unserer Sicht und Erfahrung wichtige TOP 8 Maßnahmen sind dabei:

  1. Profilierung – Thematische/heilmittelbezogene bzw. indikationsbezogene (Neu)Positionierung und Markenentwicklung des Ortes sowie der relevanten Angebote
  2. Produktoptimierung – Prüfung und Nachqualifizierung kurörtlicher Angebote auf Qualität und gegenwärtige Gästebedürfnisse
  3. Produktentwicklung – Entwicklung und Anerkennung von „neuen (Kompakt)Kurangeboten“ zu Schlüsselthemen wie Stressmanagement, Erschöpfung, Atemwege, Resilienz etc.
  4. Erlebnisraumentwicklung – Attraktivierung und stärkere Thematisierung der kurörtlichen Infrastruktur auf Basis einer Zukunftskonzeption für den Erlebnisraum – Basis- (z.B. TI, Kurpark, Wege, …), Supra- (z.B. Beherbergung, Gastronomie, Kliniken) und Aktivitätsinfrastruktur (Thermen, Themenwege, …)
  5. Innenmarketing – Gezielte Bewusstseinsbildung zur Bedeutung und Chance des Themas Gesundheitstourismus
  6. Netzwerkmanagement – Aufbau bzw. Weiterentwicklung (thematischer) Anbieternetzwerk zur Schaffung von verlässlichen Zusammenarbeitsstrukturen und -mechanismen, Entwicklung attraktiver Angebotsbündel, Rahmenprogramme, Impulsgebung, Kontaktvermittlung, etc.
  7. Marketing & Vertrieb – ortsbezogene Marketing- und Kommunikationsstrategie, Content-Erstellung und Kommunikationsfahrplan
  8. Marketing & Vertrieb überörtlich: konsequentes Zuweisermarketing und Vermarktungsoffensiven

Neben dem enormen Potenzial durch das Inkrafttreten des GVWG stellt auch die weiterhin anhaltende Corona-Pandemie mit Ihren Auswirkungen und Folgen zusätzliches Potenzial für die Heilbäder und Kurorte als Kompetenz- und Versorgungszentren für Gesundheit, Prävention und Rehabilitation dar. Natürlich belastet die Pandemie mit zahlreichen Infizierten und unterschiedlichsten Krankheitsverläufen unser Gesundheitssystem, denn auch heute, knapp ein Jahr nach dem der erste Infizierte in Deutschland gemeldet wurde, ist unklar wie sich das Coronavirus selbst und die Pandemie weiterentwickeln.

Gleichzeitig stärkt die Pandemie aber eben auch das Gesundheitswesen: Effekte wie beispielsweise die von der Gesellschaft verstärke Abwägung von notwendigen Terminen bei Ärzten oder gar in der Notaufnahme, entlastet medizinisches Personal und Rettungsstellen, die Entbürokratisierung von Behörden, Verwaltungen und Institutionen durch erleichterte Abrechnung und reduzierte Kontrollen sowie das Vorantreiben der Digitalisierung und damit der Ausbau von Telemedizin und die Beschleunigung der Einführung papierloser Rezepte aufgrund geltender Schutzmaßnahmen wie Abstandsregeln zahlen eindeutig auf das gegenwärtig bestehende Gesundheitswesen ein.


Zum Hintergrund: Mit der Gesundheitsreform in den 90er Jahren wurden die Pflichtleistungen gestrichen. Die Folgen: Die Heilbäder und Kurorte verloren zahlreiche Gäste und damit verschlechterte sich auch die wirtschaftliche Situation der Kommunen und Leistungsträger (sinkende Einnahmen durch Kurbeiträge, geringere lokale Wertschöpfung). Zugleich stiegen die Zahlen der Erkrankten beispielsweise durch Arbeitsunfälle und die Länge der Krankenstände, da notwendige Auszeiten zur Prävention und Stärkung von Körper, Geist und Seele fehlten.

Im Dezember 2020 wurde im Deutschen Bundestag das Gesetz zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung (Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetz – GVWG) beschlossen. Das Gesundheitsministerium (BMG) nutzt die Pandemie, um richtige Schritte zur Weiterentwicklung des zukunftsfähiges Gesundheitssystem zu gehen. Es soll mehr Qualität, mehr Transparenz, bessere Leistungen und verstärkte Vernetzung in der Versorgung sicherstellen: Für die Krankenhäuser soll eine umfassende Qualitätsoffensive gestartet werden und die Versicherten sollen von verbesserten Leistungen profitieren.

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Neue Umfrageergebnisse – Kurorte-Klima: Rückblick auf 2020, Überblick über die aktuelle Geschäftslage und erste Abschätzungen zur Geschäftserwartung in den Heilbädern und Kurorten.

Nachdem es über die Sommer- und ersten Herbstmonate letzten Jahres hinsichtlich der weiterhin anhaltenden Corona-Pandemie ruhiger war, kämpfen wir seit Mitte Oktober mit steigenden Infektionszahlen und Todesfällen gegen die zweite Welle und die ungezügelte Verbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 und die bekannten Mutationen.

Reisen war zwischenzeitlich wieder möglich, bis wir im November erneut in einen Teil-Lockdown gegangen sind. Da die Infektionszahlen kaum positive Entwicklung verzeichnen, wurden Maßnahmen stetig verschärft und der Teil-Lockdown konsequent verlängert. Erst langsam sind positive Effekte erkennbar: Die 7-Tage-Inzidenz liegt in Deutschland aktuell bei 134. Die Zahlen schwanken weiterhin täglich. Bundesländer wie beispielsweise Schleswig-Holstein (89) verzeichnen laut RKI positivere Werte, andere wiederum melden weiterhin beunruhigend hohe Werte (Thüringen 274, Sachsen 245, Brandenburg 206). Zudem müssen wir mehr als 46.500 Todesfälle vermerken. Positiv: Die weltweiten Fortschritte bei Impfstoff und Medikamenten. In Deutschland konnten mit steigendem Tempo seit dem Impfstart am 27.12.2020 1,5 Mio. Menschen geimpft werden.

Leere Kassen und kaum Hoffnung auf zeitnahe Besserung.

Keine Überraschung: Die Geschäftslage ist schlecht. Mehr als 85% der Teilnehmenden werten für ihren eigenen Kurort aber auch die Heilbäder und Kurorte in Deutschland die gegenwärtige Geschäftslage als schlecht. Überraschend sind einige wenige Ausreißer, welche die Lage als befriedigend oder gar als gut bewerten, sodass sich die Frage stellt: Haben wir uns schon mit der Situation abgefunden und bewerten den Teil-Lockdown als „befriedigend“?

Auch der Ausblick für die nächsten drei Monate schürt keine Freude. Knapp 30% der Teilnehmenden bewerten auch die nächsten Monate als schlecht und mehr als die Hälfte der Teilnehmenden rechnet mit einer gleichbleibend schlechten Geschäftslage. Nicht verwunderlich, denn auch wenn viele von uns mit der Zulassung mehrerer Corona-Impfstoffe auf das neue Jahr 2021 hin gefiebert haben, kämpfen wir weiterhin mit Herausforderungen wie Virusmutationen, Lieferengpässen und einer eingeschränkten Verfügbarkeit von Impfstoffen u.ä. Aber wir können einige Hoffnungsträger identifizieren! Immerhin bewerten 13,0 Prozent (eigener Kurort) bzw. 14,1 Prozent (Heilbäder und Kurorte in Deutschland) die Perspektive der nächsten Monate als zumindest besser ein.

Das Virus bestimmt die Tourismusbilanz 2020: Deutliche Verluste aber auch positive Entwicklungen während der Sommermonate.

Enorme Nachfragerückgänge, Umsatzausfälle und Betriebssterben prägten das Jahr 2020. Das bestätigen unserer Teilnehmenden mit ihren Bewertungen und Einschätzungen. Das erste Quartal, als das Virus noch von der Mehrheit als harmlose Grippe gesehen und nicht wirklich ernst genommen wurde, verläuft im Januar und Februar planmäßig – teilweise auch mit leicht positiven Entwicklungen. Insbesondere das zweite und vierte Quartal (erste und zweite Welle) zeigen die deutlichen Einbußen der Branche. Im zweiten Quartal verzeichnet ein Drittel der teilnehmenden Orte unter 25% der Gästezahlen in Relation zum Jahr 2019. Ein weiteres Drittel verzeichnet zwischen 25-50 Prozent. Im vierten Quartal verstärkt sich die Entwicklung, sodass knapp drei Viertel der Teilnehmenden maximal 50 Prozent der Gästezahlen in Relation zu 2019 verzeichnen.

Erfreulich hingegen das dritte Quartal des Jahres: Hier konnten einige Heilbäder und Kurorte starke Monate mit Rekordwerten oberhalb der 2019er Zahlen verzeichnen, denn auch Gästebefragungen sind eindeutig: Die Reiselust ist weiterhin groß. Die Menschen sehnen sich nach Urlaub außerhalb der eigenen vier Wände, obwohl sich zugleich auch das Reiseverhalten (mehr Sicherheit, Urlaub in der Nähe, etc. – vgl. Allianz Partners, Studie „Reisen nach dem Ausbruch von Covid-19“) unserer Gäste verändert hat und wohl auch nachhaltig verändern wird.

Grund zur Hoffnung auf ein Ende der Pandemie – Grund zur Hoffnung auf eine Verbesserung der Tourismuswirtschaft!

Aber dennoch ist davon auszugehen, dass sich unser Leben und somit auch Urlaube und Reisen nach und nach wieder normalisieren werden. Das zeigen auch die Ergebnisse zur Nachfrageentwicklung. Mehr als 55 Prozent der Teilnehmer gehen von einer anziehenden Nachfrage im zweiten Quartal 2021 aus. Weitere 38,5% bewerten die Lage eher vorsichtig, gegebenenfalls auch realistisch und gehen von einem Anziehen der Nachfrage im dritten Quartal aus.

Die Effekte der Massen-Impfung werden zum aktuellen Zeitpunkt von den Teilnehmern vorsichtig bewertet. Im ersten Quartal gehen die Teilnehmer von kaum spürbaren Effekten aus. Dies ist mit Blick auf die derzeitigen Herausforderungen wie Lieferengpässen und eingeschränkter Verfügbarkeit, der geplanten Verlängerung des Lockdowns und weiteren verschärften Maßnahmen auch aus unserer Sicht nachvollziehbar. Ab dem zweiten Quartal, ab dem mehr als die Hälfte der Teilnehmer mit einer anziehenden Nachfrage rechnen, erhoffen sie sich auch die Effekte der Impfung leicht in den Gästezahlen zu bemerken. Deutlicher wird es ab dem dritten Quartal. Hier erhofft sich mehr als ein Drittel der Teilnehmer eine Steigerung der Nachfrage von mehr als 50 (18,4 %) und 75 (18,4 %) Prozent.

Es bleibt weiterhin ungewiss wie genau sich die Pandemie und damit auch das Tourismusjahr 2021 entwickeln wird. Einen Überblick zur möglichen Entwicklung, den weiterhin zu beobachtenden Faktoren für die aktuelle Entwicklung sowie langfristig durch die Pandemie ausgelöste bzw. verstärkte Tendenzen und Entwicklungen finden Sie in unserem neusten Blogbeitrag auf unserem weiteren Blog tourismusperspektive.

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Renaissance oder Sterben der Kurmittelhäuser zur Anwendung der natürlichen Heilmittel?

Sind die Kurmittelhäuser ein Relikt der kurörtlichen Tradition oder erleben sie gerade jetzt zur medizinisch-therapeutischen Anwendung, v.a. der ortsgebundenen und auch ortstypischen Heilmittel eine Renaissance?

Diese Frage lässt sich natürlich nicht einfach mit ja oder nein beantworten. Sie hängt von den jeweiligen örtlichen Gegebenheiten wie z.B. des baulich-technischen Zustandes, der betriebswirtschaftlichen Situation, des Wettbewerbs (z.B. Klinikstrukturen, Privatanbieter etc.), der Eingliederung ggf. in eine Therme oder Bädereinrichtung und auch des Stellenwertes der Heilmittel in der Anwendung vor Ort ab.

Oftmals veraltete Einrichtungen verbunden mit hohem jährlichen Zuschussbedarf v.a. in 2020

Fakt ist, dass die meist kommunal bzw. durch kommunale Gesellschaften betriebenen Kurmittelhäuser durch die COVID-19 bedingten monatelangen Schließungen die jeweiligen Eigentümer stark belasten – keine Einnahmen aber meist hohe laufende Kosten trotz Kurzarbeitsregelung. Wer nicht bereits zuvor darüber nachgedacht hat, wie die Zukunft der jeweiligen Einrichtung aussehen soll und ob man sich den Betrieb noch weiter leisten möchte, wird sich diese Frage jetzt stellen (müssen).

Viele Einrichtungen, egal ob in den alten oder neuen Bundesländern sind wirklich in einem sanierungs- bzw. renovierungsbedürftigen Zustand und können oft nicht mit privat- oder klinikgeführten Angeboten mithalten. Sie sind zwar noch funktional, aber zunehmend hinsichtlich z.B. Erscheinungsbild, Privatsphäre des Patienten/Gastes (fehlende Raumtrennungen bei Kabinen), Ausstattung, Raumgrößen nicht mehr zeitgemäß und damit insbesondere an den Selbst(mit)zahler schwer zu vermarkten.

Anwendungen mit natürlichen Heilmitteln werden bei gleichzeitig steigendem Anspruch zunehmend stärker nachgefragt – Einige Heilbäder reagieren mit Modernisierungsmaßnehmen

Aus Marktsicht gewinnen die Heilmittel und damit verbundene naturheilverfahrensbasierte Anwendungen bei den Kunden an Sympathie und Nachfrage. Dies hängt auch mit dem allgemeinen Trend zu (anerkannten) Naturheilverfahren, Nachhaltigkeit und steigender Naturverbundenheit zusammen. Dementsprechend haben Heilbäder wie Noderney ihr „badehaus“ modernisiert und setzen bei der gesamten Infrastruktur auf das Thema Thalasso. Oder Bad Salzuflen stellt mit den Parkwelten und der Modernisierung der Gradierwerke das Thema Sole in den Vordergrund. Das dortige Vitalzentrum wird gleichzeitig auf Effizienz getrimmt und mit weiteren Partnern zu einem Kompetenzzentrum Gesundheit weiterentwickelt. Ein Standort in Südbayern plant ein neues Moorbadehaus und in Bad Königshofen durften wir die Konzeption, die Planung und den Bau eines neuen Kurmittelzentrums als Teil der Modernisierungsstrategie der FrankenTherme begleiten. Dort sind auch neue zeitgemäße Anwendungsbereiche für Moor- und Thermalwasseranwendungen geschaffen worden, die sich schnell einer großen Nachfrage erfreuen.

Was sind nun Erfolgsfaktoren für moderne Kurmittelhäuser und was sollte bei der Prüfung der Zukunftsfähigkeit beachtet werden?

  • Räumliche Verbindung mit medizinischen Versorgungszentren bzw. Arztpraxen einerseits oder Integration in Thermen und Badeeinrichtungen andererseits 
  • Konzentration auf die Inwertsetzung der örtlichen und orts-gebundenen Heilmittel zur Abdeckung eines möglichst differenzierten gesundheitsfördernden Spektrums
  • Konzentration der Angebote auf bestimmte Indikationen und Themen analog zur (angestrebten) Profilierung des Ortes und des Umfeldes
  • Spezifische heilmittelbezogene gesundheitsfördernde Angebote für den Selbstzahlermarkt mit möglichst separierten Bereichen
  • An die Bedürfnisse der Patienten adaptierte Hotel-Strukturen nahe der Behandlungseinrichtungen

Wie ist es um den Zustand Ihres Kurmittelhauses bestellt? Gerne unterstützen wir auch Sie bei der Überprüfung der Markt- und Wettbewerbsfähigkeit oder der Zukunftsausrichtung mit nachhaltiger Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit. Aus unserer Sicht und Erfahrung haben gut aufgestellte Kurmittelhäuser eine reale Marktchance, doch werden in die Jahre gekommene Häuser immer deutlicher abgehangen und vom Markt verschwinden. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Corona-Krisenmanagement und darüber hinaus: Bad Salzuflen als Best Practice Beispiel

Seit März hat das Corona-Virus SARS-CoV-2 Deutschland und damit auch den Deutschlandtourismus fest im Griff. Besonders zu Beginn des Shutdowns war schnelles Handeln gefordert – Touristenströme brachen zunächst vollkommen weg, (gesundheits-) touristische und kurörtliche Einrichtungen mussten geschlossen, Öffnungszeiten begrenzt, Sicherheitsregelungen eingehalten werden. Die 350 Kurorte und Heilbäder in Deutschland standen vor großen und vollkommen neuen Herausforderungen.

Wie also nun umgehen mit dieser Situation und auf dem Weg in eine neue Normalität? Was muss ich als Kurort beachten, wie kann ich meine Wettbewerbsfähigkeit sicherstellen, mich langfristig erfolgreich positionieren und mich trotz Corona zukunftsfähig aufstellen? Im Destinationsmanagement sind für die kommenden Monate vor allem gezielte Koordination und Kommunikation notwendig. Auf der einen Seite müssen die Auswirkungen der Corona-Pandemie kontinuierlich erfasst, darauf basierend Angebote evaluiert und koordiniert sowie Partner unterstützt werden. Auf der anderen Seite sollte sowohl nach innen mit den Einwohnern, Partnern und Leistungsträgern sowie nach außen mit den Gästen eine dauerhafte und transparente Kommunikation etabliert werden, um u.a. Sicherheit und Vertrauen zu vermitteln.


Stefan Krieger, Geschäftsführer der Staatsbad Salzuflen GmbH im nordrhein-westfälischen Sole-Heilbad und Kneipp-Kurort Bad Salzuflen, hat direkt zu Beginn der Krise schnell reagiert. Zunächst setzte die Staatsbad Salzuflen GmbH als Reaktion auf den Corona-Shutdown sofort alle Mitarbeiter und Leistungsträger über einen internen Mitarbeiterbrief sowie Newsletter über die aktuelle Lage und die geplanten Maßnahmen in Kenntnis. Eine Gesprächsrunde mit (gesundheits-) touristischen Leistungsträgern wurde einberufen, um die weitere Vorgehensweise und Maßnahmenansätze gemeinsam zu diskutieren.

Bad Salzufler Gäste wurden gleichzeitig über die neue Homepage sowie eine offizielle Pressemeldung informiert. Besucher erhielten u.a. Informationen über die voraussichtliche Dauer der Einschränkungen und geänderten Öffnungszeiten zum Schutz der Gäste und Einwohner, Verlangsamung der Ausbreitung des Virus und dem Schutz gefährdeter Mitmenschen.

(Gesundheits-) touristische Einrichtungen, wie beispielsweise das Vitalzentrum, wurden zum Schutz der Mitarbeiter, Gäste und Bevölkerung geschlossen, der Kurbetrieb heruntergefahren. Die Mitarbeiter des Kurgastzentrums standen jedoch mit eingeschränkten Öffnungszeiten sowohl Einwohnern als auch Leistungsträgern bei Fragen mit Rat und Tat zur Seite – unter strenger Einhaltung der Hygiene- und Sicherheitsvorschriften.

Neue Homepage des Staatsbad Salzuflen (Quelle: www.staatsbad-salzuflen.de)

Stufe 2: Enge Kommunikation mit den Gastgebern über Situation vor Ort und Hilfestellungen in der Krise

Seit Beginn der Corona-Pandemie werden die mit dem Staatsbad kooperierenden Vermieter regelmäßig via Sondernewsletter über die aktuellen Geschehnisse und geplanten Maßnahmen informiert – über einen eigenen internen Vermieter-Bereich auf der Website können zudem aktuelle Informationen abgerufen und die Kontaktdaten der wichtigsten Ansprechpartner abgerufen werden. Auch die interne e-Learning-Plattform wurde angepasst und enthält nun einen eigenen Bereich „Corona: Neuigkeiten, Links, Beispiele“.

Stufe 3: Gezielte Kampagne nach dem Restart zur Gewinnung von Tages- und Übernachtungsgästen Herr Krieger entschied sich außerdem dazu, die gerade im März angelaufene Kampagne „Glücksbad“, die u.a. prominent auf der Website platziert war, aus gegebenem Anlass für mehrere Wochen auszusetzen. Im Zuge der ersten Lockerungen im Mai nahm die Staatsbad Salzuflen GmbH die Kampagne schließlich wieder auf – Urlaub in einem sicheren und mit gesundheitlichen und Hygienevorschriften bestens vertrauten Kurort ist im Zuge der Wiederaufnahme von Urlaubsreisen zunächst und auch sicherlich in den kommenden Monaten eine beliebte Wahl unter den deutschen Reisenden.

Einblick in die Wandelhalle in Bad Salzuflen (Quelle: Staatsbad Salzuflen GmbH)

Stufe 4: Schrittweise Eröffnung der kurörtlichen Einrichtungen und ergänzende Nutzung der Digitalisierung zur Schaffung zusätzlicher Wertschöpfung und gezielten Besucherlenkung

Auch die Öffnung des Kurparks zum Saisonauftakt sowie die Eröffnung des in diesem Jahr fertiggestellten Erlebnisraumkonzeptes Sole & Kneipp in der Wandelhalle mussten zunächst verschoben werden. Beide Attraktionen konnten im Zuge der Lockerungen in den vergangenen Wochen für Einheimische und Gäste geöffnet werden und erfreuen sich seitdem großer Beliebtheit. Gerade tagestouristische Angebot spielen momentan eine wichtige Rolle für Heilbäder und Kurorte und auch alle weiteren touristische Destinationen. Die Einhaltung der Hygiene- und Sicherheitsvorschriften ist auch hier zu jedem Zeitpunkt gegeben, z.B. durch Beschränkung der Besucherzahlen und zahlreiche Hinweisschilder.

Schon seit einigen Jahren arbeitet Bad Salzuflen kontinuierlich an der Digitalisierung der gesamten Customer Journey. Unter anderem führte das Staatsbad 2018 die SalzuflenCard ein – eine der fortschrittlichsten Gäste- und Einwohnerkarten Deutschlands. Somit können im Zuge der Lockerungen und der (Wieder-) Eröffnung von Kurpark und Wandelhalle beispielsweise Besucherströme leicht gemessen und somit gezielt gelenkt werden. Auch der Einsatz sogenannter digitaler Chat Bots ermöglicht es dem Staatsbad, die wichtigsten Gästefragen auch außerhalb der Öffnungszeiten oder eben während des Corona-Lockdowns zu beantworten und somit den Kontakt zu den Besuchern zu halten.

Entdecken, entspannen, erleben in den Salzufler Parkwelten (Quelle: Staatsbad Salzuflen GmbH)

Zum Relaunch der Webpräsenz Ende 2019 wurde außerdem eine 360-Grad Virtual Reality Tour auf der Startseite integriert. So war auch während des Lockdowns ein digitaler Rundgang und die Veranschaulichung der Hauptattraktionen in Form eines virtuellen Erlebnisses für die Gäste möglich – gleichzeitig motiviert die Tour aber auch zu einem Vor-Ort-Besuch nach Corona.

Auf Basis dieser Maßnahmen ist die Staatsbad Salzuflen GmbH bisher gut durch die Krise gekommen. In den kommenden Monaten soll nun die Fortschreibung des Gesundheits- und Tourismuskonzeptes für Bad Salzuflen erfolgen, um auch in Zukunft den Herausforderungen und Nachwirkungen erfolgreich entgegenzuwirken, wettbewerbsfähig zu bleiben und den Salzufler Gästen einen sorgenfreien Urlaub ermöglichen zu können.


Erzählen Sie uns Ihre Geschichte!

Wie ist es Ihrer Destination in den vergangenen Wochen ergangen? Welche Learnings ziehen Sie aus der Krise und welche innovativen Maßnahmen werden gegebenenfalls auch zukünftig beibehalten? Gerne hören wir von Ihnen – Nutzen Sie die Kommentar-Funktion oder senden Sie uns eine Mail an kurorte@projectm.de.

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Impulsinvestitionen in Thermen und Bäder angesichts der Corona-Pandemie von größter Bedeutung

Thermenprojekte, ob Neubau oder Sanierung werden weiter umgesetzt. Sie stärken die Heilbäder und Kurorte in Deutschland in ihrer Funktion als Freizeit- und Tourismusstandort für Einheimische und Gäste sowie als Gesundheitskompetenzzentren. Auf diese Investitionen in moderne touristische Infrastruktur kommt es zur Zukunftssicherung an.

Bad Vilbel – 200 MIO. € Investition in einen Thermenkomplex

So entsteht, als entscheidender Schritt des von PROJECT M entwickelten Tourismuskonzeptes, nun voraussichtlich die nächste „Mega-Therme“ der Firma Wund in Bad Vilbel. Im hessischen Heilbad im Wetteraukreis sollen auf einem rund 150.000 m² großen Grundstück rund 200 Mio. € stufenweise bis 2024 investiert werden. Geplant ist eine der größten Thermenkomplexe Deutschlands, bestehend aus einem Thermalbad, einem Sauna- und Gesundheitsbereich sowie ein „Kommunalbad“ und ein Familienbad mit gestuften Eintrittspreisen für rund 1,3 Mio. Gäste pro Jahr (Link: https://www.fnp.de/lokales/wetteraukreis/mega-therme-vilbel-trotz-corona-laufen-vorbereitungen-zr-13345257.html). Ähnlich wie z.B. in Bad Wörishofen, Bad Salzuflen, Burg im Spreewald, Bad Rothenfelde oder Titisee ist mit dieser privaten Investition auch die möglichst dauerhafte Sicherung des Prädikates verbunden sowie die Stärkung des Images und der Wirtschaftskraft vor Ort.

Neue Mega-Therme trotzt Corona-Pandemie – Konkrete Pläne (Quelle: Thermengruppe Wund-Stiftung in Frankfurter neue Presse vom 17.06.2020 (https://www.fnp.de/lokales/wetteraukreis/mega-therme-vilbel-trotz-corona-laufen-vorbereitungen-zr-13345257.htm)

Bad Königshofen, Bad Brückenau, Südharz – Investition im ländlichen Raum

Dass es auch trotz der schwierigen Zeiten im kleineren Umfang geht, zeigen exemplarisch drei weitere von PROJECT M aktuell begleitete Thermenprojekte in Heilbädern und Kurorten im ländlichen Raum. So wird in Kürze das neu gebaute Kurmittelzentrum in der FrankenTherme Bad Königshofen (Landkreis Rhön-Grabfeld) eröffnet. Aufbauend auf einem modularen Zukunftsprogramm wurde nun mit RÖFE-Mitteln der erste Baustein zur Attraktivierung und Stärkung des Standortes sowie der Gesundheitskompetenz umgesetzt. In Bad Brückenau, am Fuße der Bayerischen Rhön, laufen die Vorbereitungen zur Modernisierung der Therme Sinnflut und in der Gemeinde Südharz in Sachsen-Anhalt der Thyragrotte.

Allen aufgeführten Konzepten ist gemein, dass sie auf dem örtlichen Heilmittel fußen, Teil eines größeren, gezielt entwickelten attraktiven Erlebnisraumes (z.B. im Zusammenhang mit Kurpark, Kurhaus o.ä.) sind und der „genetische Code“ für die (Neu)Gestaltung auf regionalen Materialien und Regionalität fußt. Außerdem erlaubt eine gute akustische und visuelle Raumteilung, trotz Kompaktheit der Anlagen, die gleichzeitige Vereinbarkeit verschiedener Zielgruppen und Interessen. Hinzu kommen noch möglichst geringe CO2-Emissionen durch ein nachhaltiges Energiekonzept, Barrierefreiheit und ein hohes Maß an Landschafts- und Naturverträglichkeit.     

Die aufgeführten Projekte führen auch nachweislich bereits in der Umsetzungsphase aber erst recht nach der Realisierung und in Zukunft zu weiteren Investitionen in die private und kommunale touristische Infrastruktur. So modernisieren exemplarisch Hotels ihre SPA/Wellness-Bereiche, verändern ihre gastronomischen Angebote und modernisieren ihre Zimmer. Aber auch die Innenstädte und meist umliegenden Kurparkanlagen werden auf einen neuen Stand gebracht. 

Frankentherme in Bad Königshofen (Quelle: https://www.frankentherme.de/)

Für die Zukunft der Heilbäder & Kurorte sind solche Investitionen in die freizeitbezogene und kurörtliche Infrastruktur von enormer Bedeutung und stärken auch langfristig die Versorgungsfunktion und damit die Zentralität der Orte für die lokale und regionale Bevölkerung. 

Sollten Sie ähnliche Erfahrungen gemacht haben oder Überlegungen zur Modernisierung ihrer kurörtlichen Infrastruktur, z.B. als Teil einer Gesamtentwicklungsstrategie, bestehen, dann teilen Sie doch diese gerne mit uns oder sprechen Sie uns an. Die Zukunft beginnt jetzt.

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1. Digitale Kurorte-Konferenz: Gemeinsame Position der Heilbäder & Kurorte für die Zeit nach der Krise gefordert – Fortsetzung bei 2. Konferenz am 06.05.20

Die 1. Digitale Kurorte-Konferenz von PROJECT M mit knapp 80 Entscheidern aus den Heilbädern und Kurorten brachte klare Impulse für die Vorbereitung des Neustarts nach der Krise. Im Kern ging es in zwei Workshop-Sequenzen und einer Podiumsdiskussion um die Fragen, wann und wie der Neustart erfolgen, in den Heil- und Kurbädern organisiert und gemanagt und wie ein Neustart aus gesundheitlicher und virologischer Sicht gestaltet werden kann. Ferner wurde über eine einheitliche Kommunikation in der aktuellen Situation und über zielgerichtete Angebote für die Nachsorge gesprochen.

Mit Vertretern aus Landesministerien, Landesheilbäderverbänden, Tourismus- und Kurdirektoren, Bürgermeistern und Leistungsträgern, Klinikchefs der Kurorte und Heilbäder sowie weiteren Interessierten aus ganz Deutschland wurden im Ergebnis folgende drei wesentliche Handlungsfelder herausgearbeitet, die es im Weiteren zu konkretisieren gilt:

  • Umgang in und mit der Krise (Innen- und Außenkommunikation, Krisenmanagement, etc.)
  • Angebots- und Produktentwicklung sowie Vertrieb im Hinblick auf relevante Marktsegmente mit Schwerpunkt auf Gesundheit sowie
  • “Systemrelevanz” und Bedeutsamkeit der Heilbäder und Kurorte als Kompetenz- und Versorgungszentren für Prävention und Nachsorge in und nach der Corona-Krise

Rolle und Bedeutung der Heilbäder und Kurorte in und nach der Corona-Krise

„Die Heilbäder- und Kurorte müssen sich auf einen starken dauerhaften Einbruch des etablierten Tourismus und auch Gesundheitstourismus auf bis zu zwei Jahren einstellen – und auch danach wird Vieles anders sein. Der Markt wird sich stark verändern. Die Kurorte und Heilbäder müssen jetzt ihre neue Rolle in dem Gesundheitssystem der Post-COVID-Zeit definieren und unverzüglich mit der Umsetzung beginnen“  so Dr. Andreas Keck, Geschäftsführer der KECK MEDICAL GmbH und des Syte Institute. „Systemrelevant ist das Angebot der Kur- und Heilbäder, da das Thema Gesundheit in und nach der Corona-Krise einen noch höheren Stellenwert erhalten wird. Die Angebote in den Kurorten und Heilbädern werden hierzu einen wichtigen Beitrag leisten.“, so Cornelius Obier, Geschäftsführer der PROJECT M GmbH.

Verständigung auf übergreifendes Positionspapier der Bundes- und Landesverbände  – Abstimmungstermin bereits nächste Woche

Gefordert wird ein gemeinsames bundes- und länderweit übergreifendes Positionspapier der Heilbäder und Kurorte. Ein klares Bekenntnis hierzu und der Aufruf zur Zusammenarbeit erfolgte auf dem Podium durch Herrn Stefan Krieger, Kurdirektor von Bad Salzuflen und Vorstandsmitglied im Nordrhein-Westfälischen Heilbäderverband e.V.. Diesem Bekenntnis schlossen sich in der Diskussion die anderen auf dem Podium anwesenden Vertretern vom Heilbäderverband Niedersachsen e.V. (Vorstandsmitglied Dr. Maik Fischer) und vom Bayerischen Heilbäderverband e.V. (Vorsitzender des Marketingausschusses Thomas Jahn) an. Weitere anwesende Landesverbände erklärten direkt ihre Bereitschaft zur aktiven Mitwirkung. So soll bereits nächste Woche ein Abstimmungstermin auch unter Mitwirkung des DHV stattfinden.

Wirken Sie mit: Befragung zu den Inhalten des Positionspapiers

In Vorbereitung dazu wird eine Kurzbefragung zu den Inhalten eines solchen Positionspapiers aus Sicht der Leser gestellt. Hierin können Sie die Inhalte des Positionspapiers mit begleiten. Beteiligen Sie sich gerne an der wöchentlich stattfindenden „Kurorte-Klima-Befragung“ auf diesem Blog!

Fortsetzung folgt: 2. digitale Kurorte-Konferenz findet am 06. Mai 2020

Eine zweite digitale Kurorte-Konferenz findet am 06. Mai 2020 statt und wird die Ergebnisse und Fragestellungen aus der ersten Veranstaltung aufnehmen und weiterentwickeln. Seien Sie dabei. Wir freuen uns auf Sie!

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1. Digitale Kurorte-Konferenz: Die Zeit für den Tourismus nach Corona wird kommen – Noch 10 Restplätze verfügbar!

Trotz der weiterhin anhaltenden Beschränkungen und Verbote im Freizeit- und Tourismussektor sollten und müssen wir uns heute schon auf einen Neustart vorbereitet, denn es wird auf für die Freizeit- und Tourismuswirtschaft eine Zeit nach Corona geben.

Die Corona-Krise stellt auch die Heilbäder und Kurorte in Deutschland aktuell vor größte Herausforderungen. Auch wenn beim Blick in die Zukunft angesichts der erheblichen Risiken und Unsicherheiten nach wie vor Vorsicht geboten ist, treten doch mit zunehmender Dauer der Krise auch die Chancen ins Blickfeld. Der Gesundheitstourismus in den Heilbädern und Kurorten könnte zu den touristischen Marktsegmenten gehören, die von der Krise profitieren: Reisen ins Ausland könnten auf kurze und mittlere Sicht angesichts des gesteigerten Sicherheitsbedürfnisses der Reisenden und der weiter bestehenden Einschränkungen gegen das Corona-Virus weniger gefragt sein. man kann davon ausgehen, dass sich das Reisegeschehen nach der Corona-Krise zunächst in die deutschen Reiseziele verlagert. Hiervon könnten solche Destinationen profitieren, die den Bedürfnissen nach Sicherheit und Gesundheit in besonderem Maße entsprechen – die Heilbäder und Kurorte in Deutschland.

Neustart im Tourismus – Vorbereitung ist das A und O.

Der Neustart sollte vorbereitet sein. Deshalb diskutieren wir gemeinsam mit Vertretern der Heilbäder und Kurorten sowie weiteren Interessierten im Rahmen einer virtuellen Podiumsdiskussion sowie Workshopsequenzen folgende Fragestellungen:

  • Wann und unter welchen Voraussetzungen glauben Sie wird es einen schrittweisen Neustart von Gesundheit und Tourismus in Heilbäder und Kurorte geben?
  • Wie organisiert und managet man den Neustart von Gesundheit und Tourismus in den Heilbädern und Kurorten?
  • Wie ist der Neustart aus gesundheitlicher und virologischer Sicht in den Heilbädern und Kurorten zu bewerten und zu gestalten? Worauf kommt an? Welche Lösungen gibt es?
  • Welche Herausforderungen und Probleme entstehen dabei in den Heilbädern und Kurorten?
  • Was ist für die Organisation und Management des Neustarts zu beachten?
  • Worauf kommt es bei Kommunikation, Information gegenüber Gästen, Einheimischen und Leistungsträgern in Heilbädern und Kurorten an?

Experten mit unterschiedlichen Blickwinkeln stehen Frage und Antwort.

Seien Sie gespannt und begrüßen Sie gemeinsam mit uns Experten aus der Branche:

  • Stefan Krieger, Geschäftsführer Staatsbad Salzuflen GmbH
  • Thomas Jahn, Geschäftsführer AIB-KUR GmbH & Co. KG & Marketingbeirat Bayerischer Heilbäderverband e.V.
  • Dr. Maik Fischer, Kurdirektor Staatsbad Pyrmont & Vorstandsmitglied Heilbäderverband Niedersachsen e.V.
  • Dr. Andreas Keck, Geschäftsführer KECK MEDICAL & Syte Institute

Die Moderation und Leitung der Workshops übernehmen unsere Gesundheitstourismus-Experten Cornelius Obier, Detlef Jarosch, Dr. Andreas Keck und Isabell Decker. Ihre Vorschläge und Ihr Engagement für den gemeinsamen Weg für den Neustart sind herzlich willkommen!

Tipp: Aktuell stehen noch 10 Restplätze für unsere 1. Kurorte-Konferenz zur Verfügung! Seien Sie schnell – die Plätze werden nach dem „first come – first serve“-Prinzip vergeben. Nutzen Sie den Anmeldungslink!

Zusätzlich möchten wir auch heute schon auf den zweiten Teil der Kurorte-Konferenz aufmerksam machen. Diese findet am 6. Mai um 15:00 Uhr statt. Die Registrierung ist ab Donnerstag, dem 23. April HIER möglich. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!

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Umfrage – Kurorte-Klima: Überblick über die aktuelle Geschäftslage und Auswirkungen auf Heilbäder und Kurorte – Die 3. Woche.

Der 19. April, der Tag an dem Bundes- und Landesregierungen mögliche Lockerungen der Schutzmaßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie umsetzen könnten, rückt immer näher. Nichtsdestotrotz verzeichnen wir weltweit über 1.407.000 Infektionsfälle durch das Coronavirus (COVID-19). Mehr als 106.700 der Infektionsfälle werden in Deutschland gemeldet (Johns Hopkins University, Stand: 07.04.2020, 20:25 Uhr). Die Zahlen der Corona-Virusinfektionen steigen weiterhin. Aber: Die Ausbreitung verlangsamt sich gemessen an der Verdoppelungszeit. Diese gibt an wie schnell sich das Virus verbreitet. In Deutschland verzeichnen wir aktuell eine Verdoppelung innerhalb von 11,8 Tagen (Johns-Hopkins-Universität CSSE/Landesbehörden/SZ), Tendenz steigend. Die Hoffnung auf Lockerung besteht von vielen Seiten und wird herbeigesehnt.

Unser Nachbarland Österreich kann heute eine Verdoppelungszeit von 25,1 Tage verzeichnen. Nicht zuletzt haben strenge Schutzmaßnahmen, Ausgangssperren und Quarantäne-Verordnungen dazu beigetragen die Pandemie zum Abflauen zu bringen. Entsprechend stellte Bundeskanzler Kurz gestern einen Stufenplan mit besonderen Sicherheitsvorschriften für schrittweise Geschäftsöffnungen vor.

Hoffnung und positivere Annahmen für die Geschäftserwartung.

Auch in unserer Kurzbefragung zeigen sich in dieser Woche Hoffnung und positive Erwartungen. Ein vorsichtiger Blick in Richtung „Wiederaufbau“ und erste Gedanken zu möglichen Lockerungen sind erkennbar. Die Geschäftserwartungen für die nächsten drei Monate sind zunehmend positiv. Die Spitze der Belastung, der „Bodensatz“, scheint erreicht zu sein. Nichtsdestotrotz, die Geschäftslage zeigt aktuell keine Veränderung.

Dies spiegelt sich auch in den Rückgängen und Neubuchungen wider. Die Zahlen des ersten Quartals liegen vor und zeigen einen rapiden Rückgang gegenüber dem Vorjahr. Über 60% der Teilnehmer geben an im ersten Quartal maximal 50% ihrer prognostizierten Gästezahlen realisiert zu haben. Der Rückgang ist größer als erwartet. Auch das zweite Quartal sieht im Vergleich zur letzten Befragungswoche schlechter aus. Die Rückgänge von über 75% steigen um 14,7 Prozentpunkte auf einen Anteil von 57,1% an. Die Bewertungen und die Zurückhaltung der Teilnehmer sind nachvollziehbar, denn die aktuelle Situation und die Zukunft sind heute noch unklar. Die Neubuchungen sind im Vergleich zur letzten Befragungswoche nahezu unverändert, aber es gibt kleine Lichtblicke. Auch hier fördern vereinzelte Neubuchungen die Hoffnung und Erwartungen auf Besserung. Ein klares Bild ist bisher nicht erkennbar.

Instrument Kurzarbeit greift und sichert Arbeitsplätze

Die Maßnahmen zur Kostenreduzierung sind hingegen eindeutig: Die Verschiebung von Ersatz-/ und Neuinvestitionen sowie die Kürzung des (Markting-) Budgets sind weiterhin Schlüsselwerkzeuge. Hinzu kommt das Instrument Kurzarbeit, welches flächendeckend genutzt wird, um einerseits in Unternehmen die Personalkosten zu senken und damit die Unternehmen wirtschaftlich zu entlasten und andererseits, um viele Arbeitnehmer vor dem Absturz in die Arbeitslosigkeit zu bewahren. Auch diese Aussagen der Teilnehmer zeigen einen eher positiven Blick in die Zukunft, denn die Anzahl der Entlassungen ist marginal.

Ein Blick in die Heilbäder und Kurorte: Ruf nach speziellen staatlichen Hilfen für die Orte wird lauter.

Der Ruf nach speziellen staatlichen Hilfen für Heilbäder & Kurorte zur Aufrechterhaltung der Versorgungs- und Kompetenzträgerfunktion, z.B. für den Betrieb von Thermen & Bädern, Kurmittelhäusern, Kurhäusern o.ä., wird auch aufgrund der Notwendigkeit der Schließung derselben und damit verbundener enormer Einnahmeausfälle immer lauter. Bisherige staatliche Unterstützungen und Fördermaßnahmen auf Bundes- und Landesebene sind wie bekannt v.a. auf die (kurzfristige) Liquiditätssicherung privater Unternehmen ausgerichtet und berücksichtigen dabei nicht unbedingt die spezielle Situation in den Heilbädern & Kurorten, mit den prädikatsbezogenen Verpflichtungen, die die Orte erfüllen müssen. Viele Kurdirektoren finden heute keine Antwort auf die Frage: „Wie kann bei meist stark beanspruchten kommunalen Haushalten eine Kompensation von weggefallenen Kurbeiträgen durch Einbruch bei Übernachtungs- und auch Tagesgästen mit Kurkarte erfolgen?“ Die Mittel werden auch für Unterhalt und Pflege der Einrichtungen, aber auch zur Finanzierung des Kur- und Tourismusbetriebes allgemein verwendet. Sie beschäftigen deshalb jetzt schon die Fragen: „Wo müssen notfalls auch nach einer möglichen Lockerung beim Betrieb der kurörtlichen Infrastruktur Einsparungen vorgenommen werden, ohne die Funktion aufgeben zu müssen?“ und „Welche gezielten Unterstützungen der Reha-Kliniken sind möglich, die v.a. für die Corona-Nachsorge und auch als medizinisch-therapeutische Kompetenzträger in den Orten gebraucht werden?“ Klar ist, Heilbäder und Kurorte, denen große Chancen für die Zukunft prognostiziert werden, können ihre Potenziale nur nutzen, wenn sie die jetzige Extremsituation mit Erhalt der wesentlichen Strukturen überstehen.

Diese und weitere Fragen möchten wir gerne mit Ihnen in Erweiterung unserer Umfrage zum Kurorte-Klima und in einer speziellen digitalen Kurorte-Konferenz am 22. April 2020 diskutieren. Noch sind für die Kurorte-Konferenz ein paar Anmeldeplätze vorhanden. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!

Gerne möchten wir Sie heute schon bitten, sich an der Befragung auch in den kommenden Wochen zu beteiligen. Über die Osterfeiertage werden wir das Kurorte-Klima in einen Zwei-Wochen-Rhythmus bringen. Das nächste Kurorte-Klima wird am 21.04.2020 veröffentlicht. Haben Sie Rückfragen? Sprechen Sie uns gerne an.

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Sanus per Aquam – Thermen und Bäder als stark betroffene Einrichtungen der Daseinsvorsorge in der Corona-Krise mit großen Potenzialen danach

Die Bedeutung von Thermen und Bädern für Heilbäder und Kurorte steht außer Frage. Jährlich finden ca. 6,7 Mio. Reisen im Kontext von Erlebnis-/ Thermalbädern in Deutschland statt. Seit Anfang März wurden aufgrund behördlicher Anordnung nach und nach alle Schwimmbäder in Deutschland geschlossen. Durch die bundesweit verordneten Ausgangsbeschränkungen ist eine Wiedereröffnung auf unbestimmte Zeit ausgesetzt.

Wellnessmarkt Deutschland insgesamt und nach einzelnen Bereichen
(Darstellung nach:   beauty27/GfK/Wellness-Hotels & Resorts; 2018, www.beauty24.de)

Schließung in der Hauptumsatzzeit Frühjahr erhöht die Defizite der Bäder & Thermen weiter

Alleine in den Monaten März und April werden normalerweise insgesamt 16% der jährlichen Eintritte in Thermen und Bädern verzeichnet (dwif – Corona-Kompass). In diesen Monaten zählen „Besuch von Thermen, Wellnesseinrichtungen, Schwimmen und Wassersport“ zu den TOP-10 Aktivitäten von Tagesausflüglern. Die direkten wirtschaftlichen Einbußen für die Betreiber der Einrichtungen sind daher enorm: Je nach Größe des Betriebes kann mit einem Umsatzverlust von 50.000 – 100.000 € pro Woche gerechnet werden – von den indirekten und induzierten volkswirtschaftlichen Folgen ganz zu schweigen. Rücklagen sind in den oftmals defizitären Betrieben kaum vorhanden. Personal-, Energie- sowie intensive Reparatur- & Instandhaltungskosten übersteigen in vielen Fällen 50-60 % der Einnahmen. Hinzu kommen Ausfälle von Pachteinnahmen durch vermietete Flächen an Gastronomen, Wellness-/Therapieanbieter etc. Auch vorhandene Querfinanzierungen durch angedockte Hotels oder Wohnmobilstellplätze fallen komplett aus.

Herr Werner Angermüller (Geschäftsführer der Kur-Betriebs GmbH Bad Königshofen) konnte in den ersten beiden Monaten des Jahres ein Plus von 4-5% bei Ankünften, Übernachtungen und Thermengästen verzeichnen. Seit Mitte März ist der Betrieb des Bades nun vollkommen zum Erliegen gekommen. „Wir haben neben dem Bad auch noch eine Tourist-Info und die Kurmittel- bzw. Therapieabteilung in der FrankenTherme. Aber außer einigen Notfall-Behandlungen, wie sie z.B. nach Operationen notwendig sind, findet auch hier nichts mehr statt.“

Durch den Wegfall der Einnahmen in den kommenden Wochen wird der Zuschussbedarf von Seiten der ohnehin schon unter Duck stehenden Kommunen, Länder oder sonstigen Shareholdern weiter steigen.

Professionelles Stand-By, statt Schließung und Herunterfahren – Kostensenkungsmaßnahmen umsetzen

Wie in den meisten Betrieben müssen schnelle Entscheidungen v.a. zur Liquiditätssicherung getroffen werden: Resturlaube und einen Teil des Jahresurlaubs beanspruchen lassen, Überstundenabbau, nach und nach Übergang in die Kurzarbeit sowie Inanspruchnahme von Soforthilfen sind ein Teil der Möglichkeiten. Das Herunterfahren des Betriebs, dabei u.a. die Reduktion der Temperaturen im Wasser und der Luft auf ein mit der Kubatur verträgliches Niveau senken die Betriebskosten zudem.

Das Thema Personalmanagement ist in der Krisenzeit wichtiger denn je. Ein funktionierendes Team ist für den Stand-By, aber vor allem für die Inbetriebnahme von höchster Bedeutung: „Vor sechs Wochen haben wir uns darüber unterhalten, wie wir Fachpersonal zu uns in den ländlichen Raum bekommen“, so Herr Angermüller. „Jetzt sprechen wir von Kurzarbeit und schicken unsere Angestellten in den Urlaub. Gerade jetzt sehen wir wie wichtig es ist, ein engagiertes und eingespieltes Team zu haben. Meine Mitarbeiter durch die Krise zu bringen, um gemeinsam wieder durchstarten zu können, ist für mich derzeit das Wichtigste!“

„In der unfreiwillig gewonnen Zeit versuchen wir so gut es geht unser Personal zu schulen“, erklärt zum Beispiel auch Herr Jürgen Ankenbrand, Betriebsleiter der Therme Sinnflut in Bad Brückenau, verweist aber gleichzeitig darauf, dass das Kontaktverbot auch hier zum großen Teil den Einsatz der Digitalisierung bedingt. „Wie lange noch geschlossen bleiben wird, das weiß heute niemand genau. Aber wir könnten den kompletten Betrieb binnen maximal zwei Wochen komplett wieder hochfahren“.

Wie ein professionelles „Stand-By“ oder ein „Pandemieplan für Bäder“ aussehen kann, hat die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen e.V. in mehreren Leitfäden zusammengetragen und stellt diese, sowie ausgewählte Richtlinien (u.a. zum Teillastbetrieb) kostenlos auf der Homepage www.baederportal.de zur Verfügung. Dabei spielen neben den technischen Voraussetzungen auch Maßnahmen zur Aufgabenverteilung und Mitarbeitermotivation eine wichtige Rolle.

Hohe Bedeutung von Thermen & Bädern nach der Krise als Refugium, zur Stärkung der Abwehrkräfte sowie zum Auftanken und Abschalten

Wie lange und tiefgreifend die Auswirkungen von COVID19 noch gehen werden kann zum jetzigen Zeitpunkt niemand voraussagen. Wovon wir an dieser Stelle zum jetzigen Zeitpunkt jedoch ausgehen – oder zumindest hoffen – können, sind die folgenden Punkte:

  1. Sobald Ausgangssperren und Reiseeinschränkungen aufgehoben sind, werden v.a. Tagesreisen in der Region und im Inland/Bundesland wieder unternommen – das Reiseverhalten wird zumindest kurz- bis mittelfristig nicht wie gewohnt stattfinden und sich in kleineren Radien bewegen. Etwas „Echtes“ und „Vertrautes“, das Stückchen Heimat wird für Menschen wichtiger sein. Der Geldbeutel wird nach Corona im Durchschnitt kleiner sein und der Urlaub und die Freizeitgestaltung entsprechend angepasst werden müssen. Die Leistungsanbieter müssen sich auf eine höhere Preis-Leistungs-Sensibilität und steigende Qualitäts- v.a. Hygieneerwartungen einstellen.   
  2. Die Krise wird beiderlei hervorrufen: Diejenigen, die ihre „Gefangenschaft und Lethargie“ durch Extreme und Abenteuer kompensieren wollen und diejenigen, die durch die Herausforderungen und den psychischen Stress der letzten Wochen Abstand und Ruhe gewinnen wollen. Die Wiedereröffnung der Freizeiteinrichtungen nach COVID 19 wird sukzessive erfolgen. Dabei sind Thermen & Bäder wesentliche Einrichtungen: Durch das Chlor besteht keine Übertragungsgefahr des Erregers durch das Wasser (Stand 24.03.2020). Zudem wird nach der Krise ein erhöhter Bedarf an Entspannung und körperlichem Wohlbefinden bei den Menschen vorhanden sein.
  3. Themen wie Gesundheit und Gesundheitsversorgung, Prävention und Resilienz werden künftig grundsätzlich weiter an Bedeutung gewinnen. Dabei spielen Thermen und Bäder eine wichtige Rolle als Grunddaseinsversorgungseinrichtung mit hohem gesundheitlichem Mehrwert. Für die älter werdende Bevölkerung (also eine der heutigen Risikogruppen) spielten Thermen und Kurmittelabteilungen aufgrund ihrer Angebotsstruktur und hohen Angebotsqualität eine große Bedeutung als gut erreichbare Einrichtung zur Gesundheitsversorgung und –vorsorge. Wie wichtig ein gesunder Körper gerade im Alter ist und welche Vorteile ein gesunder Lebensstil bietet ist spätestens jetzt überall in der Gesellschaft angekommen.

Vielleicht schafft es die Krise sogar ein Umdenken im Gesundheitswesen einzuläuten, von dem dann die Heilmittel und somit die Gesundheitsanbieter in Heilbädern und Kurorten profitieren. Die Notwendigkeit einer Repositionierung und Neubewertung der Prioritäten auch mit Blick auf Rehabilitation Kuration und Prävention sowie Resilienz ist jedenfalls eines der Learnings, die aus der Corona-Krise gezogen werden können. Gesundheitsorientierte Thermen können hier in jedem Fall künftig eine bedeutende Rolle einnehmen.

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