Wald und Gesundheit – das Thema brennt vielen Akteuren unter den Fingernägeln

Als ich den Artikel vom 13. Oktober über den Zusammenhang zwischen Waldluft und Gesundheit schrieb, war mir bewusst, dass das Thema „Wald und Gesundheit“ auf der einen Seite ein hoch spannendes und an Bedeutung gewinnendes Thema ist, auf der anderen Seite jedoch nach wie vor ein Randthema im aktuellen gesundheitstouristischen Markt darstellt. In den letzen beiden Monaten habe ich mit Freude wahrgenommen, dass dem Thema von unterschiedlichen Seiten eine immer größere Bedeutung beigemessen wird. Wie Frau Dr. Groß von der Hochschule Harz richtigerweise den Artikel vom 13. Oktober kommentierte, ist die Thüringische Waldwellness eine sehr interessante und gelungene Herangehensweise und Verbindung zwischen der größten Naturressource Deutschlands (32% Deutschlands sind bewaldet; Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, 2016) und dem vermarktungswirksamen Themenfeld Wellness. Besonders das Angebot Yoga über den Baumwipfeln empfinde ich als gelungenes und attraktiv vermarktbares Angebot.

Quelle: http://www.badlangensalza.de/erleben/baumkronenpfad/waldwellness/

Doch nicht nur in Deutschland steht der Wald auf der Agenda der gesundheitstouristischen Akteure. Auch unsere österreichischen Nachbarn fokussieren dieses Thema. Das Bundesland Niederösterreich, zu 40 % bewaldet, erachtet das Thema als zukunftsträchtig. Vor allem das Waldviertel ist natürlich prädestiniert zur thematischen Inszenierung dieses Themas. Neben einer rein thematischen Aufladung des Themas sollen hier auch greifbare,  regionalwirtschaftsfördernde Maßnahmen angegangen werden, indem Wald-Therapeuten-Ausbildungen und somit ein neuer Arbeitsmarkt geschaffen werden soll. Als Orientierungsbeispiel dient hierfür das Land Mecklenburg-Vorpommern, dessen Initiative ich im letzten Artikel beschrieb.

Quelle: http://noe.orf.at/news/stories/2811381/

Die angeführten Beispiele veranschaulichen, dass wir zu Recht das Thema Wald und Gesundheit in den Fokus gerückt haben. Eine erfolgreiche  touristische Produktentwicklung in diesem Bereich bedarf jedoch der Kenntnis der spezifischen Rahmenbedingungen und einiger Instrumente aus der touristischen Werkzeugkiste. Dies ist aus meiner Sicht vor allem die Überzeugung, dass das Produkt wirksam ist und die Versprechungen erfüllt. Für diese Überzeugung existieren inzwischen einige wissenschaftliche Belege. So reduzieren Waldaufenthalte den Stress-Index Cortisol signifikant (Beil & Hanes, 2013; Tsunetsugu et al., 2013). Ein tendenziell niedriger Blutdruck  und eine angepasste Pulsfrequenz sind die positiven Folgen. Neben positiven physiologischen rufen Waldaufenthalte auch positive psychologische Wirkungen hervor. Bereits nach kurzen Waldaufenthalten zeigt sich eine Zunahme positiver Emotionen: Personen fühlten sich erfrischter, erholter und tatkräftiger (Mao et al., 2012; Lee et al., 2011; Morita et al., 2007) und zeigen eine verringerte subjektive  Stresswahrnehmung (Beil & Hanes, 2013).

Ein weiterer wichtiger Punkt und in der Öffentlichkeit wenig beachteter Faktor bei Waldaufenthalten ist die Eigenheit der Waldbesitzverhältnisse. Im Bereich von Wäldern in öffentlicher Hand ist dieser Faktor bei Unterstützung der zuständigen Forstverwaltung mit weniger Koordinierungsaufwand verbunden. Die oftmals kleinteilige Situation der Waldbesitzverhältnisse in Deutschland legt aber mancherorts eine andere Situation zugrunde. Und mit dieser Situation sind viele Destinationen in Deutschland konfrontiert, da 48% der deutschen Wälder in Privatbesitz befindlich sind.

Quelle: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, 2016

Hier sind gerade für kommerzielle Produkte die frühzeitige Einbindung privater Waldbesitzer und deren Partizipation von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung der Angebote und Produkte. Wenn dann die Überzeugung und die Berücksichtigung der Rahmenbedingungen zusammen kommen mit einer zielgruppengerechten Zuspitzung der Angebote, können zunehmend mehr Gäste für unsere indigene Gesundheitsinfrastruktur begeistert und attraktive, wertschöpfungsgenerierende Angebote, abgestimmt mit den weiteren Wald-Interessensgruppen, am Markt platziert werden.


Geschrieben von Felix Wölfle

Viele unserer Artgenossen sourcen ihre Gesundheit an den ersten Gesundheitsmarkt out, ohne sich eigene Gedanken zu machen. Doch wir sind mit unserem Lebensstil vor allem selbst für sie verantwortlich. Daher liegt mir die Bewusstmachung der Eigenverantwortung am Herzen. Als Senior Consultant bei der PROJECT M GmbH helfe ich der Tourismusbranche, die Eigenverantwortung der Gäste und Einheimischen zu stärken und den Gesundheitstourismus an den Signalen der Bevölkerung auszurichten. Dies habe ich bereits vor, während und nach meiner Promotion an der Sporthochschule Köln in vielen Projekten umgesetzt.


1 Kommentare

  1. […] Als ich den Artikel vom 13. Oktober über den Zusammenhang zwischen Waldluft und Gesundheit schrieb, war mir bewusst, dass das Thema „Wald und Gesundheit“ auf der einen Seite ein hoch spannendes und an Bedeutung gewinnendes Thema ist, auf der anderen Seite jedoch nach wie vor ein Randthema im aktuellen gesundheitstouristischen Markt darstellt. In den letzen beiden Monaten habe ich mit Freude wahrgenommen, dass dem Thema von unterschiedlichen Seiten eine immer größere Bedeutung beigemessen wird. Wie Frau Dr. Groß von der Hochschule Harz richtigerweise den Artikel vom 13. Oktober kommentierte, ist die Thüringische Waldwellness eine sehr interessante und gelungene Herangehensweise und Verbindung zwischen der größten Naturressource Deutschlands (32% Deutschlands sind bewaldet; Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, 2016) und dem vermarktungswirksamen Themenfeld Wellness. Besonders das Angebot Yoga über den Baumwipfeln empfinde ich als gelungenes und attraktiv vermarktbares Angebot.  […]

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