UNESCO-Weltnaturerbe: Welterbe-Status als die Chance für Kurorte

Als einer von elf Kurorten aus sieben europäischen Ländern bewirbt sich Bad Kissingen um die Aufnahme auf die UNESCO-Welterbeliste. Neben Bad Kissingen sind auch Bad Ems (Rheinland-Pfalz) und Baden-Baden (Baden-Württemberg) Anwärter auf den Titel „UNESCO-Weltkulturerbe“.

Nachdem die elf Städte mehrere Jahre lang an dem gemeinsamen Antrag gearbeitet haben, wurde die Bewerbung am 1. Februar 2019 vom tschechischen Botschafter an das UNESCO-Headquarters in Paris überreicht. Nun heißt es Daumen drücken, denn alle Städte der „Great Spas of Europe“ werden von Spezialisten der ICOMOS, der Beratungsorganisation für die UNESCO, besucht. Die Entscheidung wird auf der Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees im Sommer 2020 gefällt.

Nomination Dossier: 1.434 Seiten, 6 Bände, 5,3 Kilogramm

Maßgebend für den Erhalt des Titels als UNESCO-Welterbestätte ist der außergewöhnliche universelle Wert einer Kultur- oder Naturstätte. Die elf Kurorte*, die die „Great Spaso of Europe“ bilden, verbindet ihre lange Kurorttradition. Kurbäder stellen seit jeher einen bedeutsamen Teil der Kulturgeschichte Europas dar, besonders im 19. Jahrhundert verfügten sie über eine weltweite Ausstrahlung. Das von ihnen entwickelte Kurwesen setzte wichtige Impulse für die Entwicklung der modernen Medizin und der Freizeit- und Tourismusindustrie. Den Orten gemein ist, dass sie die signifikanten Merkmale eines „Weltbads“ aufweisen: die Stadtstruktur mit Kur-, Villen- und Versorgungsvierteln, eine Vielzahl an Gärten und Parks und den fließenden Übergang in die umgebende Landschaft. Diese Charakteristika bewahren die beteiligten Orte bis heute für die Trink- und Badekur, für Sport und Unterhaltung sowie für Kultur und gesellschaftliches Leben.    

Bad Kissingen (Quelle: pixabay)

In Bad Kissingen lassen sich diese typischen baulichen und gestalterischen Charakteristika von Kurorten wiederfinden.  Die zahlreichen historischen Bauten tragen deutliche Spuren von König Ludwig I. von Bayern und der Prinzregentenzeit. Bei dem vorgeschlagenen Stadtgebiet handelt es sich um ein städtebaulich bewusst geplantes Viertel. Es enthält die wesentlichen Bautypen eines Kurbads: Gesellschaftskurhaus, Wandelhalle, Wandelgang und Badehaus, dazu den Kurgarten, den Luitpoldpark und spezifische Bauten, wie den Arkadenbau, den Regentenbau und den Konversationssaal.

Vom Weltbad zum Gesundheitsstandort für gesunden Lebensstil und mentale Gesundheit

Vielerorts stellt der Welterbe-Status einen Segen für ihre Tourismusentwicklung dar und lässt die Gästezahlen beachtlich steigen. Für Bad Kissingen ist das Projekt UNESCO-Welterbe eine erfolgsversprechende Chance, das reichhaltige materielle und immaterielle Erbe herauszustellen. Das Prädikat kann dazu beitragen, weitere Gäste auf den Kurort und seinen kulturellen Reichtum aufmerksam zu machen und die Einbindung Bad Kissingens in die vielfältige europäische Kurtradition zu verdeutlichen. Gleichzeitig ist der Schutz der Welterbestätten ein wichtiges Anliegen der UNESCO. Durch eine Vernetzung der Welterbestätten und Hilfestellungen wie das „World Heritage Sustainable Tourism Toolkit“ unterstützt die UNESCO die Stätten bei einer nachhaltigen Entwicklung ihrer touristischen Aktivitäten.

* Bad Ems (Rheinland-Pfalz) und Baden-Baden (Baden-Württemberg), Karlsbad, Marienbad und Franzensbad (alle Tschechien) sowie Spa (Belgien), Vichy (Frankreich), Baden (Österreich), Montecatini Terme (Italien) und Bath (England).


Geschrieben von Cornelius Obier und Adina Pannicke

Cornelius Obier

Ich bin Geschäftsführer der PROJECT M GmbH, einer im Gesundheits- und Medizintourismus führenden Unternehmensberatung im deutschsprachigen Raum. Gesundheits- und Medizin-tourismus gehört seit vielen Jahren zu meinen „Steckenpferden“. Seit 1996 habe ich in diesem Markt eine Vielzahl von Beratungsprojekten geleitet, bin Autor mehrerer Fachstudien, werde oft als Moderator oder Referent eingeladen. Medizin und Gesundheit auf der einen, Tou- rismus auf der anderen Seite: Mitunter finden die beiden Branchen nicht leicht zusammen. Ich kenne beide Seiten sehr gut und verstehe mich als Inspirator und Brückenbauer.



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